Kapitel 28. Cooper

331 15 6
                                    

Die Musik jagte durch meinen Kopf, mein Körper bebte. Trotzdem drehte ich den Schalter noch höher und ließ die Musik noch lauter durch meine Sehnen fließen. Von der Außenwelt war nichts mehr wahrzunehmen, das Kreischen in meinen Ohren wirkte wie Watte und ließ mich in meiner eigenen Welt ohne Ablenkung ungestört stöbern. Ich konnte auf Gedanken zugreifen, dessen Berührung und Einsehen mir sonst nicht gestattet war und konnte sie somit von allen Seiten sachlich neutral begutachten. Noch nie hatte ich so stark das Gefühl gehabt, von meinen Gedanken überflutet zu werden. Noch nie kamen mir meine Gedanken so viel und negativ vor. Kaum positive versteckten sich unter den Massen an Gedanken und Gefühlen. Ich fühlte mich, als müsste ich meine überfüllte Bibliothek aufräumen und meine Gedanken waren wie fliegende Bücher, welche durch die Meterhohen Regale und Gänge schwebten und schwer zu fangen waren. Von meinen seltsamen Gedanken verwirrt musste ich kurz humorlos auflachen. Wie konnte es sein, dass ich selber momentan der größte Verursacher meiner schlechten Laune war?

Ich drehte mich auf der Wiese, sodass ich auf den Bauch lag und stützte meinen viel zu vollen Kopf auf meinen Händen ab. Meine Füße begannen einen unaufhörlichen Kampf, wer durfte oben liegen und wer unten? Müde ließ ich meinen Blick durch meine Umgebung fließen, beobachtete die Leute, welche nicht weit von mir entfernt über die Straßen hetzten. Bei ihnen war es egal, ob man dick oder dünn, groß oder klein war. Bei ihnen zählte in diesem Moment nur, ob sie es noch pünktlich zur Arbeit schafften oder ob ihr Vorgesetzter heute gut gelaunt war.

Irgendwann kreischte die Musik so laut durch meinen Kopf, dass ich sie zittrig ausschalten musste. Meine Ohren brannten und die schon verklungenen Töne waren noch zum greifen nahe. Mein ganzer Körper hämmerte noch zu dem Bass. Doch sobald die Musik erlosch, wirkte die Welt viel lauter als jemals zuvor.

Mit steifen Gliedern stand ich auf, konnte mich irgendwie auf meinen Beinen halten, welche sich trotz der Steife wie Wackelpuddin anfühlten.
Ich trat den Weg zu mir nach Hause an, beeilte mich, wollte schnell in mein Bett sinken und schlafen. Aber mir ging es besser. Tatsächlich. Es hatte gut getan, mal ganz neutral an meine wirren Gedanken zu gehen und sie von allen Seiten zu betrachten. Jetzt fühlte ich mich schlauer, als hätte ich mehr Ahnung von meinen eigenen Körper.

Der nächste Tag brach an, motiviert lief ich Richtung Schule. Heute hatte ich eine genaue Vorstellung von dem, was ich leisten wollte. Ich musste auf jeden Fall mit Bobby reden, er durfte diesen abartigen Plan gegen Nate nicht durchführen. Das würde den Jungen komplett brechen.

Ich betrat das alte Gebäude und schaute mich sofort nach dem Gleichaltrigen um. Schlussendlich sah ich ihn recht seitlich im Flur, umringt von seinen beiden besten Freunden Luca und Carl und einem relativ kleinem Mädchen, welches in diesem Moment hämisch grinste. Ohne es noch einmal zu bedenken, schlug ich den Weg direkt zum Monster an und blieb direkt bei der kleinen Gruppe stehen. "Bobby. Wir müssen reden.", sagte ich mit klarer Stimme, was mich selbst etwas überraschte. Bobby warf mir einen abschätzigen Blick zu und murmelte dann etwas zu Carl, welcher direkt neben ihm stand. Carl verdrehte die Augen und runzelte mit einem Blick zu mir die Stirn. "Was willst du, Neuer?", fuhr Bobby mich unhöflich an. Ich musterte ihn genauer. Irgendwie konnte ich schon verstehen, wieso er so beliebt war. Er sah gut aus, definitiv. Außerdem strahlte er dieses Gewisse aus. Ich konnte es nicht richtig beschreiben, doch es war das, was viele Menschen zur Schüchternheit zwang und verunsicherte. Wenn er jemanden mochte, konnte er bestimmt einem das Gefühl geben, etwas ganz besonderes zu sein. Trotzdem wollte ich mit seiner Bosheit und seiner Feigheit nichts am Hut haben. Ich erinnerte mich an den wirklichen Grund, wieso ich mich zu einem Gespräch mit ihm zwang.

"Können wir reden? Unter vier Augen?", mein Blick huschte zu seinen Kameraden, die das Gespräch wahrscheinlich erschweren würden. Bobby nickte ihnen kurz zu  und mit einem kritischen Blick auf mich verließen sie den Flur und machten sich auf den Weg die Treppen hoch zu unserem Klassenzimmer und wahrscheinlich zu dem Klassenzimmer von dem mir unbekannten Mädchen. "Lass mich raten. Du willst mich davon überzeugen, deinen kleinen Freund nicht vor der ganzen Stadt bloßzustellen, habe ich recht?", sagte Bobby mit einer ekelhaften Belustigung in der Stimme und lenkte meinen Blick so von der Treppe wieder zu ihm. "Ich will, dass du es von dir aus einsiehst.", sagte ich überzeugt und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Red keinen Unsinn. Ich hasse ihn, und die ganze Schule auch. Falls du es vergessen haben solltest.", griff er mich sofort an. Ich reckte mein Kinn etwas weiter nach oben und zog die Nase kraus. "Und wieso? Was hat er euch getan, dass ihr ihn anscheinend so sehr verabscheut?", wollte ich langsam wütend werdend wissen.

Bobby blickte mich kurz an, lange, und wendete seinen Blick dann runter auf den Boden. "Er hat mein ganzes Leben zerstört. Er ist an allem Schuld.", sagte er plötzlich kleinlaut. So hatte ich ihn noch nie erlebt, noch nie reden hören. Er konnte mir noch nicht mal in die Augen blicken. "Wieso, was ist passiert?", fragte ich leise und beobachtete seine Mimik, er schien sich an Dinge zu erinnern, die er vergessen wollte. "Was interessiert es dich. Du kommst hier an und tust einen auf Gutmensch und im eigentlichen hast du doch noch gar nichts getan, was Nate helfen könnte.", sagte er plötzlich aggressiv und schubste mich leicht nach hinten. Erschrocken knallte ich gegen die Wand hinter mir und versuchte mich durch den plötzlichen Stoß nicht von den Beinen reißen zu lassen. "Mehr als du habe ich allemal getan!", rief ich wütend und durchbohrte ihn fast schon mit meinem fassungslosen Blick. "Du willst wissen, wieso ich ihn so hasse?!", rief er aufgebracht und lief ein paar Schritte auf mich zu. Plötzlich von seiner Art eingeschüchtert nickte ich und drückte mich etwas mehr gegen die Wand. Würde ich nun endlich die Wahrheit erfahren? Die Wahrheit über die Schule und das Verhältnis gegenüber Nate?

"Schön. Nate ist mein Bruder... Na, damit haste nicht gerechnet, was?!"

______

Sorry, dass es soooo lange gedauert hat, aber ich war unmotiviert as fuck. Aber bitte. Plottwist. Na, damit hat niemand gerechnet, was. Nicht mal ich selber. Keine Ahnung, was ich mir damit schon wieder gedacht habe. Facepalm. Drama Incoming. Drama everywhere. I swear.

Wörter: 1091

Update. Maaan ich hab sooo Probleme beim veröffentlich von diesem Kapitel gehabt. Nichts hat geklappt. Ich hoffe, es klappt jetzt.

Thin boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt