Teil 39

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B

Your Shirt -Chelsea Cutler

Hannas P.o.V.

„Nate du machst mir Angst."

Wir saßen jetzt schon bestimmt zehn Minuten in Nate's Auto und bisher hatte er noch kein einziges Wort gesagt. So eine Reaktion war doch nicht normal, oder?

Er war plötzlich so verändert, als er auf mein Handy gesehen hatte. Vielleicht hatten meine Eltern irgendwas komisches geschrieben?

„Haben meine Eltern noch irgendwas geschrieben? Wenn ja, die können manchmal echt überfürsorglich sein. Ziemlich nervig, aber-"

„Hör auf!"

Die harschen Worte meines Gegenübers ließen mich verstummen.

„Wie bitte? Was hab ich denn jetzt gemacht?!"

Langsam wurde ich wirklich wütend. Was erlaubt der sich denn? Okay, seine Lippen haben einmal meine berührt und ja, vielleicht hatte er mich mehr als nur einmal gerettet, aber das gab ihm sicher nicht das Recht mich so anzuschnauzen! Ich wollte doch nur helfen!

„Checkst du's nicht?"

Hä?

„Was nicht checken?"

„Mein Gott Hanna! Deine Eltern tun das doch nur, weil sie sich lieben!"

Verzweifelt fuhr Nate sich durch seine dunkel-braunen Haare und dann nochmal durchs Gesicht.

Natürlich liebten mich meine Eltern. Ich sie doch auch....

„Das ist mir klar! Aber trotzdem ist das manchmal einfach nervig und- "

„Du weißt das gar nicht zu schätzen! Deine Eltern LIEBEN dich! Sie machen sich Sorgen um dich! Meine Eltern sehe ich einmal pro Woche, wenn's hoch kommt. Sie scheren sich einen Dreck darum, wo ich bin oder in was für scheiße ich sitze!"
-verbittert schüttelte er den Kopf-
„Als sie noch verheiratet waren, haben sie sich nur gestritten und sind sich aus dem Weg gegangen, wodurch ich sie automatisch weniger gesehen habe. Dann haben sie sich scheiden lassen und meine Mum ist weg gezogen. Zwar lebt sie noch in der Stadt, aber eben nicht mehr bei uns!
Mein Dad bringt jeden Monat mindestens zwei Neue mit nach Hause und stürzt sich in seinen Job! Ich lebe auch in diesem Haus, verdammt! Er könnte seine Nutten ja wenigstens in einem verficktem Hotel vögeln und nicht bei uns zu Hause, wenn ich nur ein paar Türen weiter bin!
Ich meine, nimmt man nicht etwas Rücksicht auf jemanden, dessen Eltern sich vor nicht mal einem halben Jahr haben scheiden lassen?!
Und meiner Mum bin ich scheiß egal! Sie hat mir gesagt, dass sie mich pro Woche mindestens einmal besuchen kommt und weißt du wie oft sie bisher aufgetaucht ist? Zwei Mal! In sechs  Monaten, in vierundzwanzig scheiß Wochen ist sie zwei Mal gekommen um mich zu sehen! Zwei Mal!?
Sei Froh! Schätz dich glücklich und beschwer dich bloß nicht!
Es ist einfach so unfair, dass Menschen die es gar nicht verdient haben, gute Eltern haben und Menschen, die es wohl zu schätzen wüssten, so Eltern haben wie meine."

Mein Mund stand offen und ich war sprachlos.

Ich hatte ja keine Ahnung.

Ja, er tat mir leid, aber ich war wütend.  Ich würde schon fast soweit gehen, dass ich Nate in diesem Moment am liebsten aus dem Auto geworfen hätte und dann mit seinem Auto ein paar mal über ihn drüber gefahren wäre!

Woher nahm er sich das Recht zu sagen das ich meine Eltern nicht verdient hätte?!

Nate neben mir, schaute starr aus der Windschutzscheibe und hatte mit seinen Händen das Lenkrad umklammert, sodass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.

Ich holte tief Luft und begann dann zu sprechen.

„Woher in Gottes nahmen nimmst du dir das Recht mir zu sagen dass ich meine Eltern nicht verdient habe?
Ich liebe meine Familie über alles und würde auf der Stelle für sie Sterben.
Du hast nicht das Recht, über mich, oder sonst wen zu urteilen.
Ich bin sehr wohl dankbar für meine wundervollen Eltern und es tut mir aufrichtig Leid, dass deine Eltern so scheiße sind. Aber deine Verbitterung über dein Schicksal, erteilt dir keinen Freifahrtschein zu sagen, was immer du willst.
Ich bin gerade so unglaublich wütend auf dich, dass ich keine Worte dafür habe, denn mir zu sagen ich hätte meine Eltern nicht verdient, ist eine Frechheit.
Familie kann man sich nicht aussuchen und außerdem geht es bei Liebe nicht darum ob man sie verdient oder nicht. Sie ist bedingungslos und deswegen, ist die Liebe die Liebe.
Denk mal drüber nach Nathan."

Meine Stimme war ruhig, doch ich war den Tränen nahe und innerlich tobte ich.

Es war nicht zu fassen was Nate gesagt hatte und ich konnte es nicht ertragen weiter in seiner Nähe zu sein.

So schnell ich konnte, schnallte ich mich ab, öffnete die Autotür und ließ Nate mit seinen Gedanken allein zurück.

Vielleicht konnten viele meine Reaktion nicht nachvollziehen aber wenn es um meine Familie ging verstand ich einfach keinen Spaß. Und ich denke, dass das auch richtig so ist.

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Story Tipp (Boss/ Romantik): „Reichst du mir deine Hand" von CodeName_OT9

One kissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt