Stille.
Einfach nur Stille.Nach meiner kleinen Anrede hatte weder er, noch ich etwas gesagt. Ich hatte ein wenig Angst vor seiner Reaktion, ich glaubte, er wollte mir wirklich nicht sagen, wer ihn so zugerichtet hatte. Aber es ging ihm nicht gut. Ich spürte, dass dieses Stillschweigen, dieses Geheimhalten ihm nicht gut tat.
"Nate... Bitte.", am liebsten wäre ich im um den Hals gefallen und hätte die Angst aus ihm herausgezogen. Nate zögerte noch immer.
"Okay...", sagte er schließlich und ich begann zu lächeln. Danke. Danke! Nun musste ich mich wirklich zusammen reißen, meine Arme nicht um den Mageren zu schlingen.
"Perfekt. Du darfst anfangen, wenn du willst.", ich wollte, dass er mir vertraute, dass er wusste, dass er sich auf mich und auf mein Wort verlassen konnte, dass ich ihn nicht im Regen stehen lassen würde.
Der Junge mir gegenüber überlegte kurz, wahrscheinlich was er mich fragen sollte.Noch immer lag meine Hand auf Nates Bein. Ich hoffte, es beruhigte ihn und ließ ihn Nähe spüren. Nähe, die ich ihm geben konnte, und geben wollte. Als Freund. Und dabei war mir egal, ob ich in der Schule Ansehen verlieren würde. Was man hier mit dem Kleinen machte, war Mobbing. Ziemlich krasses und gefährliches Mobbing. Ich wünschte, die anderen würden früher oder später, am besten früher, erkennen, wie sehr sie Nate schadeten. Ich hoffte, sie würde verstehen und bereuen, bereuen, dass sie dafür Schuld sind, dass sein Leben zerstört ist. Dass er so kaputt ist.
"Was ist mit deiner Mutter?", druchbrach seine leise Stimme schließlich die Stille und damit auch meine Gedanken. Meinen inneren Monolog.
"Meine Mum? Was ist mit ihr?", fragte ich, wusste nicht ganz, worauf er hinaus wollte. Bis es mir wie Schuppen von den Augen fiel, als ich seinen vielsagenden Blick sah.
"Ach das meinst du... Sie ist blind. Erblindet. Bei einem Feuer vor... Ich glaube drei Jahren. Es war bei uns zuhause. Irgendwas war mit den Gasleitungen und j...ja, es hat begonnen zu brennen. Man kann von Glück reden, dass sie überhaupt noch lebt. Und dass sie 'nur' erblindet ist.", erklärte ich mit belegter Stimme. Nate beobachtete mich traurig, trotzdem wusste ich nicht, was er gerade fühlte.
Es besorgte mich, dass ich in diesem Moment keine Emotionen bei ihm ausmachen konnte. Nur diese tiefe Trauer, welche ich jedoch nicht wirklich deuten konnte. Galt sie der dramatischen Geschichte meiner Mutter oder hatte sie doch einen ganz anderen Ursprung."Das t...tut mir w...wirklich Leid. Es muss schlimm sein, blind zu sein.", murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart und verspannte sich leicht, was bei seiner Dünne nicht sehr angenehm aussah. Langsam legte ich meinen Kopf ein wenig schief. Viele waren blind. Fast alle in unserer Schule waren blind. Aber nicht so wie meine Mutter. Sie waren blind für die Realität und das Ausmaß ihrer Taten. Anders konnte ich mir nicht erklären, wieso ein kaputtes Skelett mit Haaren und Kleidung vor mir auf meinem Bett saß und sich noch immer zu dick fand. Sich fast bis zum Tode und definitiv bis zu Ohnmacht hungerte. Der litt. Ich seufzte wieder schwer.
"Bestimmt. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass sie verdammt stark ist und sich trotz alles zurück ins Leben gekämpft hat.", leicht musste ich lächeln, war stolz auf die blinde Frau, die mir das Leben geschenkt hatte. Nate schwieg.
"Jetzt bist du. Du kennst meine Frage... Ich bitte dich Nate.", flehte ich schon fast. Geistesabwesend begann er mit meiner Hand zu spielen, welche noch immer auf seinem Oberschenkel ruhte. Ein Lächeln konnte ich mir beim besten Willen nicht verkneifen. Wie süß er aussah, so konzentriert, so auf meine große Hand fixiert. Doch es nützte nichts. Er hatte mir zugestimmt, nun musste er auch seinen Teil der Abmachung erfüllen. Wenn ich jetzt einknickte, hätte ich meine Chance vertan, jemals wieder eine richtige Antwort aus ihm heraus zu bekommen.
Ich wollte gerade zu einem erneuten Versuch ansetzten, als er zu reden begann."Es war... Meine Mutter.", sagte er. Ich konnte förmlich den Kampf in seinem Inneren erkennen. Der Feind: Er selbst.
Erst jetzt realisierte ich, was er gesagt hatte."W...was?", ich konnte es nicht glauben. Seine eigene Mutter soll dies getan haben? Wie konnte ein Mensch nur so wenig Glück haben? In der Schule gemobbt, von der Mutter geschlagen, was kommt noch? Alkoholsüchtiger Vater?
"Sie war sauer auf mich... Ich habe einen Fehler gemacht, es war meine Schuld. Der Alkohol... Ich musste ihn wegkippen. Ich hasse den Geruch.", redete Nate weiter, was mich überraschte, dass er mir noch mehr erzählte, obwohl er nicht musste. Vielleicht vertraute er mir langsam. Oder er hatte gemerkt, dass Reden gut tun kann, es befreien kann.
Gut, bei meiner Befürchtung war ich nah dran gewesen. Er hatte keinen Alkoholsüchtigen Vater, sondern eine Mutter, die anscheinend zu der Flasche Griff und sich nicht zu schade war, ihren mageren Jungen zu verprügeln. Wie konnte sie nur? Als Mutter? Wie konnte sie nicht auch eine solche Angst haben, ihn zu zerbrechen, wenn man ihn nur berührte. Dass er jede Sekunde umkippen würde. Solche Angst um ihn hatte wie ich. Dass sie kein Stück besser war als die aus der Schule.
Nate tat mir so unglaublich leid. Er war weder in der Schule, noch zuhause sicher. Wie musste er sich nur fühlen? Allein? Verraten? Auf jeden Fall sehr schlecht."Nate... Ich möchte dass du heute hier schläfst! Ich möchte dich ungern zu deiner Mutter lassen, wenn sie dich schlägt. Ich würde mir schreckliche Vorwürfe machen. Bitte. Ich bitte dich. Schlaf heute hier. Du kannst auf der Couch schlafen oder in meinem Bett. Wie du willst. Ich kann dir etwas zum Schlafen geben...", redete ich drauf los und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Nate schien zu zögern.
"Ich möchte euch nicht zur Last fallen...", sagte er und spielte noch immer mit meiner Hand. Seine Finger bestanden nur aus Haut und Knochen. Und Sehnen.
"Tust du nicht. Niemals! Sonst hätte ich dich doch nicht gefragt.", rief ich aufgeregt. Erschrocken blickte er mich an und hielt mitten in der Bewerbung inne. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass ich mir so sehr freuen würde. Bittend suchte ich Blickkontakt und hielt ihn fest, als ich ihn fand.
"Nun gut...", sagte er schließlich und schloss kurz die Augen. "Aber ich schlafe auf der Couch!"
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Yaaay, ich hab es geschafft xD.
Höre gerade Dat Adam (Liebe 😍❤) und schreibe das hier. Ich weiß, es ist eigentlich gar nichts passiert in diesem Kapitel, tut mir leid, aber ich hab momentan eine leichte Schreibblockade, da ich momentan so viele Klausuren schreibe.... Aber ab heute sind erst einmal Ferien, dass heißt ich habe wieder mehr Zeit. Vielleicht kommt bald mal ein längeres Kapitel.Naja, wie ihr vielleicht gemerkt habt, hab ich den Namen geändert. Ich finde es passt besser und ist nicht so lang. Wie findet ihr ihn? Kennt ihr jemanden (oder euch selbst), der Buchcovers machen kann? Pls, helft mir xD. Ihr seht ja an dem jetzigen, dass ich das echt nicht so sonderlich gut kann.... Naja gut. Danke schon mal.
Xoxo und schönen Ferienbeginn (oder erster Schultag, kommt drauf an wo ihr wohnt)
Eure Janii und ein besorgter Cooper. Wo Nate gerade ist, weiß weder Coop noch ich... Ich gehe ihn Mal suchen!Ps: Ich hab soooo Rückenschmerzen.... Ich fühle mich als wäre meine Wirbelsäule gebrochen xD.... Noooo....
Pss: 1227 Wörter. Keine Ahnung wieso ich das immer schreibe.
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Thin boy
Teen FictionIch will doch nur, dass alles wird wie früher... 16 Jahre. Eigendlich ein schönes Alter. So aber nicht für Nate. Er ist nicht wie andere Kinder in seinem Alter. Schon seit der achten Klasse wird er von seinen Mitschülern in der Schule gemobbt und s...