Die Templer hatten eine eigene Entwicklung durchgemacht. Um die Geschichte der Templer zu verstehen, muss man die Geschichte Outremers kennen, die mit damaligen europäischen Maßstäben kaum zu entschlüsseln ist. Erst dann kann man sich den Geheimnissen des Ordens annähern. Outremer hatte die Templer geprägt, genauso wie das Hause Baphomet ihre Wurzel war.
Vor der Gründung des Templerordens hatte 1096-1099 der erste Kreuzzug in heilige Reich stattgefunden, als ein Jahr zuvor Papst Urban II. auf Hilfegesuche des Kaisers aus Byzanz, bzw. Konstantinopel, wie Istanbul früher bis 1930 genannt wurde, reagierte und dazu aufrief, mit Waffen in die heiligen Länder zu ziehen. Viele nichtälteste Söhne von Familien sahen die Chance, ihr Erbe aufzubessern, und folgten dem Ruf. Begleitet wurde der erste Kreuzzug von religiösem Eifer und Plündereien. Byzanz verstand sich daher nicht mit den Kreuzfahrern, die sich teils aus unkontrollierbaren Gruppen und Horden gebildet hatten. Am 7. Juni 1099 standen diese Truppen vor Jerusalem und den Kreuzrittern gelang es trotz der gemischten Gruppierungen das damalige Zentrum der Menschheit nach fünf Wochen der Belagerung zu erobern. Der christlichen Welt gehörte jetzt eine ihrer Geburtsstätten.
Zwischen dem Papst und Byzanz gab es Differenzen wegen abweichender Antworten auf Glaubensfragen, die in der Zeit Outremers immer wieder zu Konflikten führten. Während Byzanz in griechischer Tradition Glaubensdispute philosophisch achtete, betrachtete das römisch-fränkische Abendland sie als Ketzerei.
Gottfried von Bouillon, der große Teile der Kreuzritter angeführt hatte, sollte erster König der geeinten Gebiete im Heiligen Land werden, allerdings war er der Auffassung, es könne in Jerusalem nur einen himmlischen König mit einer Krone aus Dornen geben, und so nannte er sich im Gegensatz zu seinen Nachfolgern »Verteidiger des Heiligen Grabes«. Trotz der späteren Verwendung des Königstitels durch andere, hatte seine Ansicht Outremer und die dortigen Fürsten geprägt. Für sie war ein König nicht von Gott gegeben, sondern lediglich erster Feldherr in der Schlacht und Ratsvorsitzender. Gottfried regierte ein Jahr, dann verstarb er, und sein Bruder Balduin von Edessa wurde König von Jerusalem: Balduin I. Sein Reich bestand aus den neu gegründeten Kreuzfahrerstaaten Edessa, Antiochia, Tripolis und Jerusalem, die Outremer bildeten. Outremers stammte aus meiner Muttersprache, dem Französischen und bedeutete jenseits des Meeres.
Bei dem ersten wichtigen Mitglied nach Gründung des Ordens 1119 handelte es sich 1125 um den Grafen Hugo von der Champagne, einem Freund des Mönchen Bernhard von Clairvaux, der mit unserem Suger von Saint-Denis später den zweiten Kreuzzug anpries. Suger und Hugo halfen, dass sich der Mönch später für die Unterstützung unseres Vasallenordens einsetzte. Dies führte zu zahlreichen Schenkungen von Land und Geld an den Orden. Ein wichtiger Tag für die Templer war der 29. März 1139, als Papst Innozenz II. die Bulle »Omne datum optimum« ausrief. Mit dieser Bulle – einem apostolioschem Brief als Urkunde zur Verkündung von päpstlichen Rechtsakten – wurden die Templer einzig dem Papst direkt unterstellt, sie brauchten keine Steuern mehr zu entrichten und konnten im Gegenteil selbst Steuern eintreiben. Damit begann die Zeit des Ordens als Verleiher von Geld gegen Zinsen, das zukünftige Kerngeschäft und die Basis der weltlichen Macht der Templer. Die späteren Bullen »Militis Templi« 1144 von Coelestin II. und »Militia Dei« 1145 von Eugen III. gaben dem Orden weitere Konzessionen. Warum sie so viele Rechte vom Vatikan erlangten, gelangte niemals an die Öffentlichkeit, Historiker kamen niemals hinter die Wahrheit.
Die ersten Kriegseinsätze verbrachten die Pauperes commilitones Christi templique Salomonici Hierosalemitanis weniger erfolgreich. 1129 versagten sie kläglich bei der Belagerung von Damaskus, ihre Herrin Aliana war nicht bei ihren Vasallen. Doch die Templer verloren niemals ihren Glauben und ihren Eifer, unter Aliana fochten sie zahlreiche Siege aus. Sie nahmen beinahe an allen Kämpfen in den heiligen Landen bis zum Fall Outremers 1291 teil und kannten die muslimischen Krieger wie sonst kein Christ. Nicht ein anderer Orden wurde von den Sarazenen dermaßen mit Respekt genannt und als ebenbürtig betrachtet.
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