Teil 55

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Hannas P.o.V.

„Ach Hanna Schatz! Warum bist du denn schon wach?" liebevoll strich mir meine Mutter eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Ich hab meinen Wecker vergessen auszustellen."

Kurz schaute sie mich von oben an, verzog ihren Mund und begann dann herzhaft zu lachen.

Mein theatralisches Seufzen brachte sie nur noch mehr zum Lachen!

So eine Frechheit!

„Hey! Das is nicht nett! Heute morgen war ich voll fertig und gelangweilt hab ich mich! Das kannst du dir nicht vorstellen." Schmollend pustete ich mir eine weitere Strähne aus dem Gesicht.

Meine Haare gingen heute auch mal wieder ordentlich ab. Überall in meinem Gesicht hingen Haare und zwar auch in meinem Mund! Bah!

„Tschuldigung Schatz aber du bist so ein Opfer!", lachte sie weiter.

Was hatte meine Mutter gerade gesagt?

Hatte sie mich gerade wirklich Opfer genannt?!

Ha! Mum versucht also cool zu sein. Krass.

„Mum, bitte benutz nicht solche Wörter! Das is so komisch und... und.... einfach nein!"

Das war einfach nur komisch!

„Jaja! Ich weiß dass ich dir peinlich bin aber weißt du was? Das ist mir egaaaal!" flötete sie.

Na dann.

Fröhlich ging sie in die offene Küche und redete dann von da aus weiter.

„Und? Was hast du heute noch so vor? Dein Vater und dein Bruder werden sowieso den ganzen Tag im Bett liegen und nichts machen." sie seufzte auf.
„Aber man kann sie nur lieben auch wenn sie manchmal, ach was, immer einfach faule Säcke sind."

Bildlich konnte ich sie mir vorstellen wie sie mit ihrem stetigen Lächeln im Gesicht ihre Maus-braunen Haare hinters Ohr steckte und ihre blau-grünen Augen vor Freude und Elan strahlten.

Mein Dad und sie waren äußerlich sowie innerlich das komplette Gegenteil des jeweils anderen aber sie ergänzten sich in allem was sie taten und waren. Mein Dad war schon immer eher der harte Kerl gewesen, der der alle Kerle die ich mit nach Hause brachte, bis jetzt insgesamt 3, vergraulte während meine Mum dann immer total aus dem Häuschen war.

Aber beide hatten eins gemeinsam: sie wollten immer nur das beste für Tyler, mich und sogar für Ash. Aus diesem Grund arbeiteten sie auch rund um die Uhr, waren oft auf reisen und opferten viel. Doch wenn irgendetwas mit der Familie war, waren sie beide sofort zur Stelle.

Und deswegen hatte ich sie beide auch unglaublich lieb. Genau wie es auch Tyler und Ash hatten.

„Hanna? Was ist denn nun? Hast du heute was vor?"

Schnell schüttelte ich den Kopf um meine Gedanken abzuschütteln.

„Ähm... Mum? Wie viel Uhr ist es eigentlich?"

„Fast eins!", rief sie während sie Kaffee kochte.

Oh man wie lang war ich denn bitte am Handy?

„Okay Mum! Ich muss langsam mal los. Ich wollte noch einen Freund besuchen und muss mich noch fertig machen.". Bei dem Gedanken an Nate musste ich automatisch Lächeln und sprang von dem überaus bequemen Sofa auf.

Gerade als ich zur Treppe laufen wollte, steckte meine Mum ihren Kopf aus der Küche und grinste süffisant.

„Ein Freund oder dein Freund." Ihr Grinsen wurde immer breiter und ich riss meine Augen auf.

„Mum! Er ist nur ein Freund!" schnell drehte ich mich um und rannte die Treppe rauf.

Peinlich!

- • - • - • - • - • -

Ich atmete noch einmal tief durch und dann ging ich auf durch das große, gusseiserne Tor und die lange Einfahrt hoch.

War das vielleicht doch keine so gute Idee?

Vielleicht hatte ich in unser Gespräch ja irgendwie zu viel rein interpretiert?

Oder was wenn Nate das was er gesagt hat gar nicht ernst gemeint?!

Oh Gott! Was wenn ich mich hier total zum Affen mache?!

Aber zum Umkehren war es jetzt schon zu spät denn ich stand genau vor der großen Holz Tür der mich vom inneren von Nate's Haus trennte.

Das einzig komische war, dass die Tür nicht wie sie es sollte geschlossen war, sondern offen stand.

Komisch.

Misstrauisch drückte ich die Tür auf welche ein ziemlich lautes Knarzen von sich gab.

Okaaaaaaay das wurde jetzt irgendwie gruselig.

Die ganze Eingangshalle blitzte vor Sauberkeit und Kälte. Nichts hier drinnen würde darauf hinweisen, dass hier überhaupt jemand lebt geschweige denn wohnt.

Ich zuckte zusammen als ich ein Geräusch aus der zweiten Etage wahrnahm.

Es klang, als ob irgendetwas in einem Takt gegen die Wand schlug.

„Nate?" vorsichtig rief ich aber bekam auch nach ein paar Sekunden des Wartens keine Antwort.

Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und die ohrenbetäubende Stille wurde gleichmäßig von diesem eigenartigen Geräusch unterbrochen.

Die kalten Mamor Stufen der Treppe die meine Schritte abfingen und ein lautes klacken wiedergaben machten das Ambiente nicht weniger Gruselig.

Als ich oben an der Treppe ankam fiel mir etwas komisches ins Auge das so gar nicht in diesen unpersönlichen Flur passte. Ein neon Pinkes Kleid das achtlos in die Ecke geworfen schien.

Also das Nate seinen Stil geändert hat war mir neu. Und ob es ihm stehen würde, darüber lässt sich streiten.

Ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit.

Als ich weiter durch den abgedunkelten Flur schritt, sah ich auf der linken Seite eine schwarze Netz-Strumpfhose und keinen Meter weiter ein paar schwarze Lack-Nutten-Highheels die über den Flur verteilt lagen.

Wenn es das ist was ich denke dann... dann... keine Ahnung was dann!

Mit zitternden Händen ging ich weiter bis kurz vor Nate's geschlossene Tür.

An der Türklinke hing ein Schwarzer Spitzen BH und genau in diesem Moment hörte ich eine hohe Stimme, die definitiv weiblich war, Nate's Namen schreien und keine Sekunde später schaltete ich einfach ab.

Ich rannte.

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Uiui was hat Nate bloß wieder angestellt?

One kissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt