-Kapitel 23-

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-Noah's Mutter-

Okay, das muss jetzt sein. Ich sollte einfach anfangen. Also... Was für Papier? Blau? Nein, stell dich nicht so an! Ich nehme weißes Papier und einen Füller mit schwarzer Tinte.

,Lieber Noah, mein Sohn. Du hast also vor kurzem erfahren, dass ich deine leibliche Mutter bin. Ich schätze mal, du bist jetzt etwa 16? Ja, so alt war ich, als ich mit dir schwanger wurde auch. Könntest du dir jetzt schon vorstellen, Vater zu werden? Richtig Vater, alles aufgeben und du allein hast die volle Verantwortung? Also dein Vater konnte das nicht. Sobald er erfuhr, er sollte Vater werden, verschwand er. Ich habe ihn bis heute nicht mehr gesehen. Ich weis, das ist jetzt komisch, von der eigenen Mutter zu hören, aber da wir uns nicht wirklich kennen, erzähle ich dir, wie es dazu kam. Ich möchte, dass du so viel wie möglich weist. Es war mein 'Erstes Mal'. Übrigens auch das deines Dads. Natürlich haben wir verhütet, aber ich denke da ist etwas gerissen.'

Sollte ich das wirklich schreiben? Naja, ich musste sofort schmunzeln, also schreibe ich weiter.

,Das erfuhrich jedoch erst später. Dazu sage ich mal nicht mehr, als 'wir hatten richtig Spaß'. Doch wir taten das auch aus Liebe. In den nächsten Wochen war ich öfter schlecht gelaunt und bekam irgendwann auch Bauchschmerzen. Ich suchte einen Arzt auf und der erzählte mir dann, ich sei schwanger. Ich war erstmal geschockt. Ich dachte, warum ich? Ich fand das nicht fair, doch wenn ich jetzt darüber nachdenke, bist du das wichtigste, was ich je hatte. Auch, wenn du mich nicht kennst. Ich habe jeden Tag an dich gedacht. Jeden Tag habe ich mich gefragt, ob ich nicht alles für dich hätte aufgeben sollen. Es war eine schwere Entscheidung für mich. Es tut mir so schrecklich Leid, aber ich war 16, dein Vater war weg und meine Eltern unterstützten mich in keinster Weise. Wäre ich mit 16 schon Alleinerziehende Mutter geworden, wäre ich früher oder später auf der Straße gelandet. Das wollte ich dir nicht antun. Also suchte ich nach einer besseren Familie für dich, denn dich abzutreiben wäre ein No-Go gewesen. Ich hatte noch keine Ahnung wie das alles funktioniert, kam dann aber über das Jugendamt zu deinen Adoptieveltern. Ich hatte davor etliche Gespräche, mit Paaren, die dich haben wollten, aber die du nicht haben wolltest. Doch bei diesen warst du sofort ruhig und sahst so friedlich aus. Sie hatten dich sofort in ihr Herz geschlossen. Ich überlegte lange, recherchierte über sie und kam zu dem Entschluss, dich ihnen zu geben. Ich stellte die Bedingung, dass ich den Namen aussuchen darf, und sie es dir so spät wie nur möglich sagen. Ich wollte nicht, dass du es zu früh erfährst. Das wäre kein schönes Leben gewesen. Ja, und deinen Namen durfte ich auch wirklich aussuchen. Ich hoffe, dieser gefällt dir und du wirst ihn, für mich immer mit Ehre tragen. Ich habe es irgendwann nicht mehr ausgehalten, ich wollte dich kennenlernen, nur deine Eltern hatten dir noch nicht von mir erzählt. Ich beobachtete dich öfter. Du siehst wirklich gut aus. Die Mädchen müssten bei dir ja Schlange stehen!'

Wieder schlich sich ein Lächeln in mein Gesicht. Er ähnelte seinem Vater so sehr.

,Aber ich bitte dich, verarsche keine Mädchen! Meine es Ernst, du weißt nicht, wie lange du ein Mädchen damit verunsichert machen kannst. Halte deine Versorechen! Mach es nicht wie dein Dad und pass auf, damit du jetzt noch kein Mädchen schwängerst. Und falls es doch passieren sollte, dann bleib bei ihr und unterstütze sie. Lass sie nicht fallen, denn ich weiß, du liebst sie. Du bist vor kurzem in meine Stadt gezogen. Jetzt kann ich dich öfter sehen. Oh und das Mädchen, ich habe sie gesehen. Du solltest mit ihr zusammen sein, ich hab dich sie ansehen gesehen. Du solltest.

Naja, Falls irgendetwas passieren sollte, hier, du bekommst mein Erbe, alles was ich je besaß und die Adresse deines Vaters. Ich mache das, weil ich weiß, dass etwas passieren wird.'

Mir lief eine Träne über die Wange, und weiter auf das Blatt. Ein bisschen von der Tinte zerlief. Ich hatte ihn so lieb und konnte ihn nichtmal kennenlernen? Meinen eigenen Sohn?

,Ich habe dir hier alles beigelegt. Bitte lerne aus meinen Fehlern, ich möchte nicht, dass du das gleiche durchmachen musst. Ich liebe dich über alles! Ich werde immer auf dich aufpassen, von oben auf dich herab schauen und auf dich achten. Denke vielleicht ab und an an mich. Es würde mich so freuen. Und sei deinem Vater, Kyle nicht böse, er hat es bereut. Ich denke, er würde sich auch freuen, dich kennenzulernen. Ich liebe dich über alles, mein Sohn! Schau doch manchmal noch zu den Sternen, das haben wir beide kurz nach deiner Geburt gemacht. Ich werde auf einem dieser Sterne sein, und ich werde auch bei Tag da sein. Vergiss mich nicht!

Deine Mum, Lena.'

Das war jetzt also das Letzte und Einzigste, was er von mir haben sollte. Ich legte ihm alle Papiere mit in den Brief und lief zu seinem Haus. Ich hörte ihn durch das Fenster weinen. Wieso, weiß ich nicht. Aber ich durfte nicht rein, um ihn zu trösten, er kannte mich nicht einmal. Ich warf den Brief ein und ging wieder Richtung zuhause. Doch weiter, als zur Brücke kam ich nicht.

Dieses Kapitel widme ich

@Castinal

Ich fand dein Kommentar zu süß ❤️

Doch es war versprochen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt