7. Kapitel

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-Sam-

„Und du bist ganz sicher, dass das kein Traum ist?“ fragte mich Jan zum achtzehnten Mal heute.

Ich seufzte, war müde von der ganzen Situation.

Ich entschloss mich ihm nicht mehr zu antworten, ihm daher aber meinen Ellbogen in die Rippen zu rammen.

„Au!“ rief Jan laut, sprang auf und entfernte sich etwas von mir. Er wich schnell einigen Passanten aus und rieb sich die Seite.

„Wenn das nicht weh getan hätte, wäre es ein Traum gewesen…!“ sagte ich nur und hielt mir den Kopf. Der Gedanke, dass das hier kein Traum war, machte mich vollkommen fertig. Ich hatte Kopfschmerzen.

„Aber, das ist doch unmöglich! Sowas geht doch überhaupt nicht!“

Mich machte es fertig, meine eigene Stimme aus meinem eigenen Mund zu hören, den ich aber nicht steuerte.

Diese ganze Geschichte war doch verrückt! Alles was ich in meinem Leben aufgebaut hatte, lag nun in den Händen eines einzigen Youtubers!

Meine Gedanken stockten.

Jan machte Videos auf Youtube! Jan war jetzt nicht mehr Jan…ich war jetzt Jan…das hieß: ich musste nun die Videos machen!

„Oh mein Gott, Jan! Was soll ich denn jetzt machen?“ fragte ich hektisch und sah, dass sich Jan wieder näherte.

Er schaute panisch kurz um sich, um zu schauen, ob irgendwer mich gehört hatte.

Dann fiel es mir auch auf - ich hatte zu ihm Jan gesagt. Das hieß, die Anderen sahen, wie Jan Sam mit ‚Jan‘ anredete. Das sollte ich möglichst vermeiden!

„Ich würde sagen, ich gebe mich erstmal für dich aus, und du dich für mich.“ schlug er vollkommen ruhig vor, als hätte er damit kein Problem.

„Das kann ich nicht! Ich kenne dich doch gar nicht!“ protestierte ich.

„Ganz ruhig! Wie du gesagt hast, ich werde versuchen bei uns einzuziehen und dann helfe ich dir dabei ich zu sein und du zeigst mir, wie ich du sein kann.“

Man, das hörte sich einfach nur seltsam an. Ich konnte es einfach nicht glaube, was hier gerade passierte.

„Wie ist das überhaupt zustande gekommen?“ Ich schaute noch einmal an mir herunter, was ich nicht oft genug machen konnte.

„Ich hab keine Ahnung. Ich hab noch nie von sowas gehört, hab mir auch nie gewünscht du zu sein. Also nichts gegen dich…!“

Ich nickte nur, denn ich konnte ihn vollkommen verstehen! Ich dachte scharf nach, ob ich vielleicht jemals gesagt haben könnte, dass ich gerne so ein Leben wie Jan haben möchte.

Ein Gedankenblitz jagte durch meinen schmerzenden Kopf. Oh man, wenn wir das bei gesagt hätten, würden wir vermutlich auch jetzt nicht in dieser Situation stecken. Warum hätte ich nicht einmal drüber nachdenken können, was ich sagte?

Ich stöhnte auf.

„Was?“ fragte Jan.

„Haben wir doch!“

„Was?“ wiederholte Jan wieder und sah mich verwirrt an.

„Ja!“ rief ich laut, „Gestern! Als ich meinte, dass ich gar nicht weiß, wie ihr das aushaltet mit den ganzen Fangirls. Dann meintest du doch, dass du wünschtest, dass du nicht mehr so oft erkannt werden würdest und ich meinte, ich wünschte, ich bekäme wenigstens etwas mehr Aufmerksamkeit!“

Das gestrige Gespräch flog auf einmal an meinem inneren Auge vorbei und ich wünschte wirklich, ich hätte so etwas nie gesagt.

„Aber wie…“ Jan unterbrach sich mit einem Seufzer.

Ich verstand vollkommen, was er meinte. Wie konnte es zustande kommen, dass wir nur sagten, dass wir gerne Das haben wollten, was jeweils der Andere hatte und dann schon in der Haut des Anderen steckten? Ich meine, andere sagten doch auch  „Man, ich würde gerne auch so ein tolles Auto haben!“ und bekamen keinen Lamborghini! Warum traf uns das dann gerade? Und wie traf uns das? Das machte alles so überhaupt keinen Sinn!

„Ich weiß es nicht.“ Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. „Und was wir jetzt machen sollen, weiß ich auch nicht.“

Jan sah mich an, zeigte kurz auf eine Kreuzung, um mir zu zeigen, dass es in dieser Richtung zur Wg ging, und meinte: „Ich würde sagen, einfach unseren Alltag weiter leben, aufpassen, dass niemand uns für den Anderen hält und dann irgendwann weiter gucken. Nur wichtig ist, dass Andre und Cengiz nichts davon mitkriegen dürfen! Die würden uns ins Irrendem stecken oder zum Psychologen. Und vor allem die Community darf nicht nichts merken. Die stellen immer sofort die wildesten Thesen auf!“

Oh man, diese kranke Community! Die ganzen Leute, die ganzen Mädchen, die sich einbildeten, die Jungs irgendwann mal zu heiraten. Dass sie selber aussahen, wie die letzten Nerds und der Altersunterschied bis zu zehn Jahren oder mehr war, war denen ja egal! 

Jan blieb plötzlich stehen.

Als ich das merkte, schaute ich mich um.

War das das Haus, aus dem ich so panisch herausgestürmt war? Ich konnte mich wirklich nicht mehr daran erinnern. Sowieso, was gestern noch alles passiert war, war in meinem Hirn mit Nebel überdeckt - das, was jetzt passiert war, war einfach zu schwerwiegend!

„Na denn mal los…!“ seufzte Jan und machte sich locker. Allen Anschein nach, fiel es ihm nicht leicht, jetzt in dieses Mehrfamilienhaus zu spazieren. Na klar, es war früher sein Zuhause gewesen - und jetzt hing es von Andre und Cengiz Einwilligung ab, ob er wieder dort wohnen könnte. Und dann war noch die Frage, für wie lange?

Für wie lange, würde meine Mutter ‚mich‘ bei Anderen wohnen lassen? Für wie lange, würden Cengiz und Andre den Besuch gestatten? Für wie lange, würde ich Jans Rolle übernehmen müssen? Wie lange würde es dauern, bis ich schizophren werden würde in diesem Körper?

So viele Fragen - und keine Antworten…

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Hoffe das da oben gefällt :3

Bye Waixr :o)

Ach wie gut, dass niemand weiß... (Apecrime FF)Where stories live. Discover now