Ach wie gut, dass niemand weiß... (Apecrime FF)

52. Kapitel

-Anne-

Ich wusste, dass ich gerade einen riesigen Schritt gemacht hatte, obwohl ich mir ja nicht mal 100 prozentig sicher war, dass das da oben an der Treppe Jan war.

Aber jetzt hatte ich es gesagt und sein Gesichtsausdruck war echt vom Feinsten gewesen!

Also musste an der Geschichte, die Cengiz mir vor ein paar Tagen erzählt hatte, doch was dran sein!

So ließ ich meinen Bruder mit diesen Worten einfach da an der Treppe stehen.

Es musste ja so sein, dass ‚Jan' nicht Jan war! Den Text, den er gestern geschrieben hatte und ich heute morgen doch gelesen hatte, als er noch geschlafen hatte, konnte garantiert nicht von ihm gewesen sein! Jan konnte kein Dänisch! Oder Norwegisch oder was auch immer die Sprache gewesen war.

Wenn Jan Dänisch gekonnt hätte, hätte ich das gewusst!

Außerdem hatte ‚Sam' doch erzählt, dass sie irgendein Sprachstudium machte.

Das würde doch mehr als nur passen!

Und dann hatte ‚Jan' mir ja gestern Abend ja noch gesagt, dass er Andre ganz süß fand. Und da war bei mir der Faden gerissen.

Mein Bruder würde niemals sagen, dass er in seinen besten Freund verknallt wäre.

Alles in Allem konnte es gar nicht anders sein, dass Jan nicht mein Bruder war!

Ich war mir halt nur nicht sicher, weil das absolut unmöglich war! Man konnte doch nicht einfach jemand Anderes sein!

Dennoch fragte ich mich, wer jetzt davon wusste, wie das zustande gekommen war und wieso Jan dennoch versuchte, mich in dem Glauben zu lassen, es sei alles normal. Ich dachte, als Geschwister konnten wir uns alles sagen.

„Warum lügt er mich dann so krass an?" murmelte ich unwillkürlich. Ich war einfach so angepisst von der ganzen Situation. Ich wusste einfach nicht mehr, was ich denken sollte!

Erschrocken spürte ich, wie sich sogar ein paar Tränen in meine Augen verirrten.

Verdammt, warum war ich denn jetzt kurz vorm Heulen?!

Reiß dich zusammen, man!

Ich wischte mir über die Augen und wollte gerade in Jans Zimmer gehen, um mir meine Tasche zu holen.

„Ich hab dich nicht angelogen!" Hörte ich die Stimme meines Bruders hinter mir.

Ich wirbelte herum und musste erstmal unwillkürlich nachdenken, als ich Sam vor mir sah. Und da erst registrierte ich erst, dass ich nicht die tiefe Stimme meines Bruders gehört hatte, sondern Sams Stimme.

„Hast du wohl!" zischte ich automatisch zurück und ging unwillkürlich einen Schritt weiter zurück, als wäre Jan ein Monster. Schnell wischte ich mir noch einmal über die Augen, wollte nicht, dass mein Bruder mich weinen sah. Ich wollte ja nicht einmal weinen!

Da merkte ich erst, dass mein Kopf schon von alleine ‚Sam' als Jan abstempelte.

„Man, ich hatte doch keine andere Wahl!" Jan kam mit den Händen in den Hosentaschen langsam auf mich zu, was etwas männlich aussah - was man ihm aber auch nicht verübeln konnte.

„Ähm, doch! Du hättest es mir von Anfang an sagen können!" knurrte ich und sah Jan an. Wieder traten mir neue Tränen in die Augen und ich versuchte sie wegzublinzeln.

Er atmete tief aus und sah kurz auf den Boden. Dann schaute er mich wieder an und machte gerade den Mund auf, da er anscheinend etwas sagen wollte. Aber er wurde von der Haustürklingel unterbrochen, die mich kurz zusammenzucken ließ. Und auch er hatte sich anscheine kurz erschreckt.