Nacirons Vampire II - Blutlinie

DAS SCHWARZE BRAUTKLEID

Und es geschah nach beinahe 900 Jahren unseres gemeinsamen Wanderns durch die Dunkelheit, dass die Gebieterin der Finsternis und der Schatten, Fürstin Aliana des Hauses Baphomet aus der Familie Imhoteps, und ich, als Mensch Hilo, in der Ewigkeit Naciron genannt, nacheinander vor die Gemeinschaft der geladenen Gäste traten. Gideon befand sich an meiner Seite, als ich in der ehrenvollsten altertümlichen Zeremonienrüstung des Hauses Baphomet, er dagegen in der des Hauses Imhotep, zu der Erhöhung schritt, bei der Aliana bereits neben ihrem Vater wartete. Imhotep in einem weißen Gewand, welches durch seine Schlichtheit edel wirkte und die Schönheit des schwarzen Kleides an Aliana unterstrich. Es bestand aus dünner Seite und einem Netz, das vom Hals über das Dekolleté spitz zum Bauchnabel zulief. Dazu trug sie eine samtene schwarze Kette mit einem eingefassten roten Juwel, schwarze Armbänder und eine goldene Kette, die von ihrem linken Ohr zur Nase führte. Elegante hochhackige Schuhe, von denen Lederstriemen die Unterschenkel empor wanden, betonten ihre schlanke Statur.

Guinegaine vom Hause Skara Brae schenkte uns die Ehre die Zeremonie zu leiten. In ihrer Stellung als mächtige Fürstin des verbündeten Hauses zeigte sie uns damit Hochachtung. Sie trug einen braunen Habit mit silbernen eingewebten Tierzeichen. Während ich einschritt, erklang die wundervolle Nachtmusik des versteckten Orchesters, die meine innere Aufgewühltheit weiter intensivierte. Die Ritter hatten um uns in historischer Rüstung unter dem Kreuzbanner Aufstellung genommen, Großmeister Kent O Shannahan persönlich stand ihnen vor, unter den versammelten Gästen waren weiterhin menschliche Vasallen unseres Hauses zwischen den geladenen Vampiren. Auch waren Vertreter der anderen Häuser, unsere Verbündeten in Freundschaft vertreten. Die Musik erreichte einen Höhepunkt, als ich die Stufen zu Aliana empor trat und ihr gegenüber zu linker Seite meine Position bezog. Alle waren festlich gekleidet und ich erblickte beinahe ausschließlich freudige Gesichter, vom Groll in Nathan Mackinnons Antlitz abgesehen. Ethrel stand weit hinten unter den Gästen, er schenkte mir ein Lächeln, als mein Blick ihn streifte. Marketa sah kühl zu uns hinüber, sie hatte einen gelangweilten Ausdruck und schaute zum Teil gehetzt zur Saaltür. Diese Zeremonie schien ihr nicht zu gefallen. Als Fürstin des Hauses gebot Alianas hohe Machtposition, dass sie zuerst Einlass bekommen hatten, teilweise variierten die Regeln des Hofes in Bezug auf frühere Zeiten. Ich lächelte meine geliebte Fürstin an, und sie schenkte mir einen warmen Blick voller Gefühl.

Feierlich erhob Fürstin Guinegaine das Wort, als die Musik in den Hintergrund trat: »Fürstin Aliana des Hauses Baphomet, Naciron vom Hause Baphomet, beide aus der Familie des Imhotep, hochgeschätzte Trauzeugen, teure Gäste der sterblichen und der unsterblichen Welt. In dieser Phase der Dunkelheit sind wir zusammen gekommen, um ein freudiges Ereignis zu bezeugen, ihm beizuwohnen und es zu in Ehre zu begehen. Denn in der heutigen Nacht wollen Aliana und Naciron das Gelübde der Ehe ablegen und den Bund der Vermählung in der Unsterblichkeit besiegeln. Fürstin Aliana, sprecht bitte für das Haus Baphomet, und teilt uns mit, ob das Haus dem Bund positiv gegenüber steht.«

Alianas beherrschte Stimme ertönte in offizieller Tonart voller Würde und Macht: »Das Haus Baphomet entscheidet sich bewusst zur Zustimmung zu der angedachten Eheschließung.«

Guinegaine führte die Zeremonie weiter: »Als Fürstin ihres Hauses ist Aliana fessellos die Entscheidung selbst zu treffen, als freier Mensch ist Naciron ohne Lehnsherrn der ihm Erlaubnis erteilen müsste. Die Trauzeugen frage ich hiermit, seit Ihr fähig und willig das Bekräftigen des Ehebandes zu bezeugen? Fürst Imhotep?«

Imhotep legte eine Hand behutsam auf die Schulter seiner Tochter und antwortete freundlich: »Ja, das bin ich. Und auch wenn meine Entscheidung nicht vonnöten ist, betone ich hiermit, die Vereinigung dieser Ehe in Freude zu erblicken.«

Guinegaine nickte dem mächtigen Fürst liebenswürdig zu, um sich danach an Gideon zu wenden: »Prinz Gideon. Bruder Fürstin Alianas, anwesend als Trauzeuge von Naciron aus dem Hause Baphomet, seit Ihr ebenso fähig und willig der Bezeugung?«