Jared hatte mit allem gerechnet als er auf Edwin traf und dieser meinte, er hätte den perfekten Schlafplatz, aber nicht mit einem abgelegenen großen Haus.
Drinnen erwartete sie schon vielversprechende Wärme und eine Frau, die wohl die Herrin des Hauses war.
"Wie ich mich freue dich wieder zu sehen, Liebling." Sie drückte Edwin einen Kuss auf die Wange und Jared entging nicht, wie ihr Ehering beim Licht der Kerzen funkelte. Ihre blauen Augen fanden Jareds und ein beunruhigendes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
Ihm war schon damals im Dorf aufgefallen, wie vertraut Edwin mit der Frau umgegangen war, von der sie letztendlich die Kleidung und einige Münzen erhalten hatten.
Schnell erklärte der blonde Mann ihre Situation und deutete auf seinen durchgefrorenen Freund. "Ich wäre dir überaus verbunden, wenn du für ihn ein Bad und frische Kleidung organisieren könntest." Edwins Tonlage wurde weich und sehr schmeichelnd.
Die Frau hatte nicht einmal ihren Blick von Jared genommen.
"Natürlich."
Eher er sich versah, saß er schon in einer heißen Wanne und spürte wie er endlich wieder Herr über seinen Körper wurde.
Er hatte Zeit endlich über das Geschehene nachzudenken. Hatte Vienna es zum schneien gebracht? Aber war sie überhaupt in der Lage zu so etwas? Sie konnte viel, aber doch nicht ein ganzes Land in Eis legen, oder irrte er sich?
Er wusste nur eins mit Sicherheit, er musste zu ihr, nach dem er einen kurzen Abstecher gemacht hatte.
Gerade als er sein Hemd übergestreift hatte, öffnete sich die Tür zu seinem Zimmer. Die Herrin sah herein in beiden Händen jeweils ein Glas mit roter Flüssigkeit.
"Ich dachte mir, Ihr würdet euch auch gerne von Innen aufwärmen." Sie reichte ihm ein Glas.
"Ich trinke nicht." Lehnte er freundlich ab. Ganz kurz schien sie aus der Fassung zu kommen, aber sie fing sich schnell wieder und setzte ihr Lächeln fort.
Die Frau stellte die Gläser auf einem Tisch ab und trat wieder an den jungen Mann heran.
"Natürlich gibt es andere Dinge zum Aufwärmen." Ihre Augen wurden zu Schlitzen und sie legte eine Hand auf seine Brust, dabei spitzte sie schon ihre Lippen.
Ehe sie es auch nur merken konnte hatte Jared ihre Hand grob gegriffen.
"Ich danke Ihnen für Ihre Gastfreundschaft, aber dass was Ihr jetzt sucht, werdet Ihr bei mir nicht finden. Ihr solltet zu meinem Freund Edwin gehen, wenn Ihr euch einsam fühlt und es euch an Wärme fehlt." Damit schlug er ihre Hand weg. Ihm kam das üppige Essen wieder hoch bei dem Gedanken von einer anderen Frau berührt zu werden.
Leichte Wut blitzte über ihr Gesicht. Jared fragte sich was nur mit ihrem Mann war, dass seine Frau eine solche Dreistheit besaß über andere Männer im Haus ihres Ehegatten herzufallen.
"Ich mag es, wenn sich mir eine Herausforderung bietet, es ist nicht immer befriedigend alles zu bekommen ohne sich zu bemühen." Mit einem letzten Lächeln ging sie.
Jared war sich sicher in diesem Haus nicht ein Auge zu schließen. Leider machte ihm sein Körper einen gewaltigen Strich durch die Rechnung, nach einer gewaltsamen Stunde in der er sich zwang kein Auge zu schließen, fielen sie ihm schließlich doch zu.
Als er wieder zu sich kam, durchflutete das Licht das ganze Zimmer, nur langsam merkte er, dass an die Tür geklopft wurde. Selbstverständlich ließ sich diese nicht öffnen, trotz Erschöpfung und Müdigkeit war er noch allgegenwärtig genug gewesen, um einen Stuhl unter den Türknauf zu stellen.
Gähnend wischte er sich über das Gesicht, während er zu Tür ging und den Stuhl zur Seite stellte.
Strahlend drängelte sich die Hausherrin herein.
"Guten Morgen mein Lieber. Ich hoffe du hast gute geschlafen, bist du noch warm geworden?" Sie trug ein Tablett mit einem Becher und einem Berg an Essen zum Tisch, Jared zweifelte daran, dass sich diese Frau Mühe gemacht hatte, das ganze Essen zu seinem Zimmer zu tragen.
Viel eher konnte er sich vorstellen, dass sie eine Dienerin abgefangen hatte oder sie beauftragte es bis vor die Tür zu tragen, um es dann in die Hände ihrer Herrin zu drücken.
"Edwin wollte mir nichts näheres über eure Reise erzählen, dabei brenne ich darauf von Abenteuern zu hören." Ohne Aufforderung setzte sie sich schon an den Tisch.
"Ich bedaure euch enttäuschen zu müssen, doch auch ich werde nichts sagen können." Er wünschte sich sie würde endlich gehen. Doch dann fiel ihm noch etwas ein. "Wisst Ihr was mit dem Land passiert ist?"
Sie hob eine ihrer feinen Brauen. "Wegen dem Schnee? Der Winter ist eingetroffen, der so lange weg war. Ironisch nicht war? Kaum ist der König tot und die kränkliche Prinzessin zeigt endlich ihr Gesicht, da bricht schon der Winter aus. Die meisten Leute halten es für ein schlechtes Omen."
Der König war tot. Aber wie? Bevor Jared sich vom Fluss weg treiben ließ, war er noch am leben, er hatte alles noch ganz deutlich vor Augen. Er hatte entschieden fürs erste loszulassen um später ins Schloss wiederzukehren, wie konnte der König tot sein? Danach sah es damals gar nicht aus, weshalb er sich auch keine Sorgen gemacht hatte.
Vienna.
Er musste noch viel schneller zu ihre, sie musste leiden, unendlich leiden und er war nicht bei ihr. Was er im Schloss in den wenigen Tagen gesehen hatte beruhigte ihn nicht im geringsten. Sie musste dort einsam mit sich selbst ringen, schließlich fielen sie beide, der König und Jared, wegen dem Eis.
"Ist es sicher, dass der König starb?"
Die Frau schnaubte. "Ich weiß nur was sich erzählt wird heute ist seine Trauerfeier, die meisten des Volkes sammeln sich um das Schloss und die Hauptstadt, sie sagen die Erstgeborene höchstpersönlich wird dabei sein."
"Wo ist Edwin?" Der junge Mann war schon aus dem Raum gestürmt.
"Warte, du solltest was essen, junge Männer brauchen viel Kraft."
Vor Wut drehte er sich um, so schnell, dass sie gegen ihn stieß. "In diesen Wänden werde ich nichts Essen, so gütig Ihr auch sein mögt." Im letzten Moment lenkte er seine Stimme, damit sie ihn nicht beleidigt aus dem Haus warf. Er brauchte bessere Kleidung und Proviant.
Dafür musste er jedoch Edwin finden, damit er diese Dame bekehren konnte.
"Ich muss wirklich dringend mit meinem Freund sprechen." Er verspürte das schreckliche Verlangen auf etwas einzuschlagen, nicht nur, weil er mit dieser Frau schmeichelnd sprechen musste, er hatte auch noch diesen Idioten seinen Freund genannt!
Wieder stiehl sich ein lächeln auf ihre Lippen. "Natürlich, folge mir, ich bring dich zu ihm."
Sie überraschten Edwin gerade beim Essen, freudig winkte er Jared zu sich, zweiterer befürchtete schon, die Hausherrin würde sich dazu setzten, jedoch verließ sie beide Männer. "Ich werde euch Zeit zum besprechen geben."
"Du hast die gute Frau gestern abgewiesen."
"Wie viele solcher Frauen kennst du eigentlich?" Jared konnte nun doch nicht dem Essen widerstehen und griff zu.
"Genug um ruhig leben zu können. Ich denke du hast schon von Prinzessin und dem König gehört."
Jared nickte. "Wir müssen hier noch heute aufbrechen, es wäre gut wenn du unsere Gastgeberin um warme Kleidung und Proviant bitten könntest. Ich bedenke, dass sie hier irgendwelche Waffen haben."
Er wollte Edwin erst später sagen wohin sie wirklich gehen würden, denn bevor er Vienna aufsuchte musste er dringend zu jemand anderem.
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Frühlingstau
FantasyVienna hat das Königreich unter eine unerbittliche Eisschicht gelegt. Ohne Jared scheint alles sinnlos, das Letzte was sie will ist zur Königin gekrönt zu werden. Doch je mehr sie sich selbst überwindet desto mehr fällt ihr auf, dass etwas innerhal...