Sieben

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Voller Neugier ging ich zum Raum in dem der Besuch auf mich wartete.

Ich konnte mir nicht vorstellen wer es sein könnte, der Diener erwähnte auf meine Frage hin, es sei ein Mann, der mit meinen Brüdern wartete.

Die Türen wurden geöffnet und ich war mir nicht ganz sicher was ich eigentlich erwartet hatte. Dachte ich wirklich Jared würde einfach vor der Türe stehen? Ich konnte mir das Lächeln vorstellen welches er mir schenken würde sobald sich unsere Augen trafen. Er würde zu mir eilen und mich an sich drücken.

Mein Traum platzte als die Türen auf waren. Dort stand ein Mann. Doch er hatte keine dunklen Haare und keine dunklen Augen. Ein Mann dessen Lächeln nicht mein Herz erwärmte.

Augenblicklich floss pures Eis durch meinen Körper.

"Vienna, schau der Bruder des Herzogs ist hier."

Dieser deutete eine leichte Verbeugung an. Sein Lächeln war schief, denn eine Hälfte des Gesichtes war nicht mehr in der Lage sich zu regen.

"Larus Gray wird eine Zeitlang bei uns im Schloss bleiben, er hat von Vaters Tod gehört und wollte hier sein um uns zu unterstützen, er kan-"

Als ich seinen Namen nur hörte riss meine innere Mauer, die alles zurück hielt, ein. Eine dicke Schicht breitete sich im ganzen Raum aus und bedeckte alles an Möbeln.

"Was will er hier?"

"Ähm... Wie ich gerade sagte, er wollte Anteilnehmen und helfen-"

"Das habe ich nicht gefragt. Was will dieser Verräter hier?!" Ich war unbewusst laut geworden. Keiner meiner Brüder wusste Rat, die Dienerschaft war geflüchtet.

Larus war der einzige der noch seine Maske wahrte. "Ich denke, Ihr seid mir wohl noch immer nachtragend. Ihr habt meine Absichten damals missverstanden, genauso wie mein werter Freund, euer verstorbener Vater."

"Du hast mich gefangen genommen und mit Gift getränkt!"

"Da täuscht Ihr euch, ich habe euch verletzt auf genommen und die Medizin hatte leider den Nachteil, dass sie den Körper ermüdete."

Er war so geschickt mit seinen Worten, dass ich es ihm fast selbst geglaubt hätte. Die Zwillinge verstanden meine Einsprüche nicht, sie waren nicht dabei gewesen und ich hatte ihnen nie den Teil mit Larus erzählt. Ich hatte ihn nicht für wichtig gehalten, sie wussten von Räubern und Menschenhändlern aber nicht, dass diese unter Larus gestanden hatten!

"Vienna ich möchte, dass du dich erst mal beruhigst. Hast du irgendeinen Beweis für deine Anschuldigungen?" Natürlich sprach aus Ivars der Diplomat, genauso war er und selbstverständlich hatte ich nichts außer meinen Worten.

Niemand von ihnen war dabei gewesen, nur meine drei Mitreisenden und Zora wollte ich nicht hin halten. Sie sollte nicht mit hineingezogen werden.

Die blanke Wut trieb, geleitet durch meine Machtlosigkeit, Tränen in die Augen, die ich schnell weg blinzelte.

"Wer gestattet ihm hier zu bleiben?"

"Mutter hatte ihn eingeladen. Sieh in dem Brief steht alles und ihr Siegel."

Ich besah das Schreiben, es stimmte es war ihre Schrift und das Siegel, welches sie besaß. Nun verstand ich nichts mehr, sie war eine derjenigen gewesen, die immer gewusst hatte wer Larus wirklich war.

Was trieb sie dazu einen für tot erklärten Mann wieder in das Schloss einzuladen?

"Ich werde mit ihr reden und danach werde ich mit dir Ivars sprechen. Doch ich schwöre ich werde dich Verräter wieder verbannen sobald ich gekrönt bin, wenn du nicht schon vorher stirbst." Den letzten Teil presste ich leiser hervor.

Ich besah keinen der Anwesenden mehr, mein Zorn war zu groß als dass ich sonderlich auf die Auswirkungen achtete, doch mir war die Spur aus Eis hinter mir bewusst.

Ich musste sofort mit Mutter reden!

Doch genauso wie beim letzten mal kam ich nicht weiter als bis zur Tür. Die Wachen waren erbarmungslos, selbst das Eis im Flur schreckte sie nicht ab mir den Zugang zu verweigern.

Der Zorn leitet mich gegen die Tür zu schreien.

"Was denkst du dir eigentlich?! Ihm, ausgerechnet ihm, den Zugang hier her zu erlauben! Ist dir absolut egal was er alles getan hatte, was er mir angetan hatte? Ist es dir auch egal, wenn ich ihn diesmal wirklich umbringe?"

Während meine Worte und Anschuldigungen immer harscher wurden, sahen sich die Wachen unsicher an.

Als ich nichts mehr zu sagen hatte, forderte ich Ivars zu sprechen, ich ließ ihn und Esko in das Arbeitszimmer rufen. Beide konnten sich nicht vorstellen was ich ihnen zu sagen hatte, sie hörten mir zu.

Ich sah an ihren Gesichtern, dass sie meiner Geschichte kaum glauben konnten.

"Du musst verstehen als unsere Schwester glauben wir dir, doch es gibt nicht einen einzigen handfesten Beweis der gegen ihn spricht. Zudem hat er Mutters Brief in seiner Hand, dagegen können wir nicht handeln." Lauteten Ivars logische Worte.

"Aber wir können ihn nicht hier gewähren lassen als wäre er ein Gast und hätte nie etwas getan! Er ist gefährlich!"

"Ich weiß zwar nicht weshalb Mutter einen solchen Menschen einlädt der so was tut, aber wäre es nicht besser wir würden ihn einfach solange im Auge behalten? Sollte er sich hier vor unseren Augen merkwürdig verhalten, hätten wir auch einen Grund ihn zu bestrafen."

Eskos Idee war nicht schlecht, doch gab es für mich nichts schlimmeres als mit Larus unter einem Dach zu leben. Wie sollte ich ruhig schlafen, wenn er in der Nähe war?

"Nicht schlecht Esko, solange wir nicht wissen was los ist und auch nichts gegen ihn in der Hand haben, sollten wir ihn beobachten, bevor wir handeln."

Meine Brüder fanden die Idee so gut, dass sie sich nicht mehr um meine Sorgen kümmerten. Der Weg zu meinem Zimmer schien mir unendlich und wieder wünschte ich mir Jared herbei.

Ich wollte an seinen Tod nicht glauben, da auch sein Körper nicht gefunden wurde, doch nach all den Tagen hatte er mich noch nicht kontaktiert. Er würde mich niemals in dem Glauben lassen er wäre tot.

"Wie ich sehe kannst du ein ganzes Reich ins Unheil stürzen."

Erschrocken wich ich beim Klang der Stimme zurück. Larus stand vor mir im Flur, ich war so in Gedanken gewesen dass ich ihn nicht bemerkt hatte.

Er machte lächelnd einige Schritte auf mich zu und ich beherrschte mich, nicht vor ihm zurück zu weichen und ihm stattdessen die Stirn zu bieten.

"Mir gefällt dein neuer Kampfgeist. Du kannst dir nicht vorstellen wie ich am Boden zerstört war, als dein Zimmer leer war, ich ließ die Bedienstete hinrichten, die für dich sorgen sollte."

Ich hatte das Bild der alten Frau vor Augen, wenn er die Wahrheit sprach, musste sie nur wegen mir sterben. Ekel zu ihm überfiel mich, er nahm einfach das Leben eines unschuldigen Menschen, weil ich geflohen war.

"Du bist ein Monster!" Zischte ich.

Er schenkte mir nur noch ein größeres Lächeln. "Denkst du, du bist etwas anderes? Hast du mal aus dem Fenster geschaut? Du hast über das ganze Reich Unglück gebracht."

Entsetzten packte mich bei seinen Worten, ich konnte nicht abstreiten, dass die Menschen es schwer hatten seit der Winter da war, doch konnte ich ihn auch nicht rückgängig machen. Larus sah meinen verzweifelten Blick und sofort wurde sein Ausdruck weicher.

"Verzeih, ich habe dich verletzt, das war nicht in meiner Absicht." Er streckte seine Hand nach mir aus, der ich auswich.

"Wie es aussieht bist du meinem Blick immer noch hilflos ausgeliefert."

Damit ging ich schnell von ihm weg. Ich hatte etwas gefunden, wie ich seinen Aufenthalte im Schloss womöglich zur Hölle machen konnte.








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