Ivory
Mit einem leckeren Frühstück sieht die Welt doch gleich schon viel besser aus, oder nicht?
Mit einem doppelten Matcha-Chai latte-dreiviertel Sojamilch-ein drittel Buttermilch mit Sahne und Schokosoße in der Hand und in der anderen ein Bagel, lief ich eilig die Stufen des modernen Mietshauses herunter und wünschte der mürrischen Miss Scroop einen guten Morgen, immerhin war die gruselige alte Frau seit vier Tagen eine meiner Nachbarn. Sie schenkte mir nur einen finsteren Blick starrte mir, auf ihren Krückstock gestützt, hinterher.
Im Takt zu Rapper's Delight tanzte ich die letzten Stufen herunter -darauf bedacht meinen Kaffee nicht zu verschütten- und verließ gut gelaunt das Haus. Der warme Wind wehte mir meine blonden Haare um den Kopf und die Sonne schien freundlich in mein Gesicht. Das leichte Rauschen der Wellen war nur gute hundert Meter von mir entfernt, aber mein Weg führte in die entgegengesetzte Richtung. Vor einer Woche war ich hier in Sydney angekommen und hatte meine neue, traumhafte Wohnung bezogen. Und drei Tage später hatte ich einen neuen Job. Okay, nicht wirklich neu... eher an einem neuen Arbeitsplatz.
Zu Fuß waren es nur ungefähr zwanzig Minuten bis zu der großen High school, zentral in Sydney. Aber man glaubt es kaum, ich ging nicht zur Schule um zu lernen - ich ging zur Schule um zu unterrichten. Mit meinen süßen dreiundzwanzig Jahren erfüllte ich zwar nicht gerade den Standart des verhassten, strengen Lehrers aber dafür wusste ich ganz genau wie man nicht unterrichten sollte, aus eigenen Erfahrungen.
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Das Gespräch mit meiner neuen Chefin und Direktorin der High school verlief relativ schnell und -nach meinem Gefühl- ziemlich gut. Den Plan der Schule, den sie mir in die Hand gedrückt hatte, eilte ich durch die Gänge, in denen sich noch ein paar wenige Schüler aufhielten, und bemerkte, dass ich jetzt schon fast vier Minuten zu spät dran war.
Unüberlegt stieß ich die Tür zum Klassenzimmer auf und platzte hinein. Die lauten Gespräche verstummten für ein paar Sekunden in denen ich mir erleichtert eine lose Strähne aus dem Gesicht pustete und den Griff um meine Tasche lockerte. »Zuspät!«, wurde aus einer der hinteren Reihen gegrölt, woraufhin die gesamte Klasse in Lachen ausbrach.
Unbeeindruckt zog ich eine Augenbraue hoch und musterte den Jungen in der letzten Reihe, mit Hollister Hemd und blonden Haaren, der gerade ganz pseudo-cool in seinem Stuhl hing - ein Wunder dass er noch nicht runter gefallen war. »Hey Babe, hast du mal 'n Stift damit ich mir deine Nummer aufschreiben kann?«
Ich lächelte über all diesen Schwachsinn der sich in einem Hirn befinden konnte und warf meine Tasche auf das Pult. »Weißt du, Malibu Ken, was ich dir gleich wohin schreibe? Eine Sechs. In dein Zeugnis. Und es heißt für dich Miss Capwell, ist das klar? Jetzt Füße vom Tisch sonst tritt dir mein Fuß gleich in den Hintern«, sagte ich und setzte mich auf das Pult, welches leicht erhöht stand. Die sprachlosen, entsetzten und irritierten Blicke der ach so coolen Schüler waren einfach genial. Ebenso, dass Malibu Ken sich tierisch über seinen Spitznamen aufzuregen schien, was es nur noch lustiger machte. »Sie... Sie sind die neue Klassenlehrerin?!«, stotterte ein Mädchen mit langen braunen Haaren.
»Wow«, sagte ich etwas enttäuscht, »aber immerhin eine scheint noch nicht zu bekifft zu sein um zu schnallen wer ich bin - natürlich bin ich eure neue Klassenlehrerin.«
Der nächste Junge, der aussah wie der Herzensbrecher schlechthin, meldete sich -wenig intelligent- zu Wort: »Hä? Aber Sie sind doch genauso alt wie wir!«
»Wäre ich so alt wie ihr, würde ich nicht hier vorne stehen, klar High school musical? E ora libri fuori, lei sotto haves primati!« finster sah High school Musical mich an.
(Und jetzt Bücher raus, ihr unterbemittelten Primaten!)
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Simple Chemistry
Humor»Würde ich mich selbst umbringen wollen, du Idiot, müsste ich bloß auf dein Ego klettern und anschließend zu deinem IQ springen!« Ivory musste in ihrem Leben so einiges ertragen; von einer mehr als schrägen Großfamilie über vollkommen behämmerte Kol...