Elf

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Sie wusste nicht wie lange sie schon im Bett lag.

Sie war sich sicher es waren Tag, denn hin und wieder war es dunkel und kein Sonnenlich kam durch den Stoff der Vorhänge.

Sie ahnte, dass etwas in der Nahrung, die sie bekam, sie schwach machte, doch hatte sie nun keine Kraft mehr um das Essen zu verweigern.

Hilflos lag sie da, fiel immer wieder in einen schwarzen Schlaf und wenn sie wieder zu sich kam fühlte sich ihr Körper immer ein bisschen fremder an. Als würde er nicht ihr gehören, als wäre sie nur ein Gast.

Sie hatte nie erwarte je gefangen in ihrem eigenen Körper zu sein, nie gedacht, dass alles solche Ausmaße annehmen würde.

Sie lag in ihrem Bett, welches sie sich einst mit ihrem Mann geteilt hatte, der nicht mehr war. Sie hatte nicht um ihn geweint und dies bereute sie nun, denn selbst dazu war ihr Körper nicht mehr stark genug.

Dabei vermisste sie ihn, er fehlte ihr. Ihr fehlten die unbesorgten Tage, wo noch kein Schatten über ihrer kleinen Familie lag.

Manchmal schloss sie die Augen und stellte sich vor wieder in dem sonnigen Garten zu sitzen, dort wo sie ihren Mann das erste Mal traf und wo später auch ihre Kinder schreiend herum liefen.

Er war immer so liebevoll gewesen und was hatte er geweint bei der Geburt des ersten Kindes, sie würde diese Tränen nie vergessen. Nicht so wie die anderen Tränen, die er vergoss als die schrecklich Wahrheit heraus kam.

Sie war immer verständnisvoll gewesen, doch da hatte sie zum ersten mal nicht mit ihm geredet.

Sie hatte noch nie in ihrem Lebe je solche Wut verspürt, er war der Erste, der es geschafft hatte, dass die Wut sie überflutete, dennoch vergab sie ihm.

Denn sie liebte ihn.

Wieso hatte sie nicht um ihn geweint? Die Tränen hätten kommen müssen. Sie wusste es steckte mehr hinter seinem Tod, etwas was ausgelassen wurde, vielleicht war dies der Grund weshalb keine Tränen gekommen waren. Weil sie nicht die ganze Wahrheit wusste.

Wann hatten die Geheimnisse nur angefangen? Ab wann wurde ihr die gesamte Wahrheit verschwiegen und ab wann bekam sie nur noch halbe Informationen?

Nichts stimmte mehr überein, alles war aus seinem Rahmen gefallen.

Wenn sie doch nur die Macht hätte, sie würde alles wieder zurück drehen, sie würde womöglich eine andere Entscheidung treffen, doch diese Macht besaß sie nicht.

Die besaß keiner.

Nun lag sie da, nicht mehr in der Lage auch nur einen Finger zu bewegen, sie eine machtvolle Frau konnte nichts außer auf ihr Ende zu warten.

Wenn sie mal wach war betete sie auch, nicht damit sie gerettet wurde oder dass dies alles nur ein böser Traum war.

Nein.

Sie wollte möglichst schmerzfrei sterben, sie hatte nichts dagegen zu sterben, natürlich würde sie die Kinder zurück lassen, doch sie erkannte auch niemanden von ihnen wieder.

Sie würde viel lieber zu ihrem Mann kommen.

Die Heiligen hatten ihr immer einen weiten Himmel vorgebetet. Doch sie stellte es sich lieber als einen großen, sonnigen Garten vor, in dem sie mit ihrem Mann Tee trinken würde.

Sie würde reden und Spaziergänge machen. Alles was sie schon so lange nicht mehr getan haben und irgendwann nach sehr langer Zeit, die sie beiden gar nicht bemerken würden, würde auch ihr kleines Mädchen kommen.

Sie war ihr ein und alles.

Sie liebte alle ihre Kinder, doch keines so sehr wie ihre Kleine, die wegen dem Schatten ihres Vaters nie so viel Liebe von der Mutter bekam. Dabei empfand sie so viel für ihr Kind, sie bereute es nun nie ihre volle Liebe geschenkt zu haben.

Sie hörte Schritt, während sie so im Bett lag, dann öffnete sie die Tür und sie wusste was nun kommen würde.

Wieder eine Suppe, gegen die sie sich nicht wehren konnte.

Sie war gezwungen alles zu essen bis nichts mehr übrig war.

Dann wurde sie wieder alleine gelassen. Anfangs hatte sie gegen die Müdigkeit angekämpft in dem Glauben damit irgendwann dem Drang zu entgehen, doch sie musste bald feststellen, dass dies unsinnig war.

Leichter war es sich dem schweren Gefühl hinzugeben.

Sie musste nur die Augen schließen und schon schlief sie wieder tief und fest.

Jedes mal erhoffte sie sich nicht wieder wach zu werden.







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