Kapitel 33. Jonah

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Zwischen meinen mit Ringen gezierten Fingern hielt ich den Joint, meine Beine trugen mich durch die schon schlafende Stadt.

Ich war heute nicht in der Klinik. Dieser trostlose Ort mit diesen verlorenen Seelen belastete mich. Das Leiden meines Freundes belastete mich. Alin war der wichtigste Mensch in meinem Leben, ihn zu verlieren war und blieb meine größte Angst. Mir wurde schlecht, wenn mich diese Gedanken wieder und wieder einholen, mich erfassten und quälten. Manchmal, wenn mivh solche Gedanken überrollten, stellte ich mir vor, nur annähernd das zu fühlen, was Alin tagtäglich fühlen musste. Ich fühlte mich auf eine kranke Art mehr zu ihm hingezogen, fühlte mich ihm näher als jemals zuvor. Nur, weil ich eventuell die selben Gedanken verfolgt, wie er es tat. Armselig. Und wie schlecht es mir dann wieder ging, wenn ich erneut daran denken musste, wie er sich versuchte umzubringen, nicht zum ersten Mal. Sich wieder selbst verletzte.
Ich liebte ihn, deswegen war es auch so schwer für mich. Ich wünschte, ich könnte sein Leiden vollkommen nachvollziehen, um ihm auch nur ansatzweise helfen zu können. Ich wünschte, er würde hilfe annehmen. Doch wahrscheinlich war er dafür schon zu lange an diesem trostlos Ort.

Ich bog in die gesuchte Straße ein, sah den Spielplatz nur einige Meter vor mir. Er war einsam und verlassen, kein Wunder bei dieser Uhrzeit. Es war schon zu spät, dass kleine Kinder hier spielten, doch zu früh, um Teenager anzulocken, welche sich hier unterhalten oder kiffen wollten. Deswegen erkannte ich Emilia schon von weitem. Sie saß im Dunkeln auf einer der Schaukeln, ließ sich sachte vom Wind anschaukeln. Beim Näherkommen erkannte ich, dass sie Kopfhörer in den Ohren hatte. "Emilia.", rief ich, als ich unmittelbar hinter ihr stand. Sie zuckte leicht zusammen, drehte sich dann umständlich etwas zu mir um, musste dabei ihre Füße in den Sand drücken, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und rückwärts von der Schaukel zu stürzen. "Hey Jo.", sagte sie grinsend und zeigte mit einer Kopfbewegung auf die andere Schaukel. Ich setzte mich und wir schaukelten eine Weile stumm nebeneinander hin und her. "Hast du das Gras dabei?", fragte ich nach einer Zeit, konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie sie sich einen Ohrstöpsel hinauszog und ihn an dem Kabel hinunter baumeln ließ. Sie antwortete nicht, zog nur ein kleines Tütchen aus ihrer zu großen Bomberjacke. Wieso fragte ich überhaupt. "Danke.", ich schreckte meine Hand nach dem Plastik aus doch sie zog es zurück, ihre Lippen formten sich zu einem spöttischen Lächeln. Sie sah hübsch aus. "Wie geht es deinem Freund?", fragte sie im Plauderton, doch ich war mir sicher, dass sie keinen Smalltalk mit mir führen wollte. Trotzdem antwortete ich, ich sollte es mir nicht mit ihr versauen. Schließlich war sie meine einzig vertrauliche Quelle. "Nicht sehr gut. Ich denke, es wird wieder schlimmer.", ich hasste es, es laut auszusprechen, der Wahrheit mehr ins Gesicht zu blicken. Irgendwie wirkte es näher, realer, wenn man es laut aussprach. "Das tut mir leid. Ich mochte Alin immer so gerne.", Emilias Stimme klang ruhig, ja schon fast verträumt. Ich war mir nicht mehr sicher gewesen, ob sie Alin kennengelernt hatte, er war einfach schon zu lange von der Bildfläche verschwunden, zu lange eingesperrt in diesem tristen Ort, welches wohl sein nächstes Grab widerspiegeln musste. "Ich auch... Es tut mir weh, ihn jeden Tag mehr leiden zu sehen."
"Wir alle leiden, Jonah. Nur manche haben mehr gelitten, und länger. Vielleicht solltest du ihn gehen lassen. Dann würde ihm das Leben nicht mehr so schwerfallen.", ihre Worte machten mich wütend. Ich war nicht Schuld an Alins Krankheit, redete mir sogar ein, nur meine Liebe hielt ihn noch am Leben. Wahrscheinlich war es auch so. "Sag das nicht!", rief ich aus, versuchte mich zusammen zu reißen. Schließlich hatte sie meinen Stoff in ihren schlanken Fingern. "Wieviel willst du jetzt?", blaffte ich.

Ich wollte Heim. Mir war kalt und ich war meinen Gefühlen gegenüber meinem Freund nicht mehr ganz sicher. Klar, ich liebte ihn mehr als alles auf der Welt, doch tat ihm meine Liebe gut? Musste ich ihn wirklich gehen lassen?

"Küss mich, und dein Gras bekommst du umsonst.", geschockt sah ich sie an. Wieso tat sie das? Wieso tat sie mir das an? "Das geht nicht, und das weißt du auch."
Sie zuckte mit den Schultern. "Ich helfe dir, ihn loszulassen. Für dich und für ihn.", sie kannte meine knifflige Lage. "Zu lange lebe ich schon so. Ihn zu treffen ist mein Anker.", sprach ich gegen sie, sie regte mich auf. Sie machte mich wütend. Doch irgendwie hatte sie recht. Diese Erkenntnis nervte mich. Es half uns beiden nicht mehr weiter. Es war einfach eine Gewohnheit geworden, selbstverständlich, dass ich Tag für Tag zu ihm in die Klinik kam und Zeit mit ihm verbrachte. Aber er war mein Freund. Ich liebte ihn. Konnte mich aus diesem täglichen Trott nicht herausreißen. Zu groß war die Angst, wie er auf unsere Trennung reagieren würde. Wie ich drauf reagieren würde. "Ihn zu treffen ist dein Todesurteil.", wütend sprang ich auf. "Drogen sind mein Todesurteil! Hör auf, meinen Freund schlecht zu reden.", ich sprang ebenfalls auf.
"Du bist blind vor Liebe. Die Drogen werden dich nicht töten, dass wird er tun.", sie schaute mir tief in die Augen. "Er liebt dich doch gar nicht mehr. Er kann nicht mehr lieben. Wann siehst du es endlich ein? Wann siehst du ein, dass er dich nur als Ausrede benutzt, nicht sterben zu müssen? Wann siehst du endlich ein, dass es andere Menschen gibt, die dich viel mehr lieben als er es jemals könnte... ", ihre Stimme wurde von Wort zu Wort leiser, bis sie schließlich verstummte.
Und dann verstand ich.

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Lange ist es her, bitte steinigt mich nicht. Jetzt sind Ferien, vielleicht komme ich zu mehr.

Die Abiturzeit ist doch zeitaufwendiger, als ich angenommen hatte. Und das gepaart mit einer Schreibblockade ist dann doch der Tod der Frustration.

Drückt mir die Daumen, dass ich da raus komme xD.
Schöne Feiertage euch, vielleicht schaffe ich noch ein weiteres Kapitel in diesem Jahr.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 22, 2019 ⏰

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