Der Raum war hell beleuchtet durch Kronleuchter und vereinzelte Kerzen. Aus reiner Interesse an einem ruhigen Abend trafen sich die vier der Planung: Ser Davos, Lady Sansa, Gendry Baratheon und einen von Jon zurück gelassenen höheren Offizier und Petyr Baelishs der zu ihnen stieß. Draußen war das Ambiente geschmückt durch viele unterschiedliche Laternen aus Pergament. Als Petyr den kupfernen Knauf drehte blickte er in eine gerade mal zwei Zimmer große Stube. Bilder der Vorbesitzer hingen an den Wänden, Zeichnungen und große Karten. Die vier waren schon heftig dabei zu diskutieren, als sie auf ihn aufmerksam wurden. Alle hoben ihr jeweiliges Glas, wobei Ser Davos ziemlich skeptisch ihn musterte. „Lord Baelishs setzt euch zu uns! Ser Redwood hat uns dieses Lokal empfohlen, man fühlt sich gleich wie zuhause, nicht wahr?" Petyr nickte ihm mit einem seiner klassischen Grinsen zu. „Oh ja, wirklich ein außergewöhnliches Ambiente." Er nahm Platz neben Sansa Stark, die auf der gepolsterten Bank ein Stück gerutscht war. Auf dem hellen, hölzernen Tisch lag die Karte Westeros und Münzen mit dem Symbol des Schattenwolfes direkt auf der Stadt im Osten in der sie sich befanden. Und sobald er sich gesetzt hatte verfielen sie in eine heftige Diskussion. Ser Davos und Gendry wollten weiter zu Fuß unterwegs sein, um die Fährte von Jon abzulenken und Hinterhalte zu vereiteln. Sansa jedoch wollte das Wohl ihrer Begleiter nicht aufs Spiel setzen. „Es kann so nicht weiter gehen! Erst Rosengarten danach Casterlystein", fing Sansa an, „Wir kämpfen doch auf der selben Seite. Obwohl Lady Olenna eine starke, intelligente Frau war, mussten trotzdem viele neue Verbündete mit ihr sterben aufgrund von solcher habgierigen Taktiken aus dem Süden. Wir können nicht darauf warten, dass uns jemand angreift in der stillen Hoffnung die Kräfte zu spalten." Ser Davos antwortete völlig sachlich: „Es herrschen Unruhen im Lande, unabhängig welcher Lord oder welche Lady durch die Ländereien ziehen."
Nun mischte sich auch Ser Redwood, der oberste Offizier, ein: „Ich setze ungern unnötig viele Leben aufs Spiel. Und wenn Cersei mit gezinkten Karten spielt, dann können wir unmöglich aufs Meer, denn ihr habt doch von Euron gehört. Dieser Bastard setzt alles auf die Chance als König und er ist uns weitaus überlegen, auf See. Jedoch an Land ... Mylady euer Bruder hat euch ein Dutzend guter, erfahrener Männer da gelassen. Die Armeen des Feindes sind zerstreut, wenn wir-" Und so ging das Gespräch eine ganze Weile weiter, natürlich wollten alle die Sicherheit ihrer Mitstreiter sichern, doch wo war es heute schon sicher?
„... und deshalb sollten wir Lord Schnee Rückendeckung geben und die Mitte der Länder durchqueren.", beendete Ser Redwood seinen Satz. „Als Ziel würde ich Harrenhal vorschlagen.", fügte Petyr Baelish hinzu. Vier Augenpaare blickten zu dem bis jetzt stillen fünften am Tisch. „Harrenhal?", wiederholte Gendry. „Es liegt doch nahe, dass wir nicht im Süden bleiben. Harrenhal liegt zwar ziemlich weit südlich, doch dürften wir zur gleichen Zeit ankommen wie Lord Schnee in Königsmund. Und es wäre aus meiner Sicht nur Zeit- und Kraftverschwendung, wenn wir ALLE in den Süden gehen. Zumal der Seeweg schneller wäre als der durch alle Ländereien." Ser Davos und Ser Redwood beäugten ihn noch skeptisch. „Und wie glaubt ihr unserer Truppe Unterschlupf gewähren zu können? Die Burg gilt als verflucht." „Ser Redwood, ihr glaubt doch nicht an Märchen. Oder?" Äußerte sich Petyr. „Das nicht, aber das, Entschuldigung, euer Anwesen leidet doch schon Jahrzehnte unter Hunger und Unruhen. Aber es wäre zumindest ein plausibler Vorschlag. Theoretisch."
„Dann wäre es wohl entschieden. Ich sende einen vertrauenswürdigen Boten und bereite alles vor." Und mit einem letzten Schluck stellte er sein leeres Glas auf den Tisch, verabschiedete sich und entwarf Szenarien, und wie er sie nutzen würde.
„Wir können ihm doch nicht einfach trauen?", Ser Redwood schüttelte seine braune Mähne als er sich umschaute, um zu vergewissern, dass Kleinfinger wirklich das Lokal verlassen hatte. „Ihr mögt vielleicht recht haben diesem Mann nicht euer Leben freiwillig anzuvertrauen, jedoch ist sein Vorschlag nicht gleich von der Kante zu stoßen. Was sagt ihr dazu, Mylady?", der graubärtige Mann sah sie fragend an. Sie war sich nicht sicher. Harrenhal lag nicht allzu weit von Königsmund entfernt, sodass im Notfall sie Jon und Daenerys- Obwohl... wenn nicht mal ihre Drachen etwas ausrichten können. Ser Davos hob immer noch seine buschigen Augenbrauen. „Wir werden Harrenhal als vorläufiges Ziel betrachten. Sagt es aber niemanden, der es nicht wissen muss. Und sagt es auf gar keinen Fall Lord Baelish."Pferde wieherten, Männer bekamen und befolgten Befehle und die letzten Karren wurden beladen. Die Sonne wurde verdeckt von dichten Wolken, was kein gutes Omen war. Sansa konnte schon früh nicht mehr schlafen, sodass sie dort half, wo sie nur konnte. Den Männern hatte die Pause gut getan. Wenn manche vielleicht auch etwas steif wirkten, lag das eher an den Gedanken an die weitere Reise deren ständiger Begleiter nun Kälte und Nässe wieder war. Aus praktischen Gründen hatte sie heute ihr Haar zusammen genommen.
„So früh schon auf, Lady Sansa?", die kühle Stimme des Lord Protektor vom Grünen Tal brachte sie wieder in die Gegenwart. Der schon wieder. „Guten Morgen Lord Baelish. Man kann wohl kaum bei solch schönen Wetter im Zimmer bleiben." Er zog die Augenbraue hoch und grinste. Just in diesem Moment trat Ser Redwood an sie heran. Er war etwas kleiner als die beiden dafür um etliches breiter. „Mylady Sansa", er verbeugte sich und nickte halbherzig ihm zu: „Lord Baelish. Ser Davos ist schon etwas früher aufgebrochen mit einem kleinen Trupp, und er gab mir die Anweisung euch jemand vorzustellen." Hinter ihm stand ein Junge. Wahrscheinlich wenig jünger als Arya. Sein blondes Haar stand zu allen Seiten ab und seine schlaksigen Arme pendelten neben ihm her solange der Ritter sprach. Nun trat er einen Schritt vor und verbeugte sich so akkurat, wie es Sansa nur von edlen Lords und Ladys kannte: „Mylady, Ich bin Alexander Martin Rushmoore, zu euren Diensten. Ser Davos gab mir die Möglichkeit, oder eher euch die Wahl mich als euren Knappen zu erwählen. Die Reise wird keine leichte sein, so hoffte er könnte ich euch unterstützen insofern ihr es benötigt."
„Einen... Knappen? Bedarf es einer Lady nicht einer Zofe?", missbilligend musterte Petyr Alexander.
„Euch hat niemand gefragt!", zischte es aus dem Knaben. Und wieder völlig ruhig wandte er sich an Sansa. „Es sind andere Zeiten. Die meisten Zofen können kein Schwert schwingen. Außerdem hab ich noch andere Qualitäten." Voller Stolz reckte er seinen Kopf um etwas größer zu wirken.
Ser Redwood schob ihn wieder etwas nach hinten. „Er ist noch jung, aber Ser Davos versicherte, dass er seinen Gleichaltrigen weit voraus sei."
„Aber sie kann doch nicht auf ein Kind zusätzlich aufpassen?"
„Doch das kann ich. Außerdem ist er kein Kind. Er ist mein Knappe."
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Don't trust me, Sweetling
FanfictionDer kalte Norden hat einen neuen König: Jon Schnee. Dieser leitet eine Expedition nördlich der Mauer um das schlimmste zu verhindern. Winterfell ist wieder in den Händen der Starks und bereitet sich auf die lange Nacht vor. Doch die Lady von Winterf...