Zweiundzwanzig

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Augenblicklich war ich erstarrt.

Es konnte nicht sein. Wurde ich jetzt Wahnsinnig? Verlor ich nun meinen Verstand?

Als mein Arm zaghaft von Fingern berührt wurden fuhr ich hoch.

Da stand er und schenkte mir sein Lächeln.

"Das kann nicht sein." Hauchte ich.

Seine Augenbrauen zogen sich gespielt zusammen. "Wenn du wieder behauptest, dass ist ein Traum werde ich kein Wort mehr mit dir sprechen."

Sofort fiel ich ihm um den Hals, seine Arme legten sich um meine Mitte und drückten mich eng an ihn. Tränen liefen meine Wangen hinab, er war hier, er lebte.

"Scht, nicht weinen." Er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und wischte mit den Daumen die Tränen fort.

Ich krallte meine Finger in seinen Kragen und zog ihn zu mir, er ließ sich nicht zweimal bitten. Ich würde wohl nie wirklich die Worte dafür finden was jedes mal in mir vorging, wenn er mich Küsste. Es war wie ein Sturm, der in mir tobte, zugleich war ich friedlich.

"Du warst in der Nacht auch bei mir?" Fragte ich nachdem wir uns endlich gelöst hatten.

"Na endlich hast du es verstanden."

"Aber wie bist du rein gekommen? Warst du in der Nähe?"

Er lachte.

"Ich dachte du würdest schon noch misstrauisch werden, weil Fahrende vor den Toren standen."

"Du warst da auch schon im Schloss? Wieso bist du nicht sofort zu mir?"

"Nun ja, das Letzte was ich erwartet hatte war, dass du mich für einen Traum halten würdest und ich war mir auch sicher die Botschaft über die Dummheiten wäre auch angekommen."

"Ich hielt dich für tot und die vergangenen Tage waren nicht einfach, ich habe nicht damit gerechnet dich je wieder zu sehen."

Ich strich ihm einige Haare aus dem Gesicht.

"Ich weiß, doch es hatte sich nicht eine Gelegenheit geboten dir auf sicherem Weg eine Nachricht zu kommen zu lassen. Hat der junge Graf wirklich was mit deiner Schwester? Ist sie nicht zu jung?"

Er hob fragend seine Augenbrauen.

"Ich habe mich auch gewundert, aber derzeit kommunizieren sie nur mit Briefen, wie auch immer sie die austauschen, keiner hatte je etwas gemerkt. Er scheint nett zu sein, so wie sie von ihm erzählt hatte und ich vertraue ihr."

"Da hat sich ja so einiges bei der einsamen Prinzessin getan."

Ich lächelte und wir sahen uns an, lange blieb es still, bis Jared zaghaft sprach.

"Ich hatte Angst. Erst als ich erfuhr, dass Larus mit dir im Schloss war, danach als du an die Front geritten bist, als ich hörte, dass du unvorbereitet zu den Feinden warst und ... und als dir der Frieden für eine Heirat mit dem Grafen geboten wurde."

Er war immer leiser geworden, am Ende vergrub er sein Gesicht in meiner Halsbeuge.

"Aber ich würde niemals jemanden anderes heiraten, ich kann niemanden heiraten den ich nicht liebe und sicher werde ich es auch nicht Mayla antun, sie ist meine Schwester und er ist ihr wichtig."

Ich spürte wie er mich etwas enger an sich drückte.

"Was genau war mit deiner Schulter?"

"Der Riese hatte mich erwischt, ehe er starb hatte er es geschafft mich zu verletzten."

"Was muss ich nur tun damit du dich wie eine Frau verhältst und dich nicht mehr in den Kampf stürzt?"

Nun musste ich lachen. "Du wusstest genau wie ich war, jetzt ist es etwas spät für Bedenken."

Jared ließ mich los.

"Was gedenkst du nun zu tun?"

"Ich weiß es nicht." Flüsterte ich.

"Ist dein Bruder eigentlich mit seinen Männern hier angekommen?"

"Wie? Esko ritt mit mir hier her."

"Nein ich meine seinen Zwilling."

"Ivras? Nein der ist hier nicht, wie kommst du darauf?"

Jared legte die Stirn in Falten. "Er ist vor mir los geritten."

"Ob ihm etwas passiert ist? Ach was, wie ich Ivars kenne wird er noch einen Plan haben, wer weiß vielleicht ist er morgen schon mit mehr Soldaten hier."

Ihm gefiel meine Idee nicht.

"Jetzt schau nicht so, nicht hinter allem steckt ein dunkler Plan."

"Du solltest noch etwas schlafen." Er war dabei sich zu erheben doch ich hielt ihn an der Hand zurück.

"Könntest du nicht noch etwas bei mir bleiben? Ich werde nicht einschlafen, wenn ich weiß du bist da, aber nicht bei mir."

Schweigend legte er sich zu mir, so konnte ich mich an ihn schmiegen, dabei schlang er seine Arme um mich. Ich hatte diese Wärme so vermisst, auch wenn wir nie wirklich die Zeit gehabt hatten so eng zusammen zu sein.

"Versprich mir nicht zu sterben. Ich werde es nicht ein weiteres mal schaffen." Nuschelte ich.

Er schwieg, weshalb ich noch ein leises "Bitte" flüsterte.

Als Antwort wurde sein Griff stärker.

Ohne es zu merken war ich eingeschlafen, die ganze Müdigkeit des langen Tages war über mich gefallen.

Schwer kam ich zu mir, im ersten Moment verstand ich nicht wo ich mich befand, es war nicht mein Zimmer und auf dem worauf ich lag war schrecklich unbequem. Zudem hatte ich das starke Gefühl, dass Jared bei mir sein müsste.

Doch sobald ich den Arm ausstreckte war dort zwar Wärme aber kein Jared. Sofort war ich aufrecht.

Ich war im Zelt. War Jared nur ein Traum gewesen?

Ich stürmte aus dem Zelt, draußen herrschte Unruhe, diese versuchte ich nicht zu beachten.

Alle die meinen Weg kreuzten begrüßten mich voller Achtung.

Ich fand Esko und den General im Zelt, welches ich Planungszelt im geheimen nannte, zwischen ihnen war Jared.

Erleichterung überkam mich. Er war da, wirklich da.

"Ich hoffe Ihr konntet Euch etwas ausruhen." Begrüßte mich der General sobald ich eintrat.

Ich zwang mich nicht zu Jared zu sehen auch wenn ich seinen Blick spüren konnte und sofort spürte ich die Gänsehaut.

"Über was sprecht ihr?" Ich sah über die Karte auf der eine Nadel mit einem anders farbigen Kopf aufgetaucht war.

"Ein Kundschafter hat gehört wie Herzog Larus ins feindliche Lager eingetroffen sei."

"Larus? Aber was will er dort?" Reichte es nicht, dass er im Schloss sein Unwesen trieb, musste er sich nun gegen uns stellen?

"Wahrscheinlich seinen Bruder unterstützen, der schließlich seine Soldaten hingeschickt hat."

Natürlich machte es Sinn, wahrscheinlich war er auch nur im Schloss gewesen um uns auszuspionieren.

"Nein."

Jared unterbrach uns.

"Larus ist tot."




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