"Du, Alin? Darf ich dich mal was fragen?"
Es war dunkel. Meine erste Nacht hier war angebrochen und trotzdem fühlte ich mich, als wäre ich schon seit Jahren hier. Durch die Dunkelheit lunste ich hinüber zu Alins Bett. Alles lag in völliger Dunkelheit und Schwärze. Nicht einmal die eigene Hand war vor Augen zu sehen. Ein paar Sekunden war es still. Sehr still. Nur das Ticken Alins Wecker war zu hören. Ganz leise, und doch so laut.
"Ja?", ertönte Alins brüchige, sonst so feste, Stimme und tanzte in der Stille wie Blätter im Wind. Kurz halte das einzige Wort noch durch den Raum, dann verblasste es und wurde in meinen Gedanken wiederholt.
"Wieso bist du hier?", fragte ich und schluckte. Waren wir schon so weit? Würde er es mir einfach so sangen oder eher wütend reagieren?"Wieso bist du hier?", stellte er die Gegenfrage und räusperte sich. Ich drehte mich in seine Richtung und starrte in die Dunkelheit. Konnte nur erahnen, wie und wo Alin lag.
"Ist das nicht offensichtlich?", flüsterte ich und schloss für einige Sekunden traurig die Augen.
"Bei mir nicht auch?" Schweigen. Dann ein Seufzen von anderen Ende des Zimmers.
"Ich hab versucht mich umzubringen. Drei Mal. Und drei Mal hab ich es nicht geschafft." Wieder Stille. Ich brauchte ein paar Minuten, um meine Gedanken zu sortieren und meinen Schock zu überwinden.
"Und... W...wieso?", meine Stimme zitterte, ich hörte Alin Schnauben. "Wir sollten schlafen, Hungerhaken. Morgen wird ein anstrengender Tag für dich."
Enttäuscht, dass ich so abgewiesen wurde, drehte ich mich wieder auf den Rücken. "Du hast Recht. Gute Nacht Alin." Ich hörte ebenfalls ein Rascheln von ihm und dann kurz Stille. "Sie wird nicht gut sein, aber Nacht." Und mit diesen Worten widmeten wir uns wieder unseren eigenen düsteren Gedanken.Wann ich an diesem Abend wirklich eingeschlafen war, wusste ich nicht mehr, jedoch war es spät geworden und ich war am nächsten morgen ziemlich müde gewesen. Um die eine Woche war bereits passiert und ich hatte mich zu meiner eigenen Überraschung ziemlich schnell an das alles hier gewöhnt. Alles lief ganz gut, ich verstand mich mit Alin und Jonah, und die Ärzte und Pfleger waren auch ganz nett. Nur das Essensprogramm schlug mir auf den Magen. Mein Betreuer sagte, dass dies noch nicht so schlimm sei, da es besser werden würde. Mann muss nur warten, meinten sie.
Ich hatte wirklich dutzende Gespräche mit den Ärzten und meinem persönlichen Betreuer geführt, wurde oft und lange untersucht und ich hatte feste Essenszeiten, wo ich jedoch kaum was zu mir nahm. Ich konnte einfach nicht, konnte, wie sonst auch, nichts essen. Abends hatte ich Wein- und Panikattacken und verweigerte diese Schlaftabletten, die wir zum Schlafen bekommen sollten. Noch konnten sie mich nicht dazu zwingen, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis es soweit war. Doch, wahrscheinlich waren diese Tabletten eigentlich gut für mich um einfach abzuschalten und ohne schweißgebadet aufzuwachen. Jedoch konnte ich auch dies nicht. Wenn ich diese kleinen Pillen in meinem Mund hatte, fühlte es sich an, als wäre mein Hals verstopft, nichts konnte ich runterschlucken. Es ging einfach nicht.
Das einzig Positive an dieser Woche war, dass ich mich sehr gut mit Alin und Jonah, der übrigens jeden Tag kam, verstand.
Die Anderen, die wegen dem selben Grund wie ich hier waren, wirkten allesamt seltsam, redeten einschließlich über sich und achteten kaum auf ihre Umgebung. Ein Mädchen von meinem Tisch, sie war nur ein Strich in der Landschaft, hatte mich an meinem dritten Tag hier »Fettes Schwein« genannt und hatte mit ihrer leeren Gabel auf mich gezeigt. Danach wurde sie von allem am Tisch schräg angeschaut und von unserem Betreuer Anthony ermahnt, ich jedoch war aufgestanden und war weinend in meinem und Alins Zimmer zusammengebrochen. Mühsam war ich ins Bad gekrochen und hatte mir dort so lange meine Finger in den Hals gesteckt, bis ich mich voller Schmerzen übergeben musste. Nach diesem Zusammenbruch aß ich über einen Tag überhaupt nichts.Alin war tagsüber ein gut-gelaunter Junge, welcher vollkommen gleichgültig schien und nur mit den weiten T-Shirts und Pullis von seinem Freund herum lief, doch hörte ich voller Mitleid und Sorge, wie er sich jeden Abend in den Schlaf weinte. Versuchte, dabei leise zu sein, damit ich nichts mitbekam. Doch ich bekam es mit. Und es tat weh. Es tat weh, diese Schluchzer zu hören und zu wissen, dass es ihm so unglaublich schlecht ging.
Manchmal, wenn sich niemand mit Alin beschäftigt und er seinen Gedanken abschweifen kann, sah ich den unendlichen Schmerz in seinen Augen. Ich wollte ihm irgendwie helfen, so wie er auch mir helfen wollte, doch ich wusste nicht, wie. Wie sollte man jemanden Helfen, der keine Hilfe annahm?
Wie sollte Cooper mir helfen, wenn ich ihn nicht an mich ran ließ?Cooper.
Ich vermisste ihn. Sehr. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, ich mochte den Jungen, welcher mich immer versucht hat zu beschützen. Ich vermisste ihn und hatte gleichzeitig fürchterliche Angst vor ihm. Ihm gegenüber war ich so verletzlich. Er hatte mein gesamtes Vertrauen erobert, er könnte mir unglaublich weh tun, wenn er es missbrauchen würde. Wenn er nur nett zu mir gewesen war, weil er bei mir ein leichtes Spiel gehabt hatte. Ich versuchte nicht daran zu denken, wie dumm und naiv ich doch sein, doch mein Kopf weigerte sich, Cooper nicht zu mögen. Ich konnte einfach nicht anders. Meine Mundwinkel wanderten jedes Mal ein paar Millimeter in die Höhe, wenn ich an den Älteren dachte.
Mochte ich ihn mehr, als ich annahm?
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Hey Freunde. Heute kommt tatsächlich wieder was, auch wenn es sehr kurz ist.Jedoch, stellt euch darauf ein, dass die nächsten Kapitel bis zu den Sommerferien in drei Wochen noch viel kürzer sein werden. Ich will versuchen, öfters -nicht so wie die letzte Zeit- zu updaten, doch wird es , wie schon gesagt, kürzer. Momentan fehlt mir echt die Zeit.
Und: es tut mir lied, dass ich momentan nicht auf private Fragen eingehen, die ihr an mich persönlich schickt, doch irgendwas stimmt mit meiner E-Mail Adresse nicht. Ich muss das mal beheben und mir das angucken.
Wörter: 1017
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Thin boy
Teen FictionIch will doch nur, dass alles wird wie früher... 16 Jahre. Eigendlich ein schönes Alter. So aber nicht für Nate. Er ist nicht wie andere Kinder in seinem Alter. Schon seit der achten Klasse wird er von seinen Mitschülern in der Schule gemobbt und s...