Zwanzig

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Die Verwirrung war perfekt. In wenigen Augenblicken war das gesamte feindliche Lager unter dem Schnee begraben so wie unseres.

Nun lag es an uns noch mehr zu zerstören.

"Vienna halt!" Rief Esko als ich mit allen anderen voran stürmte.

Doch ich hörte nicht. Ich half beim Anzünden, schickte eine Eisschicht voraus so dass alle die auf uns zukamen ausrutschten. Es lief perfekt.

Etwas zu perfekt.

Genau in dem Moment stand plötzlich eine Riese von einem Mann zu meiner linken. Ich schaffte es gerade noch von seine Hieb davon zu springen. Weiter steuerte er mit seiner Axt auf mich zu.

Mir konnte keiner helfen, zu weit war ich von ihnen und niemand hatte mich wirklich im Auge behalten. Ich musste schnell einen Ausweg finden oder eine Schwäche von ihm.

Entweder laufen oder ihn besiegen, mehr stand mir nicht zur Auswahl.

Mein Gegner war zwar groß, doch dafür hatte er auch mehr Masse und war langsam. Nicht richtig langsam aber schwerfällig. Er bekam seine Füße nie besonders weit vom Boden.

Noch einmal sprang ich ihm aus dem Weg dann kam meine Chance. Schnell wanderte das Eis seine Füße hoch.

Nicht ganz im klaren was ihn beim Gehen störte sah er hinab. Ich schlug mit meiner Klinge zu, auf den Arm der die Axt hielt. Die Waffe fiel zwar, doch die Reaktion, auf den von mir verursachten Schmerz, blieb aus.

Was war er nur?

Ich trat die Axt weiter weg und brachte mich vor seinen schwingenden Armen in Sicherheit.

"Vienna!" Ich bemerkte Esko hinter mir, ich drehte mich zu ihm, es war wohl an der Zeit den Rückzug anzutreten. Da knackte es .

"Hinter dir!" Esko hob sein Schwert und rannte auf mich zu, aber er hätte es nie rechtzeitig zu mir geschafft.

Ich drehte mich zu dem Schrecken um. Mein Klinge schützend vor mir, er erwischte meine Schulter und drückte zu. Der Schmerz überflutete mich, so sehr, dass ich schwarze Sterne vor meinen Augen tanzen sah. Dann durchstach ihn meine Klinge, langsam ließ sein Griff nach.

Ich hatte so viel Angst und Schmerz, dass ich einige male blinzeln musste, bis ich merkte was wirklich geschah. Von der Stelle in der meine Klinge in ihm steckte breitete sich langsam Frost aus.

Panisch zog ich mein Schwert aus ihm und sprang zu Esko, als der Riese leblos zusammen klappte.

"Alle zurück!" Hörte ich nun endlich die Rufe des Generals, auch er war mir gefolgt.

Erst bei unserem Lager ließ Esko seinen Zorn heraus.

"Es war nicht deine Aufgabe das Lager zu stürmen! Hast du überhaupt daran gedacht was hätte passieren können?!"

Ehe ich auch nur irgendetwas erwähnen konnte, sprach der General.

"Sie hat den Krieger besiegt, der die meisten unserer Männer getötet hat. Niemand hatte es je geschafft ihm die Stirn zu bieten, ich denke es war das Beste was hätte passieren können. Hoch lebe die Königin!" Rief er zu Schluss und die Menge stimmte ihm zu.

Ich merkte sofort wie ausgelassen die Stimmung war, ganz anders als wann wir eingetroffen waren.

"Was ist mit deinem Arm?" Nun war Esko besorgt.

Ich hatte meinen linken Arm an mich gepresst, denn sonst schmerzte meine Schulter zu sehr. Kaum hatte er meinen Oberarm berührt überkam mich der Schmerz und ich wich mit einem Laut zurück.

"Bringt sofort den Arzt zur Königin!"

Wir setzten uns wieder in das Zelt mit dem Tisch.

"Wie viele Männer haben wir?" Ich nutzte den Moment um mir einen Überblick über die genaueren Zahlen zu geben.

"Um die zweihundert."

So wenige waren wird doch gar nicht, mag sein, dass die Zahl für einen Krieg nicht reichte aber hier handelte es sich doch nur um die Grenze.

"Und der Feind?"

"Mehr als eintausend."

"E-Eintausend?" Fragte Esko verblüfft.

"Aber wie können sie so viele kampferfahrene Männer haben? Das Land des Grafen erfasst doch gar nicht so viele."

"Herzog Gray hat seine Männer zur Verstärkung geschickt."

"Er war der Freund meines Vater." Flüsterte ich, ich verstand es nicht.

"Ich werde nun Euren Arm wieder einrenken." Der Arzt war zu uns gestoßen, während des Gespräches hatte er mit den Fingerspitzen meine Schulter geprüft.

Ich versuchte mich darauf gefasst zu machen, doch als er zog und drückte war es schmerzhafter als durch die Hand des Riesen.

Schwer atmete ich ein, Schweiß stand auf meiner Stirn. Ich hatte möglichst versucht nicht zu schreien, ich wollte keine Schwäche wegen so etwas zeigen.

"Danke, dass Ihr mich nicht getötet habt." Der Arzt lag von mir entfernt, ich hatte ihn wohl zurück geschleudert. "Ihr müsst nun den Arm schonen, keine Belastungen mehr."

"Ich werde tun was ich kann." Wich ich seinem Rat aus. Ich würde sicher nicht wie ein verletztes Tier herum laufen, wenn es geschehen sollte würde ich auch mit dem Arm in den Kampf ziehen.

"Ich kann Euch nur loben." Der General, der am Anfang nichts von mir gehalten hat war komplett aufgetaut. "Erst bringt Ihr den Riesen um und nun haltet Ihr auch noch die Behandlung so still aus. Die meisten meiner Männer brüllen sich die Seele aus dem Leib, wenn der Arm wieder an seinem Platz ist."

Ich konnte ihm nur ein schwaches Lächeln schenken.

Ein Soldat kam zu uns, dabei erklang von weiter hinten Unruhe.

"Majestät, ein Bote vom feindlichen Lager ist eingetroffen er wünscht Euch zu sprechen."

Müde erhob ich mich. Esko wollte mich stützen doch ich schlug sein Angebot ab. Ich war mir sicher der Bote hatte mit dem Anführer reden wollen, derzeit war ich die Leitende im Lager. Dennoch hatte er nicht mit mir gerechnet, mir einer Frau, die ganz vorne schritt gefolgt von den Männern.

Ich denke Vater würde wo auch immer er nun war lachen und sich gleichzeitig vor meinem Dickkopf die Stirn reiben. Ich hatte etwas getan, was es noch nie in der Geschichte unseres Landes gegeben hatte. Ich war mir nicht mal sicher, ob es so etwas überhaupt in einem Reich gegeben hatte.

Verwirrt sah der Mann von einem zum anderen. "Ich soll die Nachricht an den Führenden dieser Truppe ausrichten." Er schien es allem Anschein nach für einen schlechten Scherz oder sogar für Spott zu halten.

"Das bin ich."

Der Blick in seinen Augen wich Verärgerung. "Du bist -"

"Vor dir steht Königin Vienna, noch ein weiteres unbedachtes Wort und dein Herr wir nur noch deinen Kopf haben!" Sprach hinter mir der General, den ich unbedingt nach seinem Namen fragen sollte.

Der Bote wurde im nächsten Wimpernschlag blass.

"Nun sag mir schon die Botschaft deines Herren." Drängte ich ihn, ich war zu müde um so lange zu stehen, die Nacht war fast um und ich wollte unbedingt noch einige Stunden schlafen.

"Der Graf wünscht Denjenigen zu sprechen, der den Riesen bezwungen hat."








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