Ach wie gut, dass niemand weiß... (Apecrime FF)

61. Kapitel

-Andre-

Ich glaubte es nicht!

So was hatte ich nicht von Jan erwartet. Wie lange waren wir jetzt schon befreundet? Bestimmt schon mein halbes Leben lang. Und dann zog er so eine Scheiße ab?!

Adrenalin pumpte durch meine Adern. Ich war so sauer, dass ich nicht mal wusste, wo ich mich jetzt gerade befand. Aber ich wollte einfach nur weg von den beiden.

Ich drehte mich kurz um. Aber natürlich folgte mir keiner der beiden Idioten. Warum auch? Ich war ihnen doch vollkommen egal!

Plötzlich zerriss ein lautes Hupen mein Trommelfell. Ich wirbelte herum und sah, dass ich mitten auf einer Straße stand und keinen halben Meter vor vor ein Auto quietschend zum halten kam.

„Junge, kannst du nicht mal besser aufpassen?!" brüllte mich der Fahrer durch sein offenes Fenster an.

Was machte mich der Affe denn hier so an?!

Ich war so wutgeladen, dass ich unwillkürlich zurück schrie: „Hätte deine Mutter nicht mal besser aufpassen können?!"

Meine Hände formten sich zu Fäusten und ich stakste sauer weiter.

Die ganze Welt konnte mich mal.

Wenn mich jetzt noch irgendein hirnverblödeter Mensch anspricht, würde ich ihm den Kopf abreißen!

Mein Blick fiel auf auf eine kleinere Mädchengruppe, die mit einer erwachsenen Frau etwas weiter an einem Baum standen. Die Frau verruchte gerade die Mädchen weiter zu schieben, die Mädchen schauten mich alle an. Ihre Blicke waren erschrocken, fast ängstlich.

Anscheinend mussten sie mich gerade bei meinem Schreianfall gesehen haben - wie ging's denn auch anders?

Aber mir war das total egal! Ich wollte einfach jetzt in Ruhe gelassen werden! Und wenn eine dieser kleinen Gören mich jetzt nach einem verdammten Autogramm fragen würde, würde ich sie nicht nur anschreien.

Schnaubend lief ich weiter.

Auf einmal spürte ich mein Handy in meiner Tasche vibrieren - zwar nur leicht, aber ich spürte es.

Ich kramte es aus meiner Hosentasche und sah Sams Namen auf meinem Display.

Ernsthaft?

Jetzt rief die mich auch noch an? Hatte sie nicht genug angestellt? ‚Wir haben uns nur geküsst!'

Genau. Das nächste mal, wenn ich jemandem ein blaues Auge schlage, werde ich auch sagen ‚Ich hab ihm nur eine Wimper weggestrichen!'.

Und was machte ich jetzt mit dem eingehenden Anruf? Ich löste ihn eben auf meine Art. Auf Andre-Art.

Ich nahm ihn an.

„Andre du-" Das war Jan, nicht Sam. Aber der musste auch gar nicht erst ankommen!

„Ist mir egal, was du sagen willst! Ihr könnt mir beide gerade echt gestohlen bleiben! Verpisst euch, wo auch immer ihr seid! Lasst mich bloß in Ruhe!" Ich glaube, mein Handymikrofon konnte meine Stimme gar nicht erfassen, so sehr schrie ich in mein Iphone.

„Aber ich bin-"

„Mir egal!" Mit den beiden Worten legte ich auf und steckte das Handy wieder in die Tasche.

Ich schaute auf den Boden, schaute meinen Füßen beim Laufe zu. Ich konnte einfach nicht mehr. Erst sandte sie immer wieder diese Zeichen aus, dann küssten wir uns und machten sogar miteinander rum - und dann fing sie auf einmal an, mich zu ignorieren und dann küsste sie Jan! Was war denn bitte falsch bei dieser Frau?

Plötzlich hörte ich einen lauten Schrei eines Mannes. Er schien anscheinend nach Hilfe zu brüllen, aber an wen es ging, wusste ich nicht.

Vielleicht war hier ja irgendwo eine Prügelei? Oh man, die würde mir nur zu gelegen kommen! Dann könnte ich meine Wut an jemanden endlich auslassen! Und bestimmt würde irgendwo eine heiße Frau rumstehen und sehen, wie ich den Idioten zusammenschlage. Vielleicht würde ich sie sogar beschützen können!

Ich schaute abrupt auf, als ich grelle Lichter in meinen Augenwinkeln brennen spürte und wollte mich gerade bereit machen, los zu stürmen. Keine Prügelei ohne mich!

Aber da machte mir jemand eindeutig einen Strich durch die Rechnung.

Denn das Schreien kam nicht wegen einer Prügelei, sondern wegen mir!

Grelle Lichter kamen immer näher, ein aggressives Quietschen und Hupen drang durch mein Ohr und lähmte mein Gehirn für kurze Zeit.

Und bevor ich mich versah, traf mich das Auto an meiner Hüfte, gabelte mich auf und ließ mich seine Frontscheibe nur zu gut spüren.

Dann war alles schwarz.