"Nun dann Lady Baelish." Gendry verbeugte sich vor ihr, ohne auch nur die Miene zu verziehen.
„Lady Baelish."
Ihr Mann bot ihr den Arm als Geleit an.
Dichte, stickige Luft füllte dem Hof. Es roch seltsam nach Eisen, Schweiß und Brot.
„Meine Glückwünsche, ich hoffe ihr hattet eine angenehme Reise?", Ser Davos hatte sich neben Sansa eingereiht.
„Gewiss. So gut wie nur möglich. Habt ihr neues von John und Daenerys?"
„Unsere Königin und Lord Schnee befolgen die Pläne nach Winterfell zu reisen, sodass wir Vorort wieder zusammen stoßen. Ich meine sagen zu können, dass den Männern die etwas wärmer Umgebung hier auch die Glieder aufwärmt für... das Ungewisse."Sansas Gepäck war bereits verstaut worden, als eine weitere Bedienstete ihr das Zimmer von dem Hause Baelish zeigte.
„Vielen Dank."
Die magere Magd machte einen imperfekten Knicks um behände zur nächsten Aufgaben zu eilen.Sansa setzte sich an den Tisch vor dem Fenster und notierte sich ihre Gedanken als die Tür des Raumes leise, aber trotzdem merkbar, ins Schloss fiel.
„Schlicht, aber schön. Oder?", bemerkte ihr Gatte während er seine Finger über die antiken Holzmöbel wandern ließ.
„Mylady, habt ihr eigentlich einen Plan wie ihr mit Daenerys Targaryen umgehen wollt? Jeder Trunkenbold vermag zu erkennen, dass euer Bruder sie liebt, auf der anderen Seite würde sie nie einen unabhängigen Norden dulden." Leichter Staub hatte sich dort abgesetzt und die Muster die er zeichnete hinterließen dunkle saubere Linien.
„Es ist schwer so etwas spontan zu entscheiden... Gewiss macht sie grundsätzlich einen freundlichen Eindruck, aber ich persönlich traue ihr nicht.", fügte er hinzu während er katzenartig schleichend von hinten an die immer noch schreibende Schöne herantrat.
Sansa machte sich gar nicht die Mühe in anzublicken. Natürlich hatte er recht, aber als Gewissensbestätigung brauchte sie ihn nicht.
„An wen schreib ihr, Mylady Sansa, wenn ich so unverfroren fragen darf?" Er stand schräg hinter ihr und legte vorsichtig eine Hand auf ihre Schulter.
„An Cersei Lannister, sie sollte wissen was passiert. Was passieren wird."
Die Feder tanzte langsam und bedacht über das Pergament vor ihr.
„Cersei hat sich bereits entschlossen uns zu folgen, so sagt es ihr Bruder. Was könntet ihr Cersei in dieser Not noch erzählen wollen?", Petyr wusste genauso gut wie Sansa, dass Cersei nicht kommen würde. Er überflog blitzartig aus dem Augenwinkel ihre Zeilen.
„Gibt es nicht so etwas wie Briefgeheimnis?"
„Warum würdet ihr der Lannister nur erzählen wo unser Stützpunkt ist, wo wir uns befinden?"
„Reine Nächstenliebe, Lord Baelish."Der Aufenthalt in Harrenhal war vergleichsweise kurz. Lady Stark und Lord Baelish schlichen umeinander, denn niemand wusste wirklich was der andere vorhatte. Während ihres Verweilen bekamen sie die Nachricht, dass die Wilden von Petyr und Soldaten des Grünen Tals Winterfell erreicht hatten.
Es fehlten nur noch jene aus Harrenhal."Ich bin es Leid ständig nur unterwegs zu sein.", sagte Gendry zu Ser Davos. "Ich hätte auch gerne irgendeinen Platz wo ich auch hingehöre, vielleicht Frau und irgendwann sogar Kinder? Wer weiß, ob wir die nächsten Wochen überhaupt überstehen werden, ich sollte nicht so unzufrieden sein.", er schüttelte seinen Kopf als wolle er den Gedanken los werden.
Die beiden Männer ritten mittig des Streifzuges und vor knapp neben ihnen ritt der Junge Alex auf einem dicken Pony. Der Knabe hatte es nämlich satt zwischen den komplizierten Gesprächen von Lord und Lady Baelish zu zuhören. Es wäre , aus seiner Sicht, seit der Vermählung nicht mehr möglich sich mit ihnen im selben Zelt aufzuhalten."Nein. Und das ist mein letztes Wort. Wir werden Cersei nicht verschonen.", Sansa konnte nur noch selten an sich halten wenn sie mit ihrem Gemahl im selben Raum war.
"Aber es ist doch eindeutig, sie würde an eurer Stelle auch nicht nur eine Sekunde zögern. Ihr habt doch gesehen was Kontrahenten der Krone zumuten." Und er deutete auf die Fahnen, die sie umgaben, geprägt mit einem Familienwappen der Targaryens.
"Das hier ist persönlich. Sie hat meine Familie zerstört, aber so etwas wie Emotionen könnt ihr ja nicht nachvollziehen. Ich vergaß."
Petyr öffnete das Fenster zum Kutscher: "Entschuldigt, würdet Ihr den Wagen kurz zum stehen bringen, ich würde gerne aussteigen." Der Angesprochene nickte nur kurz und wenig später würde die Kutsche halt machen.
"Bei allen Sieben, den Alten und den Neuen, solch ein unreifes Verhalten hätte ich euch seit einigen Jahren schon nicht mehr zugetraut." Er öffnete die Tür und verschwand ohne sich einmal mehr zu ihr drehen.
Was Sansa aber nie erfahren würde war, dass Petyr bevor er weiter ritt, in den angrenzenden Wald lief und seinen nicht vorhandenen Emotionen lauf ließ.
"Wie kann man bloß so naiv sein!", er lief im Kreis. "Aber sie ist eine Feindin der Starks.", äffte er sie nach, "Oh meine Liebe. Du machst mir das nicht unmöglich."
Und als wäre nichts gewesen sattelte er auf das am Rande wartende Pferd auf und reihte sich in den Streifzug ein.
Unmittelbar hinter ihm ritten Ser Davos und Gendry.
"Lady Stark scheint ein gewisses Temperament zu haben, wenn sie ihn als ihren Gatten so aus dem Konzept bringen kann." Ser Davos schmunzelte.
"Oh das kann ich nur bestätigen, Starks haben Temperament." Und Gendry schwelgte in Erinnerungen.
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Don't trust me, Sweetling
FanfictionDer kalte Norden hat einen neuen König: Jon Schnee. Dieser leitet eine Expedition nördlich der Mauer um das schlimmste zu verhindern. Winterfell ist wieder in den Händen der Starks und bereitet sich auf die lange Nacht vor. Doch die Lady von Winterf...