43. Kapitel

1.5K 76 28
                                    

-Jan-

Ich schlug die Augen auf.

Ich wusste nicht, was es war - aber ich fühlte, wie dieses seltsame Gefühl auf mir lag, wie ein Sack voll Steine.

Es fiel mir auf einmal echt schwer zu atmen.

Ich griff mir an den Hals, um zu sehen, was mich da hinderte einzuatmen.

Aber dort war nichts außer nackte Haut.

Ich schloss den Mund, schluckte, kniff kurz die Augen zusammen und starrte dann wider an die Decke.

Okay, ganz ruhig Jan! Beruhig dich!

Und siehe da, mein Puls beruhigte sich wieder und meine Lunge ließ wenigstens wieder Luft in meine Lunge.

Ich drehte meinen Kopf zu Andres Bettseite.

Doch der lag dort nicht mehr.

Seine Bettseite war leer.

„Andre?"

„Ach lass es Jan, es hat keinen Zweck mehr."

Was? Wer hatte das gesagt?

„Sam?" Ich setzte mich auf.

Sam saß in der Ecke vor Andres Zimmertür, in sich zusammengekauert, gerötete Augen, als hätte sie die ganze Nacht geweint. Sie schaute mich an, wie ein Terrorist. Ihr Blick war starr und müde.

Wieso? Was war passiert?

„Sam! Was ist los?"

Ich rollte mich vom Bett, rutschte zu ihr und legte meinen Arm um ihre Schulter.

„Es ist aus." Sie sah zu Boden.

„Was? Wie ‚Es ist aus'?"

„Es ist aus. Es ist aus mit dem Spiel. Sie sind dahinter gekommen. Deine Schwester hat schon die Polizei geholt."

Meine Kinnlage klappte herunter.

Ich konnte nicht glauben, was Sam da von sich gab.

„W-wie jetzt?"

„Ja, die Polizei. Sie wollen uns wieder zu den Leuten bringen, die dich entführt hatten. Das waren zwei Wissenschafter."

„Ne jetzt...oder?"

Mein Puls ging auf einmal wieder rasend schnell.

Ich konnte Sam nicht glauben. Das war einfach nicht zu glauben!

„Doch. Die hatten dich entführt, um herauszufinden, was passiert war."

Ich sah Sam lange schweigend an, um alles erstmal zu registrieren.

Das konnte doch nicht wahr sein! Das war doch ein Traum!

„Ja, was machen wir dann noch hier?!" Ich sprang auf und stürmte zur Tür.

„Ist abgeschlossen."

Ich registrierte Sams Worte erst nachdem ich gefühlte zwei Stunden an der Tür gerüttelt und gezogen hatte, als wären wir in einem brennenden Raum eingeschlossen.

„Jan, lass es. Die Tür ist abgeschlossen, wir kommen hier nicht raus!" hörte ich Sam hinter mir fast lustlos murmeln.

„Genau Jan. Du kommst hier erstmal nicht raus."

Warte, ich kannte diese Stimme. Ich kannte diese Stimme nur zu gut!

„Anne?!"

„Na wenigstens kannst du dir bei mir sicher sein, dass ich es bin!" gab sie mir patzig zurück.

Ich rüttelte weiter wie wild an der Tür. Ich wollte hier unbedingt raus!

„Anne, mach auf!" brüllte ich durch die Tür.

„Okay...gleich, wenn die Polizei da ist."

Ich starrte die Tür regungslos an, als würde ich meine Schwester dadurch sehen können.

„Ist das dein Ernst? Du willst echt die Polizei holen?" fragte ich fassungslos.

„Jan, lass es." bat mich Sam kraftlos aus der Ecke.

Mein Blick huschte zu ihr, als sie sich erneut über die roten Augen wischte.

Und in diesem Moment brach mein Herz auf einmal in tausend Teile.

Ich konnte es nicht sehen, wie Sam hier vor meinen Augen weinte. Auch wenn ich mir gerade eigentlich selber beim Weinen zu sah, sah ich tief in dem Mann, den ich 23 Jahre lang als mein Spiegelbild gesehen hatte, das zerbrechliche Mädchen, der ich jetzt immer im Spiegel in die Augen sah.

„Wie konnten sie das denn nur herausfinden?" Ich hockte mich vor sie hin und nahm ihre Hände in meine Hände.

„Ich weiß es nicht. Ich bin nur aufgewacht, als Andre und Cengiz mich hier in das Zimmer getragen hatten. Mehr weiß ich auch nicht wirklich."

Ich musste nochmal schlucken.

Das alles war einfach zu irreal!

Mein Kopf begann zu schwirren.

Auf einmal wurde mir ganz schlecht.

„Jan, bitte sei jetzt stark! Ich brauche dich!" Sam sah mich flehend an.

Ich sah sie an, konnte es aber nicht ab, zu sehen, wie eine ihrer Tränen die andere jagte.

Ihre Augen versuchten an mir Halt zu finden. Aber die funkelnden Tränen in ihnen rissen mich selber mit.

Plötzlich spürte ich, wie etwas über meine Wange streichelte.

Ich sah panisch einmal um mich, um zu sehen, was hier los war.

Aber niemand war weit und breit zu sehen. Nur Sam, die vor mir saß und sich an meine Hände klammerte, als wären sie ihre letzte Hoffnung.

Was lief hier also? Wer oder was streichelte mir da über die Wange? Wurde ich jetzt auch noch verrückt?

„Jan, bitte geh' jetzt nicht!" Immer weitere Tränen kullerten über Sams Wange.

„Nein, ich gehe nicht. Wir stehen das zusammen durch!"

Oh Gott, wie kitschig sich das anhörte! Aber es war ja auch so! Ich würde Sam jetzt doch nicht alleine lassen!

„Du gehst aber!" Sam verschränkte ihre Finger in meinen, griff meine Hand so fest, als würde sie Angst haben, dass ich in eine Schlucht stürzte.

„Was? Was laberst du da?" Ich sah sie verwirrt an.

„Sam..." murmelte mir jemand ins Ohr.

Aus Reflex drehte meinen Kopf nach rechts, wo die Stimme her kam, aber niemand war.

Wurde ich jetzt paranoid?

„Sam..."

Schon wieder spürte ich diese warmen Finger auf meiner Wange.

Ich bekam eine eiserne Gänsehaut, als ich erkannte, wer da zu mir sprach: Andre.

„Jan, bevor du gehst....!"

Mein Blick fiel wieder auf Sam, die plötzlich vor meinen Augen verschwamm.

Was ging hier vor?

„Was?"

„Ich lie-"

„Sam..."

Plötzlich war alles schwarz und ich spürte schon wieder die Finger auf meiner Haut.

___________

Okee, der Spannungsaufbau war voll unnötig, weil ihr sowieso alle wisst, was los ist :D
Aber trotzdem schönes Wochenende euch 😊💕

Ach wie gut, dass niemand weiß... (Apecrime FF)Where stories live. Discover now