Neun

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Ich hatte schlecht geschlafen. Die meiste Zeit war ich von jedem Geräusch aufgeschreckt.

Zudem befürchtete ich das Schlimmste als ich mich auf den Weg zum Frühstück machte und zurecht.

Natürlich nutze er es aus und erschien an Tisch um mit uns allen zu Essen.

"Guten Morgen, Prinzessin." Begrüßte er mich, ich schaffte es gerade so ihn zu ignorieren.

"Vienna, kommst du heute Nachmittag wieder zu uns?" Maila sah mich fragend an, ich sah das ihr irgendetwas auf dem Herzen lag, weshalb ich zustimmend nickte.

"Ich werde heute wieder mit dir trainieren, Esko."

Mein Bruder besah mich skeptisch. "Ich sagte dir du darfst nicht übertreiben."

Ich winkte seinen Einspruch ab. "Ich fühle mich heute gut und erleide auch keinerlei Schmerzen."

"Aber-"

"Solltest du mir nicht mehr helfen wollen werde ich jemand anderen darum bitten, jemand der mir nicht widerspricht." Unterbrach ich ihn, voller Sorge runzelte er seine Stirn.

"Wir müssen sehr bald entscheiden wann die Krönung statt findet." Ivars brachte ein Thema auf welches ich lange versucht habe zu verdrängen. "Da es von unseren Eltern beschlossen ist, dass du gekrönt wirst sollten wir langsam einen Tag fest legen und alles vorbereiten."

Schweigend stocherte ich in meinem Essen herum. Der Appetit hatte mich verlassen, ich hatte mir nie vorgestellt auf dem Thron zu sitzen, ich hatte nie den Wunsch verspürt zu regieren.

"Wir sollten später darüber reden."

"Ich würde gerne bei der Entscheidung helfen." Erklang plötzlich Larus.

"Dich hat aber niemand gefragt." Zischte ich, dabei sah ich ihm in die Augen und genau wie letzten Abend tat sich etwas, sofort schwieg er ohne sich weiter einzumischen.

"Vienna, er ist dennoch unser Gast." Flüsterte mir Esko zu. "Auch wenn ich dich verstehen kann, musst du dich zurückhalten."

Natürlich, wir hatten ja beschlossen ihn zu tolerieren bis wir mehr wussten.

Ich stand als erste auf. "Ich werde gehen."

"Du hast gar nicht gegessen." Besorgt sah Maila von meinem Teller zu mir.

"Irgendwie verspüre ich noch keinen Hunger."

Schnell ließ ich die Gruppe hinter mir. Eigentlich hatte ich noch einen kleinen Besuch vor mir den ich gar nicht erwarten konnte.

Die Schmiede strahlte schon von weiten eine erstickende Hitze aus.

Als ich den Raum betrat wurde sofort in der Arbeit inne gehalten.

"Ich grüße Euch, Prinzessin." Mir kam der Älteste von ihnen entgegen. Ich begrüßte ihn und kam sofort zu meinem Anlehnen.

"Ich möchte, dass ihr mir ein Schwert schmiedet, das leichter ist als gewöhnlich Klingen. Ich muss es schnell führen können."

"Seit wann braucht eine Prinzessin eine Klinge? Sie hat Soldaten die für sie kämpfen." Alle lachten weil sie es wohl für einen guten Scherz von mir hielten.

"Krieger sind nur so gut wie ihr Anführer und der König steht über allen, ich werde bald Königin sein, dann muss ich sie führen." Meine Stimme war scharf geworden.

"Natürlich, dennoch würde ich es dann lieber Eurem Mann überlassen als Euch mit einer Waffe auszustatten."

Seine Worte versetzten mir einen Stich, meinem Mann, er konnte sich gar nicht vorstellen was er da sagte.

"Ich werde nicht heiraten." Solange es nicht Jared war. Ich hielt dem Blick des Mannes so lange stand bis er weg sah und anschließend brummte.

"Wenn Ihr eine Waffe wollt, soll es eine Waffe sein. Ich kann aber nichts versprechen, es ist kein Kinderspiel ein Schwert leicht zu schmieden, das Metall selbst ist schwer."

"Ich habe vollstes Vertrauen in eure Fertigkeit."

Lächeln verabschiedete ich mich, er meinte ich solle morgen noch einmal kommen um es probe zu halten. Ich konnte es kaum erwarten ein Schwert so geschmeidig zu schwingen wie es Esko mit den anderen Männern tat.

In meinem Zimmer zog ich mir wieder eine Hose, mit einem Hemd und einer dicken Weste über, die Amme flocht mein Haar zusammen, damit es nicht störte.

Diesmal ging ich sofort in den unteren Trainingsraum, ich musste feststellen, dass mein Bruder und ich nicht alleine waren. Mehrere junge Männer schwangen Waffen und traten gegen einander an.

"Wir werden diesmal nicht im Stillen trainieren, ich hoffe es macht dir nichts aus." Begrüßte mich Esko. Ich musste zugeben ich war mir nicht ganz sicher, ob er es geplant hatte, damit ich die Lust verlor, weil wir Zuschauer haben würden.

"Aber nicht doch, ich kann ihnen nicht verbieten ihrer Aufgabe nach zu kommen, ich bin die jenige, die sich anpassen muss." Sollte er wirklich geplant haben mich mit der Menge zu verschrecken, so hatte ich ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Ein wenig überrumpelt über meine Worte suchte er uns einen Platz im Raum, der uns etwas Freiheit bot. Während unseres Trainings hatte sich nichts geändert, das Schwert hielt sich nicht leichter, nur ich ermüdete schneller. Was sich geändert hatte war meine Voraussicht.

Ich konnte Eskos Schlag deuten und ausweichen, dafür musste ich mein Schwert nicht mal heben.

"Nutzte deine Fähigkeit." Befahl er mir.

Schweiß lief meinen Körper hinab. Nein, ich würde mein Eis nicht während eines Kampfes mit ihm nutzten auch wenn es nur eine Übung war, zu sehr hatte ich Angst ihn damit zu verletzten.

"Los!" Brüllte er, doch ich weigerte mich.

Er gab seine Angriffshaltung nicht auf statt dessen verstärkte er seine Angriffe. Immer wieder sauste seine Klinge auf mich herab. Mit Mühe sprang ich ihr aus dem Weg.

"Esko, hör auf." Meine Worte klangen schwach während er unerbittlich weiter machte, in einer Geschwindigkeit, der ich nicht mit halten konnte.

"Esko!" Ich war außer Atem und am Ende meiner körperlichen Kräfte.

Ein weiteres mal sauste seine Klinge auf mich herab, diesmal war ich nicht mehr in der Lage rechtzeitig auszuweichen, stattdessen hob ich meine Hand zum Schutz vor mich.

"Du sollst aufhören!" Schrie ich. Der Raum füllte sich mit Kälte, ehe ich mich versah war das Schwert in seinen Händen gefroren bevor es meine Hand berühren konnte.

Erst jetzt bemerkte ich, dass alle im Raum gebannt unserem Spektakel folgten.

Schwer atmend sah ich zu meinem Bruder, der über beide Ohren lachte.

"So geht das, jetzt hättest du die perfekt Gelegenheit um mich zu erschlagen."

"Du Idiot! Tu so etwas nie wieder!" Ich hatte alle um mich herum vergessen, wie konnte er nur so närrisch sein? Es hätte auch nicht nur sein Schwert treffen können, er hätte auch selbst tot auf dem Boden liegen können.

"Ich wollte dir nur zeigen wie du handeln kannst." Er merkte, dass mich diese Situation beschäftigte. Er ahnte gar nicht was er in mir ausgelöst hatte.

Ich hätte fast den selben Fehler begangen wie damals auf der Klippe, als Vater mit Jared hinabstürzten.

Auch jetzt war ich wieder kurz davor gewesen einen mir lieben Menschen zu verletzten.

"Wir werden erst weiter machen wenn ich es sage." Ich werde nur noch mit meinem neuen Schwert kämpfen, so eine Situation darf nie wieder vorkommen.

Ich werde nie wieder jemanden durch meine Hand verlieren!










FrühlingstauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt