Lehren

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„Bist du irgendwie krank oder einfach nur total nervig?" „Hm, wahrscheinlich beides." Alexander hatte sich auf den Rücken seines Pferdes gelümmelt und Petyr hatte von Sansa die glorreiche Aufgabe bekommen ihren neuen Knappen auf den Stand der Dinge zu bringen. Aber Alexander war so interessiert daran wie ein Dothraki an der Dialektik zwischen Gut und Böse. Die Hälfte der Strecke nach Weißwasserhafen wollten sie heute schaffen und Petyr wünschte sich nichts sehnlicher, als diesen Jungen wieder loszuwerden. „Würdest du einfach zuhören? Ich versuche dir doch nur zu erklären, was du alles wissen musst." Er hob sein Kopf leicht aus seiner liegenden Position und protestierte: „Und ich versuche geschickt das zu umgehen." Und schon lag der Kopf wieder auf seinem Gepäck. „Warum muss ich eigentlich mit dir reiten? Ich bin doch Lady Sansas Knappe." Dieser Junge hatte Nerven! „Erstmal bin ich ein Lord und nicht irgendein DU, dann: Lady Sansa ist gerade ziemlich beschäftigt und hat dir befohlen mir zuzuhören. Ich bin darüber auch nicht erfreut, falls es dich interessiert." Alexander suchte eine bequeme Position und erwiderte nur knapp: „Eigentlich interessierst du mich nicht."
So verging etliche Zeit, in der Petyr immer weniger ihn zwang zuzuhören.

„Ich wollte nur sichergehen, dass alles in Ordnung ist. Wir würden dann hier vorerst unser Lager aufschlagen." Plötzlich stand Sansa vor den beiden. „Oh ja Mylady, Lord Baelish erzählt mir alles von den Bäumen im Norden bis zu den Ufern im Süden." Eifrig nickte er und die Rothaarige hatte nur liebe Blicke für ihn übrig. „Wenn ihr mich entschuldigt, ich müsste mit Gendry sprechen." Als er abstieg und etliche Schritte gegangen war rief ihm die junge Dame noch hinterher: „Er ist in das kleine Wäldchen dort gelaufen, Pet-.. Lord Baelish."

Die Zelte waren alle zum Glück aufgestellt, als das heftigste Gewitter dieses gesamten Sommers auf die Männer herab prasselte. Etwas weiter weg, am Fuße des Hügels auf dem sie lagerten begann das Wasser zu steigen. Jeder zog sich zurück, Schlamm bis zu den Knien, nass bis auf die Knochen. Nur in wenigen Zelten brannte noch Licht, wie zum Beispiel in dem von Sansa.
„Glaubst du, dass es ein Zeichen ist?", fragte Gendry und setzte seinen Läufer drei Felder vor. Sie hob die weiße Figur an. „Ich glaube, dass Regen immerhin besser ist als Schnee.", und zog den Bauern zwei Felder vor. „Ich bin wirklich froh Alexander mitgenommen zu haben. Ihn umgibt eine positive Aura; und das kann ich wirklich gut gebrauchen." Nur noch das Prasseln des Regens flutete die Nacht mit Geräuschen.

Im Zelt flackerte noch ein kleines Licht, das die braunen Leinentücher schimmern ließ wie wertvolle Seide. Petyr saß noch an seinem improvisierten Schreibtisch und beendete Briefe, die bald schon Cersei Lannister erreichen sollten. „Was machst du da?" Alexanders nasse Haare tropften auf Lord Baelishs Unterlagen. Genervt schob er den Jungen mit dem Handrücken beiseite. Dieser pflanzte sich unbeirrt auf das daneben stehende Bett. „Benötigt Lady Sansa deine Dienste nicht länger? Oder warum kommst du mich jetzt noch besuchen?" Der Junge zuckte mit den Achseln. „Lady Sansa hat Besuch, und da möchte ich sie ungern stören. Aber du hast doch bestimmt nichts zutun, erzähl mir von Lady Sansa." Petyr klappte ein letztes Buch zusammen, beachtete das Duzen gar nicht, bevor er Alexander fragend ansah: „Über Lady Sansa? Warum fragst du sich nicht selbst?"
„Ein Ehrenmann belästigt keine Damen. Schon gar nicht eine Lady."
Unwissenheit, die Petyr zum Schmunzeln brachte. So viele Ehrenmänner heutzutage, doch keiner wahrt die Ehre wirklich. Und so erzählte er die gekürzte Geschichte, die dann doch nicht so kurz werden sollte. Was hätte er auch anderes tun sollen, es regnete und Alexander war überzeugt, dass Petyr Baelish nichts besseres zu tun hatte, als ihm eine Biografie vorzutragen. Was anscheinend irgendwie stimmte.
„Sansa Stark, älteste Tochter von Eddard Stark und Catlyn", er stockte kurz, „... und Catlyn Tully. Zweitgeborene von fünf Kindern und einem Halbbruder. Durch die Machtspiele der Königslande verlor sie zwei Geschwister und beide Elternteile.", Alexander starrte erschrocken zu Lord Baelish und er fuhr fort: „Sie war mit Joffrey Lannister verlobt, hat seinen Onkel letztendlich geheiratet, aber die Flucht durch... Hilfe, hat sie zu Ramsay Bolton, einem nordischen Bastard und zu jenem Zeitpunkt Herr von Winterfell, gebracht. Aus seiner Schreckensherrschaft könnte sie diesmal entkommen durch ihren Bruder und die Soldaten des Grünen Tales. Sprich sie bitte auf keins der Ereignisse an, das wäre unhöflich und naiv. Soweit würde ich die Geschichte von Sansa zusammen fassen, deshalb ist sie, wie sie ist." Alexander schien gefesselt: „Das ist ja unglaublich! Also hast du geholfen Sansa zu retten! Du musst unglaublich stolz auf dich sein."
„Ja, Alex, das bin ich."

Don't trust me, SweetlingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt