Als ich die Augen aufschlug war es noch nicht einmal hell, dennoch herrschte draußen reges treiben.
Vorsichtig drehte ich mich, darauf bedacht Jared nicht zu wecken, dessen Arm um mich lag.
Ich war so überrascht gewesen, dass er die Nacht bei mir bleiben wollte, aber ich konnte ihm auch nicht widersprechen. Er hatte meinem Wunsch nachgegeben und ich hatte ihn so lange nicht für mich gehabt, dass ich einfach nicht darauf verzichten wollte.
Nun sah ich in sein schlafendes Gesicht. Ich kannte es schon, allerdings kam es mir wie eine Ewigkeit vor, seit er angeschossen vor mir gelegen hatte.
Ich beneidete seine langen dunklen Wimpern, die ebenso lange Schatten auf die Haut warfen.
Während ich ihn so betrachtete, drangen immer mehr Laute von draußen herein, weshalb meine Neugier wuchs. Ich wollte raus und nachsehen, schließlich mussten wir bald aufbrechen.
Achtsam schlängelte ich mich aus seinem Arm, kleidete mich ein, flocht meine Haare und wollte gehen.
"Wer hat dir erlaubt einfach zu gehen?"
Jared hatte sich zu mir gedreht und besah mich mit einem frechen Grinsen, ich hatte ihn noch nie so gesehen.
"Seit wann bist du wach?"
"Seit du dich gedreht hast um mich anzustarren."
Ich spürte wie es in mir begann zu brennen, dies hatte er bemerkt? Dass ich ihn angesehen hatte?
"Da irrst du dich." Widersprach ich ihm, panisch drehte ich mich zu Eingang.
"Warum sagt dann dein Gesicht was anderes?" Er hatte mich am Arm zurück gehalten.
"Gar nicht wahr! Lass, ich will beim packen helfen."
"Ach immer musst du vor mir weg laufen." Er küsste mich, so dass mir die Luft ausging, erst dann ließ er mich lächelnd los.
Schnell nutzte ich meine Chance und ergriff die Flucht.
Im Lager herrschte Aufbruchsstimmung, alle schienen eine Aufgabe zu haben nur ich stand unschlüssig im Weg.
Weshalb ich einfach noch mal die Zeit nutzte die Kranken aufzusuchen. Zu meiner Verwunderung machten auch sie sich bereit, natürlich wäre es merkwürdig gewesen sie hier alleine zu lassen, doch würden sie sich hier besser erholen.
"Majestät." Der junge Arzt hatte mich gesehen und kam auf mich zu.
"Ihr werdet mitkommen?"
"Ja, die Männer wollen dabei sein, es wäre auch nicht sicherer für uns hier zurück zu bleiben."
"Kann ich euch irgendwie helfen? Ich möchte etwas tun denn es dauert noch bis es los geht."
Ich bekam eine Aufgabe und verbrachte so meine Zeit bis es endlich los ging.
Mein Pferd Jinx war gesattelt und trug das königliche Wappen, hätte mir jemand vor einigen Monaten gesagt ich würde als Königin in den Krieg ziehen, ich hätte über die Worte sicher gelacht.
Jared ritt an meiner Seite genauso wie Esko. Sie bei mir zu haben beruhigte mich ein wenig, auch wenn es in mir tobte wie bei einem Sturm.
Wir kamen schnell bei der Erhebung an, von der aus uns feindliche Späher erkennen konnten. So würden sie bald die Nachricht erhalten, dass die Königin mit all ihren Soldaten zusammen näher gekommen war.
Der Moment, bei dem sich Jared mit seiner Truppe entfernen sollte, kam immer näher.
Als es unausweichlich war, trat ich zu ihm, ich wusste, dass es sich nicht schickte, ich wusste, dass uns jeder sehen konnte, doch mir war es egal.
Ich schlang meine Arme um ihn und drückte mich fest an ihn.
"Komm zu mir zurück." Flüsterte ich.
Er umschlang mich mit seinen Armen. "So wie sonst auch immer." Gabe er zurück.
Jared gab mir einen letzten Kuss auf die Stirn, ich bebte vor Angst, davor ihn diesmal wirklich zu verlieren. Ein weiteres mal diese Nachricht zu hören würde ich nicht überleben.
Seine Berührung erfüllte mich noch einmal mit Wärme, ehe er mich los ließ und ging.
Die Sonne war schon am untergehen, als sich auch das zweite Trupp löste um sich Jared anzuschließen. Alles schien bereit, bis ein Soldat außer Atem zu uns gerannt kam.
"Die Truppe von General Jared wurde angegriffen! Sie sind auf den Weg hier her!"
Unruhe breitete sich unter den Männern aus. Wie konnte das sein? Was haben wir übersehen, wie haben wir uns verraten?
Verloren sah ich zu meinem Bruder und dem General.
"Wir haben keine andere Wahl unser Hinterhalt hat nicht funktioniert, sie werden uns sicher aus zwei Richtungen angreifen, wir können uns nur darauf vorbereiten."
Das konnte nicht sein!
Esko hatte sein Schwert gezogen, ich tat es ihm nach nicht sicher was ich zu erwarten hatte und wie ich mich verhalten sollte.
Von weiten drangen die Rufe zu uns, der Feind konnte nicht weit sein.
"Ich nehme diesen Weg." Mit den Worten vereiste ich eine große Strecke vor mir und lief los, es war dumm von mir, aber darauf zu warten, dass der Gegner zu mir kam machte mich wahnsinnig.
Ich schickte das Eis immer weiter voraus, bis ich irgendwann die ersten Schreie hörte.
Hinter mir liefen die Soldaten, sie waren mir gefolgt, trotz meiner dummen Entscheidung waren sie mir ohne Widerworte gefolgt.
Brüllend stürzten wir uns auf die Feinde, deren vordersten Männer auf dem Boden lagen.
Wie Esko es mich gelehrt hatte schwang ich meine Waffe, ich versuchte nicht daran zu denken, dass ich Männer tötete.
Alle preschten vor, mein Ziel war der Graf wo auch immer er sich verstecken mochte.
Ich musste darauf achten nicht zu sehr meine Kraft zu benutzen, denn ich hatte noch immer nicht ein Gefühl dafür entwickelt wann meine Grenze war.
Etwas kam mir merkwürdig vor, die Kleidung unserer Feinde kam mir bekannt vor, aber nicht weil ich sie an der Seite vom Grafen gesehen hatte.
"Esko?" Ich drehte mich nach meinem Bruder doch er war nicht aufzufinden, er musste irgendwo anders in der Menge sein.
Ich hatte nicht bemerkt wie ich im ganzen Durcheinander des Kampfes von meiner Gruppe abschweifte und dann fiel es mir ein.
Diese Männer gehörten nicht zu dem Grafen. Diese Männer hatte ich zuletzt an Vaters Seite gesehen ehe er von der Schlucht stürzte.
Es waren Jäger!
Sofort drehte ich mich und versucht meinen Bruder ausfindig zu machen. Es war nicht möglich sich auf Angriff und Suche zu konzentrieren.
Noch einmal versuchte ich mich von den Angreifern zu lösen, dann sah ich ihn.
Ich wollte meinen Augen nicht trauen wer dort stand.
DU LIEST GERADE
Frühlingstau
FantasyVienna hat das Königreich unter eine unerbittliche Eisschicht gelegt. Ohne Jared scheint alles sinnlos, das Letzte was sie will ist zur Königin gekrönt zu werden. Doch je mehr sie sich selbst überwindet desto mehr fällt ihr auf, dass etwas innerhal...