Das Schloss rastete ein. Sansa kniete sich zum Lord nieder. Er schien zu schlafen oder war bewusstlos. Vorsichtig nahm sie seinen Kopf in die Hand um seine Wunden zu untersuchen. Sie hatte nicht viel Ahnung doch sie mussten gesäubert werden, damit sie sich nicht entzündeten. Darauf hätte er auch kommen sollen. Frisches Wasser stand auf der anderen Seite der Höhle. Als sie frisches Wasser holen wollte wachte Petyr auf und es rasselte. Seine Arme waren mit kurzen Ketten hinter ihm angebunden, deswegen konnte er wahrscheinlich sich nicht helfen. Hoffentlich waren die Wunden noch frisch genug, sonst lag es jetzt in den Händen der Götter was passieren würde. Sie nahm ein Seidentuch aus der Innenseite ihres Kleides und tränkte es in das frische Wasser. Ein Glück hatte sie es immer dabei, man wusste nie wenn es einem nützlich sein konnte, und tupfte vorsichtig über sein Gesicht. Schmerzverzerrt wandte er sein Gesicht ab. "Nicht Lady Sansa. Es geht schon." Mit etwas mehr Druck nahm sie seinen Kopf wieder in die Hand: "Nein Lord Baelish. Ich bin die Lady von Winterfell und ihr habt mir etwas zu Beichten und das geht wahrscheinlich nur wenn ihr am Leben bleibt." Sie hatte schon viele Geschichten gehört von Rittern die starben weit nach Kriegsende. Eine Wunde schien noch zu nässen, so riss sie einen Streifen ihres Kleides ab, wusch ihn und wickelte ihn um seinen Kopf. Ein atmete laut aus, wehrte sich aber nicht. Wie auch. "Ihr habt nun Zeit mir zu erklären wieso die Männer von Verrat sprachen." Währenddessen fuhr sie fort Stofffetzen um seine Wunden zu wickeln. Hier unten war es kalt und dreckig, wer weiß was sich hier alles sammelte. Petyr winkelte seinen Kopf leicht an und erörterte: "Meine Liebe, ich weiß wirklich nicht wovon sie reden." Das Mädchen traute dem ganzen nicht. "Aber woher wussten sie, dass sie uns hier finden würden." "Wahrscheinlich waren wir nicht überhörbar? Mylady diese Wilden wohnen hier anscheinend, es ist kaum wunderlich, dass sie uns fanden. Und wer sollte mit so vielen Männern unterwegs sein, und nicht von Bedeutung." Schnell wurde der letzten Knoten straff gezogen und Sansa begutachtete ihr Werk. Kleinfinger sah nun noch mehr tot als lebendig aus. Dankend blickte er sie mit seinen grün-grauen Augen an. "Haben sie euch auch einen Schlüssel für mich gegeben?" Sansa verneinte dies und setzte sich allmählich neben ihm. "Wie seid ihr zu diesen vielen Wunden gekommen, Lord Baelish." "Nun zuerst möchte ich noch erwähnen das es mich glücklich stimmt, dass ihr verschont wurdet. Zu meiner Person: die Wunden wurden mir in einem recht trivialen Verhör zugefügt. Jedesmal, wenn sie mit der Antwort nicht zufrieden waren gab es einen Schnitt. Wenn sie vermuteten es könnte eine Lüge sein sogar zwei." Fragend zog sie die Augenbrauen hoch. "Ja Mylady, ich habe nach jeder Frage einen neuen Schnitt mein Eigen nennen können." "Was wollten sie denn wissen?" harkte sie gedämpft nach. Ein kurzer Augenblick der Stille verging. "Wer uns geschickt hat und andere allgemeine Fragen zu möglichen Kriegstaktiken. Sicher erwarten sie aus Königsmund ihre Bezahlung für diese Informationen." "Das ist natürlich nachvollziehbar, aber wie kann es sein, dass sie denken ihr seid es, der dieses Unterfangen geplant hat?" Er verzog seine Lippen zu einem Grinsen. "Natürlich wollten sie Unruhe stiften. Nichts ist gefährlicher als Untreue in diesen Zeiten."
Sansa merkte, dass sie langsam müder wurde. Sie unterhielt sich noch etwas mit dem Lord und fiel dann zusammen gekauert auf dem Boden in einen tiefen, traumlosen Schlaf.Zeit später wurden sie geweckt, durch das Essen und Frischwasser, das in die Zelle gestellt wurde. Die Königin des Nordens rappelte sich langsam auf und entdeckte eine Nachricht auf ihrem Schoß:
Verräter verrät man.
Sie versuchte leise etwas Brot zu sich zu nehmen. Den gestrigen Abend hatte sie noch nicht einmal bemerkt welch ein Hunger sie hatte. Das trockene Stück Brot schmeckte, als wäre es ein komplettes, frisch aus dem Ofen gewesen. Neben ihr regte sich langsam auch Petyr. Er schüttelte sich kurz und versuchte sich weitestgehend zu strecken, an seinem Hals entblößte er dabei viele rote Striemen. "Habt ihr keinen Appetit?" Sehnsüchtig blickte er auf Wasser und Brot. "Es erfreut mich, dass ihr euch stets um mein Wohlbefinden sorgt aber wie man so schön sagt, mir sind die Hände gebunden." Um diese Metapher zu unterstreichen klimperte er mit seinen Ketten. "Kann ich euch denn behilflich sein?" Petyr grinste nur, dass er sich in ihren Augen spiegelte. "Das wäre eine Hilfe, doch was für ein Mann wäre ich, müsste ich in meinem Alter schon gefüttert werden." Sie verdrehte darauf hin bloß ihre Augen. "Lord Baelish und Lord von Harrenhal, das ist hier keine Frage der Ehre und des Ansehen. Wer weiß wann es wieder etwas essbares gibt?" Kaum hatte sie denn Satz beendet hielt sie ihm Wasser und Brot vor und er nahm es wenn auch schweigend, dankbar an. Wie abgepasst, wurde in diesem Augenblick die Tür aufgerissen und Zed rief: "Verräter! Deine Anklage wird nun ausgewertet. Auf zum großen Feuer, Mörder." Er nahm ihn an seinen Fesseln und zerrte ihn aus dem Raum. "Nein! Lasst mich nicht alleine! Kann ich nicht mitkommen?" Rief die Rothaarige. "Deinen Kopf würde ich auch gern rollen sehen, aber heute ist nur dein Lord dran. Du kannst ihm allerdings beim verrecken zusehen. Roy? Pack die Schlampe und zerr sie mit. Die feine Dame hat sicher noch keine Verhandlung wie unsere gesehen." Roy entpuppte sich als der Junge der ihr gestern Wasser und Brot gegeben hatte. Fest und bestimmt packte er sie an ihrem schmalen Handgelenk und lief Zed hinterher.
Im großen Zentrum hatten sich wohl alle Abtrünnigen versammelt um die Verhandlungen zu beobachten. Langsam bekam Sansa Angst. Was passierte hier gerade?
Wenn sie Lord Baelish umbringen, gibt es niemanden der noch da ist. Ich wäre allein hier unter all den Männern. Niemand der wenigstens meine Unschuld bezeugen könnte. Niemand dem ich vertrauen kann. Kann ich ihm denn vertrauen? Was sie wohl denken, was er verbrochen hat?
Viele Fragen schwirrten durch ihren Kopf. Sie hatte einen Platz weiter vorn neben Roy. Ein Podest wurde provisorisch aufgebaut auf dem Zed und Eugen thronten. Petyr war an einen Holzpflock gekettet in der Mitte des Geschehens. Der Raum wurde von dem Licht abertausender Kerzen geflutet, die um Petyr standen. Es sah sehr nach einer Opfergabe aus, von denen ihr ihre Septa erzählt hatte. In dieser Szene wurde sogar das Gesicht vom Lord kurzzeitig weiß. Seine sonst so gepflegten Haare waren dreckverschmiert und zerzaust. Die vielen Verbände aus Sansas Kleid ließen ihn in diesem Licht fast wie einen Untoten wirken.
Ohne Vorwarnung fingen Zed und Eugen etwas an zu rufen, auf einer Sprache und in einem Ton, welche Sansa noch nie gehört hatte. Und Eugen ergriff das Kommando:
"Die Verhandlungen mögen beginnen!"
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Don't trust me, Sweetling
FanficDer kalte Norden hat einen neuen König: Jon Schnee. Dieser leitet eine Expedition nördlich der Mauer um das schlimmste zu verhindern. Winterfell ist wieder in den Händen der Starks und bereitet sich auf die lange Nacht vor. Doch die Lady von Winterf...