Siebzehn

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Es kam Jared merkwürdig vor weshalb sie in den Garten geführt wurden.

Wieso ließ man eine Gruppe Schausteller in den königlichen Garten?

Am Tag war es ihm nicht möglich sich von den anderen zu lösen, dabei war er ihr so nah. Für seinen Geschmack ging die Sonne viel zu langsam unter, es dauerte einfach zu lange.

Zum Schutz bekam er einen Umhang, den auch einige andere Männer trugen, damit es nicht so auffiel. Jared musste zugeben Shea war sehr schlau, sie schien immer alles zu durchdenken.

Im Flur traf er auf Edwin mit einigen Männern.

"Du musst heute sehr aufpassen."

Fragend sah Jared ihn an.

"Ich habe Zora entdeckt, sie hatte mich nicht gesehen und ich weiß, dass sie nicht dumm ist, doch können wir es nicht riskieren, von ihr gesehen zu werden. Sie würde mit uns reden wollen und genau dies könnte anderen auffallen."

Nun verstand er. Er bemerkte einen Gelehrten und lenkte die Männer wieder nach draußen, dabei wand er sich an Edwin.

"Ich bin gleich weg."

"Ja ja, ich drück dir die Daumen mit deiner Prinzessin, los hau schon ab."

Er scheuchte Jared davon. Dieser ließ sich nicht zweimal bitten, kaum hatte die Vorstellung begonnen, war er schon in den Fluren verschwunden.

Jared war erstaunt wie wenig Wachen an diesem Abend patrouillierten, was war nur los? Eine ungute Vorahnung breitete sich in ihm aus.

Schnell erreichte er ihr Zimmer. Es war leer.

Wo war Vienna? Er sah in die anderen Räume, auch dort war die junge Frau nicht zu finden.

Sie war nicht unter den Zuschauern gewesen, dem hatte er sich versichert ehe er los gegangen war. Aber wenn sie nicht auf ihrem Zimmer war, wo dann?

Sein suchender Blick blieb an dem Blumenstrauß hängen. Woher hatten sie die schönen Blumen bei den Temperaturen?

Dann sah er es. Ein Brief, genau neben den Blumen auf dem Tisch, er war einmal gefalltet und auf ihm stand, von Vienna.

Hastig ergriff er das Papier und faltete es auf um schnell dessen Inhalt zu prüfen.

Ich weiß nicht wer diesen Brief zuerst lesen wird, deshalb war ich mir auch nicht sicher, wie ich anfangen könnte.
Wenn ihr das hier lest, bin ich hoffentlich schon weit genug entfernt. Ich möchte nicht, dass ihr mich aufhaltet, ich bitte euch nur, mich zu verstehen und auf mich zu warten.
Mein Traum hatte mir wieder Kraft gegeben, genug Kraft, um als Königin an die Front zu reiten. Verzeiht, dass meine Entscheidung und Handlung so plötzlich kam. Ihr seid mir alle wichtig, deshalb möchte ich Frieden.

Vienna

Jared las die Worte immer wieder und wieder, sie wollten einfach keinen Sinn ergeben.

An die Front? Sie sollen auf sie warten?

Hatte sie das wirklich vor und war nun alleine los? Sie würde dort nichts weiter finden als ihren eigenen Tod!

Gleichzeitig wurde er wütend, sie hatte sich doch gedulden sollen! Sie sollte doch keine Dummheiten machen und dennoch war sie nun fort, weil sie ihn für einen Traum gehalten hatte!

Schnell deponierte er den kurzen Brief an seinen ursprünglichen Platz.

Danach eilte er aus dem Zimmer die Flure entlang. Zu seinem Entsetzten endete sein Weg an einer Tür. Der Gang führte nicht weiter.

Was nun? Hatte er es etwa geschafft sich zu verlaufen? Seine Gedanken waren so sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, dass er nicht auf den Weg geachtet hatte.

Ehe er entscheiden konnte hörte er Schritte, gefolgt von Stimmen, bevor er seine Lage durchdenken konnte war er schon durch die Tür verschwunden.

Angespannt lauschte er. Die Stimmen wurden lauter und blieben an der Tür stehen, sie machten nicht die Anzeichen wieder zu gehen.

Wachen vor einem Zimmer?

Nun blickte er sich neugierig um, wer musste denn bewacht werden?

Im Raum brannte kein Licht, die Vorhänge waren zugezogen.

Jared durchquerte das Zimmer mit größter Vorsicht, bis er bei den Fenstern war. Er befreite eines davon von den schweren Stoffen, so dass Mondlicht die Möglichkeit hatte hinein zu fallen.

Im Bett schien jemand zu liegen, als er sich der Gestalt nährte war er auf alles gefasst, aber damit hatte er nicht gerechnet.

Er hatte nicht erwartet die einst so schöne Königin nun geschwächt, abgemagert und zerzaust vorzufinden. Ihre Wangen waren eingefallen, die Haut hatte jegliche Farbe verloren und die Lippen waren aufgesprungen.

Wer tat ihr dies nur an?

Man könnte sie für tot halten würde da nicht ihr leiser, schwacher Atem die komplette Stille durchbrechen.

"Eure Majestät?" Flüsterte Jared leise. Als sie nicht reagierte, wollte er sie weiter schlafen lassen, doch dann öffneten sich ganz vorsichtig ihre Augen.

Sie hatte Schwierigkeiten ihn mit ihren Augen festzuhalten. Zumindest schien sie ihn zu erkennen.

"General." Das Wort konnte er nur erahnen, ihre Stimme brach immer wieder ab.

Er fand eine Karaffe neben ihrem Bett und goss Wasser in ein Glas, sie lehnte es ab.

"Habt ... selbst ... Wasser ... die ... aufgefüllt?"

Habt Ihr selbst das Wasser in die Karaffe aufgefüllt?

"Nein." Antwortete er. Sie fürchtete das Wasser zu trinken, also vergiftete man sie mit der Nahrung. "Majestät, wer tut dies?"

"Mein ... wo ... Vienna? ... Gefahr ... sie ... Schloss."

Mein wer? Wen meinte sie? Für Vienna herrschte Gefahr im Schloss.

"Majestät ich brauche eine Waffe ehe ich das Zimmer verlasse."

"Truhe ... Schrank ... Tücher."

Schnell machte sich Jared über den Schrank her. Die Truhe war gefüllt mit Tüchern und erst darunter fand er ein Bündel. Es musste die Klinge des Königs sein, der sich auf alles vorbereitet hatte.

Er band sich das Schwert um, doch ehe er aus dem Fenster kletterte, drehte er sich noch einmal zur Königin.

"Ich möchte jemanden töten, dafür hätte ich sehr gern Euer Einverständnis." Auch wenn er es auch ohne tun würde.

Mit ihrer Hand winkte sie kaum merkbar, weshalb er ein weiteres mal zu ihr trat.

"Wer?"

"Larus."

Ihre Antwort war ein schwaches Nicken.

"Liebst ... sie?"

Liebst du sie?

Ihre Frage kam aus dem nichts und überrumpelte ihn. Schneller als vorher eilte er zum Fenster.

Bevor er hinaus flüchten konnte, hielt er wieder inne. Wieso lief er vor ihrer Frage davon? Ihm war die Antwort schon lange klar, wieso sollte es bei ihre einen Unterschied machen?

Er drehte sich zur Königin, die ihn von ihrem Bett aus beobachtete, in ihren Augen lag Traurigkeit.

Er holte tief Luft ehe er der Frau antwortete.

"Ja, ich liebe sie."






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