Vier

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"Ich will ja deinen Orientierungssinn nicht in frage stellen, doch ich bin mir sehr sicher, dass es nicht hier lang zum Schloss geht."

Seid beide Männer mit warmen Kleidern ausgestattet wurden, waren sie auf dem Weg. Nur, dass Edwin noch nicht wusste wohin. Dieser konnte nur immer wieder Fragen stellen und Bemerkungen über die falsche Richtung geben.

"Wieso sollte ich dir weiter helfen, wenn du mir nicht mal sagst wo es wirklich hin geht?"

"Dann hilf mir nicht." Brummte Jared, dabei musste er sich leider eingestehen, dass ihm Ewdin sehr geholfen hatte. Ohne ihn würde er wahrscheinlich irgendwo erfroren im Wald liegen.

"Muss ja wichtig sein, da du nicht sofort zur Prinzessin läufst. Haben wir's denn weit?" 

"Wenn die Karte dieser Frau stimmt, sind wir sehr bald da." Beruhigte er seinen Begleiter.

Diesmal verkniff sich Edwin zu fragen, was denn nun ihr Ziel sei?

"Weshalb schnorrst du dich bei diesen Frauen durch?" Jared fand es besser sich zu unterhalten als schweigend zu laufen. "Du meintest du wärst Schmied, oder hast du nur wegen den Mädchen eine solche Geschichte erfunden?"

"Es war keine Lüge, ich habe schon das Handwerk gelernt und ich machte mich auch auf die Reise, doch du wirst nicht reich als reisender Schmied, zumindest wirst du nicht davon satt. Nach und nach lernte ich, wie ich mich einzuschmeicheln hatte. Dadurch wurde das Leben erholsamer."

Jared schnaubte nur über ein solches Leben. "Also hast du dein Leben nicht erarbeitet."

"So kann man es nicht nennen, es ist schon mit Arbeit verbunden." Lachte der blonde Mann.

Die Beiden gingen noch ein Stück bis Jared schon schnelle Schritte wahrnahm.

"Da kommt jemand." Flüsterte Edwin und wieder war Jared überrascht darüber, wie gut das Gehör von diesem Mann war, der angebliche Schmied und Liebhaber.

Im Gegensatz zu seinem Begleiter blieb Jared ruhig.

"Jared!" Wurde ihnen schon entgegen gerufen bevor sie die Besitzerin der Stimme sahen. Kurz darauf tauchte ein junges Mädchen auf, das lachend in Jareds Arme lief.

Er drückte das Mädchen an sich und ließ sich anschließend von ihm mit ziehen.

"Ich hab so lange auf dich gewartet, Mama werden die Augen rausfallen vor staunen."

"Wer hat dir solche Ausdrücke beigebracht?"

Edwin staunte nicht schlecht, als sie in ein Dorf kamen. Als das Mädchen vorweg lief nutzte der blonde Mann seine Chance.

"Wenn du mir jetzt offenbarst, dass du Frau und Kind hast, werde ich dir leider den Kopf abreißen müssen."

"Dann werde ich wohl gerade so davon kommen, Lenita ist nicht meine Tochter."

"Jared?" Nun kam ihnen eine Frau entgegen, die Jared liebevoll drückte und sich dann zu Edwin um sah.

"Er ist mein Begleiter, sein Name ist Edwin. Edwin dies hier ist Noelie, sie ist meine Schwester und Lenita ist ihre Tochter."

Jared konnte deutlich erkennen wie seinem Gegenüber die Worte im Halse stecken blieben. Ihre langen Haare und Augen hatten die selbe dunkle Farbe wie seine eigenen, nur die Züge ihres Gesichtes erinnerten mehr an ihre Mutter.

"Kommt rein, drinnen brennt ein wärmendes Feuer."

Alle vier traten in die warme Hütte.

"Ich habe dich nicht erwartet, jetzt nach dem Tod des Königs." Sie besah ihren jüngeren Bruder besorgt. Sie konnte nicht wissen was alles schon vorgefallen war und wie distanziert sein Denken über den König geworden war.

"Ich stehe derzeit nicht mehr im Dienst. Habe eine Pause eingelegt." Fügte er schnell hinzu. Er wollte nicht, dass Noelie sich jetzt noch um ihn sorgte.

Edwin erkannte die Lüge sofort, aber er kannte auch fast die ganze Geschichte.

"Ich werde gleich kochen, außerdem habe ich gehört, dass heute jemand ins Dorf kam, Reisende oder Händler. Lenita wollte dorthin, vielleicht könntet ihr sie begleiten."

Jared stimmt zu, bevor er ins Schloss ging um sich allem zu stellen, würde er zumindest einen Tag mit seiner Schwester und Nichte verbringen.

Er ahnte nicht wie es noch für ihn enden könnte.

Leider konnte er nicht alles vor Noelie verstecken, sie merkte sofort, wie etwas nicht im Rechten war, doch schwieg sie erst mal vor dem Mädchen.

Die Männer erklärten sich bereit Holz zu haken, der plötzliche Winter war kalt und für eine Frau alleine nicht machbar.

Als sie beiden dann alleine weit hinter dem Haus waren, wagte Edwin zu fragen was ihm schon sichtlich lange auf der Zunge brannte.

"Was ist mit ihrem Mann? Stört es ihn nicht, wenn wir bleiben, also zumindest, wenn ich bleiben?"

Jareds Kiefer spannte sich an und Wut durchfuhr ihn.

"Sie hat keinen Mann." Gab er kurz angebunden zurück.

Erst schwieg der blonde Mann und hakte weiter, doch er konnte sich nicht zurückhalten.

"Aber sie hat die Augen von ihm nicht wahr?"

Jared verstand die Neugier und selbstverständlich fielen die offensichtlichen hellen Augen auf, die weder ihre Mutter noch der Onkel hatten.

"Ist er verstorben? Oder hat er die beiden verlassen, aber das kann ich mir gar nicht vorstellen. Wie könnte jemand die Beiden verlassen?"

"Er ging bevor er von Lenita wusste, ich wünschte er wäre tot, denn für, dass was er getan hat, hat er nicht verdient weiter zu leben."

Diese Worte warfen für Edwin nur weitere Fragen auf, aber er schien sich nicht mehr zu trauen weiter nach zu haken. Was ihn auch immer aufhielt, Jared war dankbar darüber, so beendeten sie die Arbeit schweigend.

Lenita lungerte schon ungeduldig vor dem Haus herum.

"Ich will endlich ins Dorf, können wir bitte jetzt los? Ich will dort sein bevor die Vorstellung los geht." Bettelte sie ihren Onkel an, der es schon seit sie klein war, schwer hatte ihr etwas abzuschlagen.

"Bleib in meiner Nähe."

Bejahend lief das Mädchen voraus. Jared kannte das Dorf und alle Leute, weshalb er sich wenig Sorgen um das Mädchen zu machen brauchte, doch wusste er nicht was für Leute zu Besuch waren.

Am Dorfplatz hatte sich schon eine große Menge aus Schaulustigen zusammengefunden. Sie hörten Stimmen und Gelächter, um besser sehen zu können mussten sie sich weiter nach vorne drängeln.

"Willkommen meine Damen und Herren zu unserer Vorstellung dieses Abends." Schallte die Stimme einer Frau über den Platz, die bei Jared etwas zum klingeln brachte, dennoch kam er nicht drauf, wieso ihn der Klang so beunruhigte.

Die Drei schoben sich weiter, während die Männer zurück blieben und nicht weiter kamen, hatte Lenita es geschafft. Jared ersparte sich die Menge, müde setzte er sich auf eine Bank am Rand des Platzes, um zu warten.

Irgendwann folgte Edwin seinem Beispiel. "Sie erzählen ein altes Märchen, wahrlich nur interessant für die Kinder."

Jared öffnete den Mund um etwas zu sagen, als sein Blick gefangen wurde. Die Menge hatte sich kurzzeitig gelichtet, so dass er eigentlich die Gelegenheit nutzte um nach seiner Nichte zu sehen, doch stattdessen sah er jemand anderen. Nun wusste er wessen Stimme er dort gehört hatte, weshalb ihm sein Innerstes mitgeteilt hatte abzuhauen.

Er hatte diese Leute schon mal gesehen und er hatte diese Leute betrogen.






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