Teil 68

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Hannas P.o.V.

Mein Schrei durchbrach die Stille der einbrechenden Nacht.

Es war mein einziger Versuch, für mehr hatte ich einfach keine Kraft mehr.

Einen Moment lang starrte Jonas mich nur an. Er hatte nicht erwartet dass ich so dumm war.

Aber Verzweiflung treibt bekanntlich auch den Schlausten unter uns zu dummen Taten.

Nicht nur, dass ich wahrscheinlich alles nur noch schlimmer gemacht hatte, auch war diese ganze Aktion komplett sinnlos gewesen.

Welcher normale Mensch war jetzt noch auf den Straßen unterwegs? Vergewaltiger, Schläger und Verrückte, die schon- Jonas traf auf alles drei zu- aber normale, geistig gesunde Leute traf man um diese Uhrzeit kaum noch an.

Hier, auf dem kalten Boden liegend, neben leeren Vodka Flaschen, gebrauchten Kondomen und benutzten Windeln wurde mir klar, dass ich hier nicht mehr weg kommen würde.

Mein körperlicher Zustand war grottig, meine Beine zitterten genau wie meine Hände, meine mittlerweile rot angeschwollene Wange pochte unangenehm und mein Kopf fühlte sich immer mehr wie ein Sägewerk an.
Von meiner Psyche will ich gar nicht erst anfangen.

Mittlerweile war Jonas aus seiner Starre erwacht und blickte mich sauer an. Wahrscheinlich waren nur Sekunden verstrichen doch sie kamen mir vor wie Stunden.

Ich hatte ganz eindeutig gerade den größten Fehler meines Lebens gemacht und war schlicht und einfach am Arsch.

Die Zeit schien still zu stehen, alles nahm ich wie in Zeitlupe wahr, während Ich mich vollkommen auf Jonas' wütendes Gesicht konzentrierte.

Ruckartig wurde ich jedoch wieder in die Realität gezerrt.

Eine Faust traf Jonas am Kinn, ein wütendes animalisches Knurren erklang und es kam definitiv weder von meinem Ex Freund noch von mir.

Als ich meinen Kopf hob konnte ich mir ein schmerzhaftes aufzischen nicht verkneifen, doch ich wollte meinem Retter ins Gesicht gucken können.

Mein Blick glitt über eine schwarze ausgewaschene Jeans, einen grauen Pullover, mir nur allzu bekannte Gesichtszüge und diese flauschigen, dunklen Haare die meine Hände wie magisch anzogen.

„Du mieser Wichser!"

Nate kniete über Jonas und schlug mit seinen Fäusten abwechselnd auf seine Kiefer Partie ein.

Und obwohl es mir so beschissen ging wie nie, obwohl ich eben noch am liebsten sterben wollte und obwohl ich grundsätzlich gegen Gewalt war, breitete sich ein schwaches aber erleichtertes Lächeln auf meinem Gesicht aus.

Als ein ekeliges knacken ertönte überkam mich der Wunsch mich auf Jonas zu übergeben doch ich schluckte die Galle wieder runter. So tief würde ich nicht sinken.

Nach einer Minute lag Jonas nur noch regungslos da, wehrte sich nicht mehr und hatte die Augen geschlossen doch Nate hörte nicht wie ich erwartet hatte auf.

Er schlug immer weiter auf ihn ein, wie in Trance und bekam nichts mehr von seiner Umwelt mit.

„Nate, es reicht du bringst ihn noch um!", sagte ich verzweifelt aber er reagierte nicht.

Meine Kraftreserven waren aufgebraucht jedoch musste ich mich jetzt zusammen nehmen.

Ich. War. Nicht. Schwach.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht schleppte ich mich auf Nate zu und streckte meinen Arm aus.

Schwach berührten meine Finger seine Schulter und er zuckte heftig zusammen.

Jonas bewegte sich kaum noch, nur sein Flaches Atmen war zu hören und als Nate's Blick auf ihn fiel weiteten sich seine Augen kurz.

Ja, Jonas Gesicht war alles andere als schön. Das sonst so makellose Hautbild wurde von Blutergüssen, Platzwunden und Roten Flecken die später blau grün werden würden zerstört. Doch er tat mir nicht leid.

Nate war der um den ich mir sorgen machte, denn er saß immer noch auf Jonas und starrte ihm ins entstellte Gesicht.

Seine Lippen waren zu einem Strich zusammen gepresst und seine Augenbrauen zusammen gezogen.

„Alles... Alles okay bei dir?", vorsichtig und mit brüchiger Stimme strich ich sanft über seinen freiliegenden Unterarm und eine angenehme Wärme kroch in mir hoch die ich doch erst einmal verdrängte.

Nate war jetzt wichtiger. Doch als er ungläubig auf lachte und mich matt ansah, war ich verwirrt.

Was war jetzt los?

„Ist das gerade wirklich dein Ernst? Du fragst MICH ob es MIR gut geht? Dieser Hurensohn hat dich fast vergewaltigt und dich wahrscheinlich geschlagen und du fragst MICH ob es MIR gut geht?!", Kopfschüttelnd sah er mich an.

Er war mir eben wichtig!

„Scheint so.", nuschelte ich leise.

Als ein Schmerz meine Handgelenke durchfuhr zischte ich kurz auf.

Wahrscheinlich hatte ich den restlichen Schmerz erst einmal ausgeblendet, aber jetzt prasselte alles gleichzeitig auf mich ein.

Deutlich spürte ich meine Knie, die Jonas zusammen gedrückt hatte, meinen Rücken der von ihm an diese kalte Wand gepresst wurde, meine Handgelenke auf denen schon Hand Abdrücke zu sehen waren die wahrscheinlich auch noch blau anlaufen würden und natürlich meine schmerzende Wange.

Ich glaube so viel Schmerzen gleichzeitig hatte ich noch nie und das alles drohte mich zu überwältigen.

Mein Magen zog sich zusammen und gleich darauf übergab ich mich neben dem schwarzen Müllcontainer.

„Hanna? Hanna! Verdammt was ist los?!" Die besorgte stimme von Nate drang nur gedämpft zu mir durch als ob sich ein Schleier über die ganze Welt gelegt hätte und Sekunden später kippte die Welt und alles wurde schwarz.

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Hey leudiiiis

Also neues Kapitel und Hannas Retter ist kein anderer als Nate😏

Mir kann nicht zufällig jemand von euch erklären wie das mit dem Kosinussatz und Sinussatz funktioniert oder?😁 Ich kapier das so gar nicht XD

One kissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt