Vertrau mir

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Gendry. Irgendwo hatte sie schon einmal diesen Namen gehört, nur wusste sie bei allen Göttern nicht mehr wann. Gendry bot ihr seinen Arm an, um sie ins Zelt zu geleiten. Er öffnete die schweren Seitenvorhänge und bat sie höflich herein. "Woher wusstet ihr, dass ich gefangen wurde? Und vor allem woher, dass ich aus Winterfell komme? Ich entsinne mich nicht euch bereits vorgestellt worden zu sein." Ihr Retter setzte sich auf einen provisorischen Hocker und wusch sich langsam sein und das viele fremde Blut ab. Seine Hand glitt in den warmen Eimer und er begann zu erzählen: "Ihr wart doch in Königsmund vor geraumer Zeit, und auch als einfacher Schmied bekommt man königlichen Tratsch zu hören. Das, und eure Schwester kann sehr bildlich erzählen." Ihre blauen Augen weiteten sich: "Wie? Ihr kennt meine Schwester?" "Ich habe sie sehr zu schätzen gelernt, aber das ist eine andere Geschichte. Haben die Männer euch irgendwie weh getan? Ihr seid sicher nicht sehr gut behandelt worden." Ein weiteres mal wusch er den blutgetränkten Schwamm aus. "Ich wurde weitestgehend gut behandelt nur die letzten Tage waren etwas kräftezehrender." Besorgt mussterte er sie: "Wir besitzen hier leider keinen neuen Kleider, ich könnte euch nur ein Leinenhemd anbieten. Mal davon abgesehen wie kommt ihr hier überhaupt her? Sollten wir uns alle nicht mit Jon weiter unten treffen? Und warum seid ihr nicht mit Lord Baelish unterwegs? Wenn ihr möchtet, geh ich schnell etwas aus der Vorratskammer holen und ihr könnt euch hier etwas ausruhen, bevor ihr antwortet. Oh, Verzeihung Mylady, natürlich nur wenn ihr wollt." Die Lady strich sich einige Haarsträhnen hinters Ohr und entgegnete: "Natürlich will ich euch berichten, aber ihr seid stark verwundet, lasst mich oder jemand anderen Essen holen." Gendry lachte nur, sodass noch weiteres Blut aus seiner Kopfwunde lief. "Ach, ich verbitte es mir jemanden zu befehligen, Aufgaben zu erledigen, die ich selbst auch schaffe. Es dauert nicht lange wartet hier. Ich sag bescheid, dass sie euch auch ein warmen Eimer Wasser bereit zustellen. Ich glaube euren Füßen könnte das gut tun." Und schon sah Sansa ihn nur noch von hinten. Das war wirklich ein Zufall. Ausgerechnet einen Verbündeten treffen, und dann so einen tief verbundenen wie ihn. Obwohl er sehr zuvorkommend war, war es trotzdem komisch für Sansa, dass keine Gefolgsleute Wasser und Brot brachten. Die braune Zelttür öffnete sich ein weiteres Mal. "Der Eimer ist gleich fertig. Leider haben wir nur noch Brot und  salzigen Schinken. Ist wohl kein königliches Festessen, aber besser als nichts oder?" Sein Grinsen traf Sansa. Es war so ehrlich, oder er sollte der beste Schauspieler der Welt sein. Sogleich erzählte sie wie ein Wasserfall. Von Eugen und Zed, den Tunnelsystem, dem Verhör und ihrer Flucht. "Und wo ist Lord Baelish nun? Halten sie ihn fest?" Dieses Detail hatte sie verschwiegen. "Er ist nicht mehr zu retten ..." Das stimmte sogar. Dann verlief ihr Gespräch Richtung Gendrys Vergangenheit, Arya und seiner Verbundenheit gegenüber Jon. "Ach, ihr hattet doch angeboten ein Leinenhemd zu besitzen. Steht das Angebot noch? Und hättet ihr vielleicht eine alte Decke?" Behände richtete er sich auf und öffnete eine Holztruhe. "Hier bitte, ich wusste nicht einmal warum Jon mir soviel Hemden einpacken ließ." Er händigte ihr ein rötlich braunes aus und streifte sein zerfetztes über. Unter dem Hemd versteckte er viele Muskeln. Sein Körper war geprägt von viel harter, körperlicher Arbeit. Sansa richtete ihren Blick auf ihr neues Hemd und hatte schon eine gewisse Vorstellung. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich ein Kleid selber schneiderte, nur war es damals vor vielen Jahren zum Besuch der Königsfamilie gewesen, und gänzlich andere Umstände. Aus dem Leinentuch, was Gendry noch weiter unten aus der Truhe heraus kramte, würde sie ein langen Rock fertigen, mit einem langen Schlitz bis über dem Knie. Der Schnitt sollte nächstes mal ermöglichen sich in einer Notsituation zu wehren, auch wenn Sansa natürlich hoffte, dass sie nur paranoid war. So saßen die beiden noch bis spät in die Nacht zusammen. Die Lady nähte ihr Kleid und der Held beobachte jeden ihrer Stiche. "Lady Sansa, ihr seid sehr geschickt mit eurer Nadel." "Und ihr mit dem Hammer." "Das liegt wohl an den Genen. Sagt, ihr kanntet meinen Vater, wie war er?" Sansa erblickte etwas trauriges in seinem Blick. Sie dachte an den weinliebenden König. "Er war ein Kämpfer. Geboren für Gerechtigkeit, nur nicht für den Thron würde ich sagen." Er goss sich etwas Wein ein. "Also das mit dem Hammer und dem Wein haben wir gemeinsam. Ach seitdem es mir möglich ist so viel zu Trinken, macht man es einfach viel häufiger. Darf ich euch auch nachschenken?" Sie nickte nur und als sie anstoßen klirrten die Gläser leise. "Auf eine beginnende Freundschaft und viele glückliche Zeiten." Die beiden blickten sich tief in die Augen.

Don't trust me, SweetlingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt