Rosalie schien nicht gerade eingeschüchtert von meiner endlosen Wut auf sie, denn sie zuckte nicht einmal mit der Wimper, als ich sie anknurrte wie ein wildes Tier.
Ich war mir nicht ganz sicher, woher diese ständige Wut in mir kam. Normalerweise benahm ich mich in Gesellschaft anderer, so wie es meine Mutter mich gelehrt hatte - höflich und freundlich. Doch zurzeit wollte das nicht so ganz funktionieren. Diese Wut auf mich selbst und auf alle anderen Menschen um mich herum, sie war einfach viel zu groß.
Jeden Tag wurde es schlimmer. Erst die Sache mit Bella, dann mit Black und jetzt auch noch mit Rosalie. Es kam mir beinahe so vor, als würden alle um mich herum, sich gegen mich verbünden, um mich fertig zu machen. Doch eines war sicher, ich würde mich nicht so schnell unterbuttern lassen. Sie würden noch zu spüren bekommen, wozu ich im Stande war.
Lauren und Jessica sahen verwirrt auf. Sie schienen nicht zu verstehen, warum ich so wütend war, aber das war mir völlig gleich. Es ging nicht um die zwei Brünetten. Es ging einzig und allein um die Blondine zwischen ihnen, die so tat, als wäre nichts gewesen.
"Edward, setz dich doch", schlug sie mit einem schmeichelnden Unterton hinzu, der so gar nicht in diese Situation passte. Ich zog die Augenbrauen hoch und verzog den Mund zu einer strengen Linie.
"Ganz sicher nicht, Rosalie", presste ich zwischen meinen Zähnen hervor. Jessica neben ihr kicherte. "Was hat er denn?" Das ging sie ja wohl gar nichts an. Doch Rosalie grinste nur boshaft und meinte lässig:" Er kann es wohl nicht ertragen, Bella mit jemand anderen zu sehen" Ich biss kräftig die Zähne zusammen, sodass mein Kiefer laut knackte. Würde meine Stiefschwester nicht gleich den Mund halten, würde ich mich verlieren. Dann werde ich sie eigenhändig umbringen, dachte ich.
Sei vernünftig, Edward , holte mich die Stimme meiner Mom in meinem Kopf auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich durfte Rosalie nichts tun, das wusste ich natürlich. Aber ich wäre eindeutig in der Lage dazu.
Lauren mischte sich lachend ein. "Ich dachte, Cullen fickt schon Tanya", bemerkte sie schnippisch und sah sich nach meiner zweiten Hass-Blondine um. Zum Glück war sie ausnahmsweise mal nicht in der Nähe. Die drei Mädchen kicherten zusammen. Drei...zwei..., ging es mir durch den Kopf. Länger würde ich mir dieses geschmacklose Geschnatter nicht mehr anhören, so viel stand fest.
Doch zum Abschluss musste Rosalie natürlich das letzte Wort haben und noch einen drauf setzen, was mein Fass nun doch zum Überlaufen brachte. "Stimmt schon, aber er kann es nicht ertragen, dass ein Mädchen ihn nicht bevorzugt, sondern einen anderen Kerl. Wenn Bella mit Jacob schlafen wird, dann..."
Weiter kam sie nicht, da ich ihr das Wort abschnitt, in dem ich sie am Kragen ihrer weißen Bluse packte und ruckartig zu mir hochzog. Ein erstickter Schrei verließ ihren Mund und ihre Augen wurden riesengroß, als ich sie nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht entfernt hielt und sie wütend anknurrte:" Du bist jetzt endlich still, Hale. Sonst bringe ich dich um!"
Angst machte sich in ihr breit, so wie ich es noch nie gesehen hatte. Ihre blauen Augen waren vollkommen panisch und hetzten von meinen Augen zu meinen Lippen, nach rechts und nach links, als würde sie stumm nach Hilfe suchen. Jedoch würde sie niemals um Hilfe bitten, dafür war sie viel zu stolz.
Um uns herum verstummten vorerst Musik und Geplapper, um dann in Getuschel über zu gehen. Natürlich verstanden sie nicht, was hier vor sich ging, aber es war mir doch immer wieder ein Rätsel, was manche Leute an Problemen anderer so interessant fanden, dass sie wilde Spekulationen und Gerüchte in die Welt setzten. In diesem Augenblick war mir das ziemlich gleichgültig, da meine Aufmerksamkeit einzig und allein auf meine Schwester gerichtet war.
Immer noch hielt ich ihren Kragen mit meiner Hand festumschlossen, sodass sie mir nicht davonlaufen konnte. Und immer noch sah sie mich mit dieser Furcht an. Es passte nicht zu Rosalie, dass sie vor etwas oder jemanden Angst hatte. Doch als ich fester in ihre Augen sah, spiegelte sich mein Gesicht darin ab und ich wäre beinahe selbst vor mir zurückgeschreckt.
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First Love
Fanfiction"Bella, bitte geh nicht", bat ich sie flehend und drückte ihre Hand fester. "Ich muss gehen, Edward", sagte sie ernst und löste die Hand energisch aus meiner. Eine Träne quoll aus meinem Auge und ich fühlte mein Herz brechen. Es zog sich ganz eng zu...