Keine 15 Jahre später, Anfang des 21. Jahrhunderts. Gemeinsam mit Aliana zog ich ein zwischen die Säulen der weltlichen Hallen des Ordens Pauperes commilitones Christi templique Salomonici Hierosalemitanis, unsere Arme Ritter Christi, die Hallen der Templer.
Die Ritter empfingen uns in ihren heutigen Gardeuniformen, im Gegensatz zu ihren Brüdern und Schwestern, die uns als menschlicher Teil Alianas Leibgarde begleiteten. Die loyale Leibgarde, angeführt von Ehrenkommandantin Yara Fortaleza trug schlichte schwarze Uniformen, eher Zivilkleidung um direktes Auffallen zu vermeiden, während die Ritter hier in ihrer eigenen historischen Welt wandelten. Sie trugen leichte Rüstungen, weiße Stoffhabits und mit Stolz das blutrote Emblem der Templer und Baphomets auf Rücken und Schulter. Diese Ritter genossen es, in ihrer Abgeschiedenheit die Ursprünge ihres Ordens ausleben zu können. Hier konnten sie dies unerkannt. Dieser Landsitz in Portugal gönnte ihnen Sicherheit und Frieden. Er gehörte dem Orden, ein Geschenk der Familie Imhotep – nicht des Hauses – für treue Jahrhunderte als Vasallen Alianas. Es gab sonst nur noch zwei weitere größere Standorte, einen in Schottland und einen in Nordamerika. Ersterer beruht auf einem Geschenk von Ländereien für treue Freundschaftsdienste von Robert The Bruce, der andere entstand zur Zeit der Kolonialisierung an der Ostküste Amerikas.
Schottland hatte viel davon profitiert, dass die Templer derzeit in die entlegenen Regionen der Britannischen Insel fliehen mussten. Dort beim Hause Skara Brae hatten sie Kontakt mit Robert I., auch bekannt als schottischer König Robert The Bruce. Dieser führte 1314 mit seinen schottischen Truppen im Sumpfland von Bannockburn am 23. und 24. Juni die größte Schlacht der schottischen Geschichte. Seit jeher hatten sie die Schlachten gegen die Engländer verloren, doch besonders am zweiten Tag kämpften sie mit neuen Strategien und Taktiken. Wer aufmerksam ihren Kampfstil betrachtete, konnte Anleihen von den Sarazenen erkennen. Obwohl die Engländer besser ausgebildete und mehr Truppen als je zuvor entsandt hatten, stürmten letztlich an die 2000 in der Geschichte nie richtig zuzuordnende Krieger als Reserven das Schlachtfeld und übermannten die Engländer trotz der Unterlegenheit von eins zu vier. Mehrere Engländer glaubten, einen entfalteten Gonfanon Baucéant gesehen zu haben, der als Banner gegen sie heran getragen wurde. Sie irrten sich nicht.
Der Sitz hier in Portugal westlich von Albufeira galt als Sitz des Großmeisters des Ordens. In diesem Gebiet in Südportugal, der Algarve, das am Mittelmeer liegt und im Westen von den kühlen Strömungen des Atlantiks beeinflusst wurde, regierten karge Landstriche. Hier wurden Touristen, die nicht ausnahmslos ihre schöne Zeit am Strand verbringen wollten, mit umstrittenen Sehenswürdigkeiten unterhalten. Umstritten, da die Portugiesen teils sogar früher dort gelagerte und später vergessene Obelisken heute als antike Grabstätte auszeichneten. So zieht es sich mit beinahe allen ihren Denkmälern durch. Aber ähnliches zeichnet sich häufig in Touristenorten ab, gerade wenn man mit dem Wissen der Zeiten die Anleitungen zur Beschäftigung im Urlaub liest und ihnen nachgeht, in der Hoffnung etwas wieder zu finden, was man in der Vergangenheit lieb gewonnen hatte.
Die neuen Residenzen der Templer waren den veränderten Bedingungen angepasst. Historische Stätten des Ordens sind dagegen in Berlin-Tempelhof, so benannt, weil sich dort Komturhof und Dorf unter Ordensherrschaft befunden hatten, oder ihre beiden früheren Hauptquartiere Temple Church in London und der Tempel in Paris.
Der momentan amtierende Großmeister Kent O Shannahan galt als reizbarer aber inzwischen ruhiger irischer Mistkerl, stammte aus einer Familie deren Mitglieder oft Angehörige für den Orden stellten und war mitnichten jung. Das Privathospital in einem nahe der Ortschaft Portimão gelegenen Dorf, Teil einer Stiftung zur humanen Gesundheitsförderung, deren Gelder in Jahrhunderten der Nacht eingebracht waren, hatte ihn erst kürzlich für länger beherbergt. Es galt, dass er in wenigen Jahren abdanken würde. Die Gerüchte waren ihrer Anzahl viele, und in der Welt der Nacht war das Thema sehr wichtig. Der Orden war zwar unabhängig und würde seinen Großmeister selber stellen, aber sicherlich würden Alianas Wünsche berücksichtigt. Und gerade in diesen Zeiten war die Person des Großmeisters ein strategischer Faktor, denn schlimme Dinge, mit deren Kunde wir eintrafen, würden sich zutragen. Die Zukunft würde Stärke vom Großmeister verlangen und jetzt war die Zeit, welche Politik forderte. Mit der Person des Großmeisters würden sich die möglichen Reaktionen ergeben und sich unser Spielraum anpassen.
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