Dreiundzwanzig

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Sie sahen ihn alle ungläubig an.

"Was redest du da? Weshalb sollten sie lügen?"

"Bist du dir sicher, dass es stimmt?" Hakte Noel nach.

"Natürlich ich habe ihn letztendlich selbst durchbohrt. Solange Tote nicht wieder aufstehen können wird er tot bleiben."

Er sah in Viennas Gesicht, dass etwas für sie keinen Sinn machte. Konnte sie damit nicht umgehen, weil er Larus tötete?

"Wieso sollte sich jemand als Larus ausgeben?" Forderte sie zu wissen.

"Jemand der sich nicht preisgeben will." Erwiderte Jared, er fürchtete das Schlimmste. "Da derzeit Prinz Ivars noch immer nicht mit seiner Gruppe hier eingetroffen ist, können wir nicht ausschließen, dass er von den Feinden gefangen wurde."

"Würden sie dann nicht Forderungen stellen? Sie müssten doch sofort damit prahlen und uns drohen ihn umzubringen."

Auch für Jared machte es keinen Sinn. Es fehlte noch ein entscheidender Teil, ein Stück, welches alles an seinen Platz bringen würden und allem einen Sinn geben könnte.

"Er wurde sicher nicht gefangen, ich sagte dir doch, er sucht bestimmt Verstärkung."

Jared konnte sie verstehen, sie hatte schon ihren Vater verloren und zu glauben, dass auch der Bruder in Gefahr schwebte war nicht leicht. Von dem Zustand ihrer Mutter wollte er noch nichts an sie verraten. Er hatte ihren Bruder Esko eingeweiht, natürlich unter dem Versprechen nichts an seine Schwester weiter zu geben.

"Natürlich kannst du Recht haben, aber wir dürfen nichts ausschließen, sonst sind wir nicht vorbereitet sollte es doch anders sein."

Sie sah so verletzt aus, am liebsten würde er zu ihr laufen und sie an sich drücken, doch er beherrschte sich, es reichte schon, dass er so vertraut mit ihr sprach.

Als er mit ihr im Zelt gelegen hatte und sie endlich eingeschlafen war, er hatte das Zeitgefühl verloren, da wurde er von Esko überrascht.

Dieser war erstarrte, beobachtete die Szene vor sich noch einen Wimpernschlag und dann drehte er sich wortlos um.

Jared, darauf bedacht Vienna nicht zu wecken, befreite sich und lief dem jungen Mann nach.

"Wartet."

"Ich habe nichts gesehen." Erwiderte der Flüchtende schnell. Doch dann blieb er dennoch stehen und sah Jared zornig ins Gesicht.

"Was denkt Ihr euch eigentlich? Ihr seid ein General obwohl noch nicht mal das seid ihr mehr! Sie ist Königin, wenn sie nur wegen Euch die Heirat mit Graf Julien ausgeschlagen hat dann werdet Ihr sterben."

Jared durch dachte seine nächsten Worte.

"Ihr könnte sie fragen, sie würde nie aus Pflicht heiraten. Mag sein, dass ich nichts mehr bin und nichts mehr habe aber dies hindert sie nicht daran mich zu lieben. Sie wollte noch nicht einmal Königin sein."

Der Prinz sah stumm weg. "Es ist besser sie als Königin zu haben."

"Wie?" Jared hatte das Gefühl etwas wichtiges überhört zu haben.

"Ihr würdet es nicht verstehen. Seid das nächste mal vorsichtiger es hätte jeder in das Zelt kommen können."

Damit wand er sich zum Gehen.

"Eure Mutter ist bettlägrig."

Abrupt blieb der Mann wieder stehen. "Was?"

"Ich weiß nicht wer, doch jemand hat innerhalb der Mauern die Königin vergiftet. Eure Schwestern wissen Bescheid."

Ungläubig betrachtete er Jared.

"Ihr müsst mir versprechen nichts davon Vienna zu sagen. Sie hat andere Sorgen."

Verächtlich sah ihn der Prinz an als er die neue Königin beim Namen an sprach.

Zumindest hatte er versprochen seiner Schwester nicht davon zu berichten.

Sie hatten sich zu General Noel geschlossen als der Bote mit der Nachricht eintraf Larus wäre beim Feind eingetroffen.

Da war auch schon Vienna hinein geplatzt.

"Nun ich denke Jared hat Recht auch wenn es Euch missfällt Majestät. Wir dürfen einfach nichts ausschließen, sonst überrennt uns der Feind." Sprach Noel um die Stimmung ein wenig zu entlasten.

"Wie Ihr meint." Jared sah wie es sie alles mitnahm, sie ließ ihren Kopf hängen und sprach nicht mehr. Sie musste doch unglaublich müde sein. Sie hatte nur wenige Stunden geschlafen dafür, dass sie ein ganzes Lager unter dem Schnee begrub und der Kampf, die Verletzung, die Verhandlung, eine weitere Verletzung und die Flucht.

Für jemanden, der nicht daran gewöhnt war musste es die Hölle sein.

"Wie gehen wir jetzt weiter vor?"

"Was denkst du Jared?" Richtete sich Noel an den Mann.

Jared war aufgefallen, dass er noch immer den selben Stellenwert im Lager hatte. Hatte niemand diesen Männern, die Nachricht weiter geleitet, dass offiziell Jared schuld an dem Tod des Königs war?

Es würde ihn aber auch nicht wundern, sie saßen in diesem Lager für welches sich niemand wirklich interessierte, außerhalb wurden die Männer schon für tot geglaubt.

"Da es zum Kampf kommt müssen wir die ersten sein. Wir sind in der Minderheit, das heißt wir müssen sie überraschen."

"Einen Hinterhalt? Werden sie sich dies nicht denken?"

"Ich sags mal so, sie denken sich, wir halten den Hinterhalt zu offensichtlich und würden dies deshalb nicht tun."

"Dabei tun wir es trotzdem!" Beendete Noel den Gedankengang.

"Und wenn sie gerade davon ausgehen? Sie haben genug Männer um darauf vorbereitet zu sein. Für sie wäre es kein Risiko." Warf Vienna in die Runde.

Wann hatte sie nur gelernt so zu denken? Fragte sich Jared.

"Wir müssen vor ihrer Nase agieren. Sie müssen sich sicher fühlen, wenn sie zuerst die Menge sehen werden sie den Gedanken schnell aufgeben und dann ist der Moment, wenn ein Teil der Gruppe sich nach und nach löst." Der junge Prinz brachte sie alle zum staunen.

"Ich könnte vorne sein, dann wissen sie, dass sich niemand versteckt." Schlug Vienna vor doch Jared widersprach sofort.

"Nein, du wirst hier bleiben, ich werde dir einige Männer zum Schutz stellen, noch besser wäre es, wenn du zurück zu deinen Schwestern reitest."

"Niemals!" Sie war aufgesprungen. "Ich werde nicht weglaufen! Sie wissen schon, dass ich hier bin, dann wird es ihnen auch leichter fallen wenn sie mich zwischen den Soldaten sehen, so denken sie sicher nicht an einen Hinterhalt. Wenn ich weg bin werden sie auf alles vorbereitet sein."

Es blieb still, die Atmosphäre im Zelt war erdrückend.

General Noel war der Erste, der es wagte sich zu räuspern um darauf zu sprechen.

"Ihre Majestät hat Recht. Der Feind würde in Unruhe geraten sollte er sie nicht unter den Männern finden, wir werden den Moment der Überraschung vergessen können."

"Zudem ist sie uns mit ihrer Kraft eine große Hilfe." Bestärkte auch ihr Bruder die Idee.

Natürlich verstand Jared dies, er konnte alles verstehen, alles war logisch und taktisch richtig. Nur sie nicht. Sie sollte nicht hier sein.

"Nein." Sagte er noch einmal mit Nachdruck.

Ihre Augen hatten so viel Wut und Widerspenstigkeit als sie auf ihn zu schritt, kurz vor ihm blieb sie stehen.

"Du hast mir gar nichts zu befehlen."






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