Die Geheimnisse der Templer haben alle Zeit vor Entdeckung überstanden, denn ihrer Natur ist dermaßen Wert beigemessen, dass kein Eingeweihter jemals Verrat denken ließ. Wenn sonst gilt, dass ein Geheimnis unter zwei Menschen keines ist, so beweist dies, dass selbst ein Geheimnis unter tausenden von Menschen, in hunderten von Jahren gewahrt werden kann. Denn die Templer, diejenigen, die nicht bloß das Aufnahmeritual abgelegt hatten, sondern sich auch über Jahre als treu und würdig erwiesen hatten,und in den Kreis der Eingeweihten Einlass erhielten, sie erkannten die Wahrheit.
Wer waren nun diese Männer, die damals meist mit langen Bärten und glatt rasiertem Kopf in Outremer und zahlreichen Festungen Europas Stellung bezogen, die sich außerhalb ihrer Hierarchie nie als Untergebene sahen, sondern als eine institutionelle Macht? Ich denke immer noch, dass es ihnen an Intelligenz mangelte, da ihnen der Überlebensinstinkt zu fehlen schien, und sie innerhalb ihrer eigenen Hierarchie kritiklosem Gehorsam walten ließen. Aber an dieser Stelle will ich zugeben, dass sie nicht ungebildet waren. Selbst die Knappen konnten lesen und schreiben, meist französisch und lateinisch – daher schrieb eine Ordensregel vor, die Schriften, die nicht für Knappen bestimmt waren, unter Verschluss zu halten.
Die Tempelritter gliederten sich in Knappen, Kapläne, Sergeanten und die eigentlichen Ritter. Knappen standen den anderen hilfreich in schwarzen Mänteln zur Seite. Kapläne stellten die Geistlichen des Ordens dar und trugen oft grüne Mäntel, Sergeanten waren die dienenden Brüder unter braunem Mantel mit einem Pferd. Erst die Ritter trugen das weiße Habit und besaßen je nach Stellung drei bis vier Pferde.
Alle ihre Ränge wurden in den sieben Künsten unterrichtet, welche auch die Freimaurer kennen: dem Trivium mit Grammatik, Dialektik, Rhetorik und dem Quadrivium mit Musik, Geometrie, Astronomie und Arithmetik. Somit wussten sie mehr als ich, zu der Zeit, in der ich in einem zu den Initianten vergleichbaren Alter war.
Es gibt drei geheime Gelübde, die zur ersten Aufnahme von einem Initianten abgelegt werden müssen. Laut späteren Zitaten der Templer, die auch in den Protokollen der Prozessakten gegen sie festgehalten sind, kennen die drei Aufnahmegelübde ausschließlich Gott, Teufel und die Brüder. Die Templer glaubten an Gott, kein Zweifel. Gerade jene in die Existenz des Hauses Baphomet und die Welt der Dunkelheit Eingeweihten, denn diese sahen, dass mehr der Welt oblag, als das sterbliche Leben. Doch warum der Teufel? Es hatte mit der Weltanschauung der Templer zu tun, die stark ab der Mitte des zwölften Jahrhunderts gerade bei den neu aus Südfrankreich stammenden Mitgliedern von den Katharern geprägt war. Nach den Katharern waren Gut und Böse, Gott und Teufel ebenbürtig, ihr Glauben basierte auf dem Dualismus. Alles was man nicht vor Gott verheimlichen konnte, ließ sich somit auch vor dem Teufel nicht verbergen. Das Böse stammt nicht ausschließlich aus den Handlungen der Menschen, sondern ist Teil der Welt selbst. Dies begründeten die Anhänger der Lehre durch die Existenz von Naturkatastrophen und den Tod. Daher ist ihr Gott nicht allmächtig, sondern ein Demiurg, der Weltschöpfer, der die materielle Welt erschaffen hat. Eher ein strafender Gott des Alten Testamentes. Sie fordern vom Menschen sich von Materie loszusagen um zur Vollkommenheit und dadurch zum Gott der Liebe zu kommen. Während nach den Katharern die Geisteshaltung von Sakramentenspendern wichtig ist, konnte nach dem Vatikan auch ein korrupter Priester die Sünden ablassen. Sie lehnten alle Materie ab, somit glaubten sie auch nicht an Jesus als Sohn Gottes, es sei denn als Symbol wie auch die Kreuzigung. Unter den Katharern gab es weibliche Prediger – sie glaubten an das göttliche Prinzip von männlich und weiblich und hatten demzufolge keine ablehnende Haltung zur Vereinigung von Mann und Frau.
Die Katharer verbreiteten sich in Okzitanien, Südfrankreich, ab 1150. Sie verzichteten dank ihrer Glaubensansichten auf weltliche Macht, im Gegensatz zu den römischen Klerikern, die Reichtum ansammelten, was die Verbreitung der Katharer in Südfrankreich förderte. Gehasst von der römischen Kirche wurden sie, da ihrer Auffassung nach jeder Mensch sich selbst Gott nähern kann und muss und insofern priesterliche Hierarchien nicht erforderlich sind. Der Papst verurteilte sie der Ketzerei und es gab auch Aufrufe zum Krieg gegen sie.
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