Jareds Schulter brannte.
Für den Grafen gab es jedoch keine Möglichkeit vor den Hieben vom General zu entkommen.
Er musste schnell handeln, starb der Graf war der Kampf beendet, solange nicht sein Sohn plötzlich den Platz übernahm, aber selbst er war kein Gegner.
Jared drängte den Grafen zurück, mit einem kräftigen Stoß brachte er etwas Raum zwischen sich, aber nicht genug, dass weitere Pfeile abgeschossen wurden.
Eilig nutzte er die Gelegenheit und brach den Teil des Pfeiles ab, der ihm aus der Schulter steckte. Der Alte dagegen hatte seine Taktik geändert, statt selber weiter zu kämpfen schickte er nun seine Soldaten vor.
Feigling!
Jared erledigte jeden der sich ihm in den Weg stellte.
"Ihr dachtet ihr seid ganz schlau mit dem Hinterhalt. Aber ich war schlauer."
Daran zweifelte Jared stark. Es interessierte ihn mehr wer den Hinterhalt verraten hatte.
"Wer ist dein Spitzel?"
"Das klingt als hätte ich euch beobachten lassen, aber dies hatte ich gar nicht nötig."
Da Jared diese Worte nichts sagten und er auch nicht auf diese reagierte sprach der Graf weiter.
"Was denkst du eigentlich wer deine geliebte Königin verraten hat? Er kam von alleine zu mir, er nannte mir immer die besten Gelegenheiten."
Jared konnte dem Alten nicht folgen, sein Puls raste von der bösen Vorahnung.
"Vom eigenen Bruder verraten, zu gerne würde ich ihr Gesicht sehen, wenn er ihr den letzten Stoß versetzt." Gehässig lachte der Graf.
Bruder? Also war es doch Ivars!
"Also habt ihr ihn nur zur Ablenkung gefangen genommen?"
Der Alte verstand nicht, seine Stirn legte sich fragend in Falten und dann leuchtete es Jared ein.
Der Bruder der immer an ihrer Seite gewesen war, immer in der Nähe seiner Schwester.
"Nein."
Von der Panik ergriffen lief er los ohne auf seine Deckung zu achten.
Wie hatte er so dumm sein können?! Die ganze Zeit war er vor ihrer aller Nase gewesen! Er war an allen Gesprächen beteiligt und hatte mit ihnen die Pläne geschmiedet!
Sobald er lief regnete es augenblicklich Pfeile auf ihn, doch es war ihm nicht wichtig. Seine Gedanken waren nur bei Vienna.
Sie war in Gefahr, nicht in dem Wissen, dass ihr Feind direkt hinter ihr stand und ihren Tod wollte.
Es dauerte lange viel zu lange bis er endlich die hohe Eiswand sah, vor ihr saß sie.
Ihre Hand war voller Blut, ihr Blick war nach oben gerichtet, voller Schock.
Dann sah Jared das Ausmaß des Übels, ihr Bruder, der, dem sie alle vertraut hatten, hatte sein Schwert erhoben, bereit seine Schwester zu erschlagen.
Nein! Nein! Nein!
So schnell Jared auch laufen würde er könnte niemals rechtzeitig bei seiner Liebsten sein!
Verloren suchte er nach einem Weg sie zu retten, dabei hatte er seine Deckung nun völlig aufgegeben.
"Hab ich dich."
Ein Schwert rammte sich unerwartet in seine Seite.
Jared schrie vor Schmerz und sah sich um. Der alte Graf hatte ihn eingeholt und die Gelegenheit seiner Unaufmerksamkeit genutzt.
"Ihr kämpft wie Ihr Krieg führt, feige!" Brüllte Jared.
Nun würde er den Mann töten. Aber da hatte er die Rechnung ohne seinen Sohn gemacht.
Wieder stellte er sich Jared entgegen.
"Los Julien, töte ihn, dann gehört alles uns." Stachelte ihn der alte Mann an.
"Du bist ein Narr." Zischte Jared seinem Gegenüber zu. "Weiter auf seiner Seite zu bleiben wird dir nichts als den Tod bringen."
"Er bleibt mein Vater!"
Jared war nun im Nachteil, der abgebrochene Pfeil in seiner Schulter störte ihn, doch würde er ihn ziehen, dann riskierte er viel Blut zu verlieren.
Seine Seite hingegen verlor Unmengen an der roten Flüssigkeit, verzweifelt drückte er seine Hand gegen das offene Fleisch.
Diesmal waren die Hiebe von Jared schwächer genauso wie seine Abwehr.
Er würde jetzt hier sterben, ohne auch nur irgendwie Vienna geholfen zu haben.
"Wieso müsst Ihr an ihrer Seite kämpfen? Sie braucht sich nur zu ergeben und alles Leid ist vorbei."
Jared konnte nur über die Worte des jüngeren Mannes lachen.
"Das selbe könnte ich dich fragen. Dein Vater wird es dir nie erlauben ihre Schwester zu heiraten, selbst wenn er den Thron erhält."
"Er will den Thron für mich." Erwiderte Julien gereizt. "Er tut das alles für mich."
"Dann bist du noch viel dümmer als dein Vater!"
"Julien worauf wartest du eigentlich? Los jetzt schießt endlich die Pfeile ab, ich habe nicht ewig Zeit!" Brüllte der Alte.
Der General erschrak über den Befehl, würden die Soldaten jetzt schießen, dann war die Gefahr groß auch den anderen Mann zu treffen.
Hatte der Graf nun völlig seinen Verstand verloren? Es war ihm so wichtig Jared zu töten und somit zu siegen, dass er selbst das Leben seines Sohnes bereit war zu opfern!
Auch bei Julien kam der Befehl an, sein entschlossener Blick wich Unsicherheit, allem Anschein nach hatte er nicht mit so etwas von seinem eigenen Vater gerechnet.
"Wirds bald?! Sonst lasse ich euch alle hin richten!" Schrie der Alte des Wahnsinns.
Der Sohn hatte nicht mal die Zeit etwas zu erwidern, da begann der Pfeilregen, sie beide würden nun sterben.
Jared bereute nicht seinen Tod, doch er bereute, es nicht zu Vienna geschafft zu haben, er hatte sie nicht beschützen können und er würde nun sein Versprechen nicht halten, wieder zu ihr zu kommen.
"Es reicht!" Hallte plötzlich ein Schrei über alle hinweg. Die Pfeile, die gerade noch auf die zwei Männer zu geflogen waren, gefroren in der Luft und fielen zu Boden.
Über die Menge der kämpfenden Soldaten legte sich Stille, jeder hielt inne.
Sowohl Jared als auch Julien sahen, wie alle anderen zu ihr.
Jared wusste nicht was geschehen war, doch verhieß es nichts Gutes. Der Himmel war dunkel geworden und Vienna war nicht wiederzuerkennen. Die Tatsache, dass sie noch am Leben war, beruhigte ihn nur mäßig.
Ihr Gesicht war von Tränen bedeckt, ihre sonst so lebensfrohen Augen waren nun kalt und stur auf den alten Grafen gerichtet.
Feindliche Soldaten, die versucht hatten sie aufzuhalten, lagen von ihr fort geschleudert, leblos am Boden.
Niemand traute sich mehr zu ihr.
Vienna setzte ihren Weg fort.
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Frühlingstau
FantasyVienna hat das Königreich unter eine unerbittliche Eisschicht gelegt. Ohne Jared scheint alles sinnlos, das Letzte was sie will ist zur Königin gekrönt zu werden. Doch je mehr sie sich selbst überwindet desto mehr fällt ihr auf, dass etwas innerhal...