Simple Chemistry - XIV

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Ivory

»Und genau deswegen ist diese Kathedrale auch so einzigartig, da sie ihre äußerst wichtige und relevante Funktion tadellos erfüllen kann.«

Ich hörte dem alten Mann gar nicht mehr zu, obwohl er uns seit erst zehn Minuten durch die Kathedrale von Florenz führte und dabei nicht mal mehr einen Meter weit sehen konnte. Oder hören, wenn unsere Streber mal eine Frage hatten. Und die hatten inzwischen ebenfalls aufgegeben es nur zu versuchen - es brachte eh nichts.

Stattdessen kreisten meine Gedanken um den Vormittag. Denn in weniger als zwei Stunden würden wir zu meiner Granny und Gramps fahren, da die beiden mich, Mace und die gesamte Analphabetensquad (die ich mehr oder weniger stolz meine Klasse nennen darf) eingeladen haben, die zwei Tage bei ihnen im Haus zu wohnen. Groß genug war es auf jeden Fall...

Früher als Elle und ich noch klein waren, hatten wir uns in der riesigen Finca immer hoffnunglsos verlaufen und ganz ehrlich? So viele Räume in einem einzigen Haus für zwei Menschen, hatte ich bisher auch noch nie gesehen...

Granny war bestimmt schon dabei völlig außer sich vor Euphorie wie ein verrücktes Kaninchen durch das gesamte Haus zu rennen und zu kochen, während Gramps sich nur zu seinen perfekten Lilien in den Garten gesellte, um sich vor dem Stress zu drücken, und mit ihnen über die guten alten Zeiten sprach. Ganz ehrlich, Gramps ist der felsenfesten Überzeugung, dass ein schöner Garten gute Unterhaltungen und Zuneigung braucht - ihr glaubt den Shit nicht? Tja, hab ich auch nicht. Aber bei Gramps scheint es so was von zu funktionieren.

📚

»Ich glaub ich hab in meinem bisherigen Leben noch nie so viel langweilige Scheiße gehört wie grade eben«, meckerte Malibu Ken und seufzte dramatisch auf. »Stimmt Mann«, Louis stellte sich neben ihn. »Da sind sogar Chanel's Fingernagel-abgebrochen-Stories interessanter.« die Blondine warf ihm einen so giftigen Blick zu, als wäre sie eine Giftschlange und schlug ihm auf die Schulter.

»Du bist so 'n Arsch Louis, weißt du das?«

Bevor die Situation noch weiter ausarten konnte, meldete sich jedoch Mace zu Wort. Und das mit wenig erfreulichen Erkenntnissen: »Ahm, ich will eure so mega wichtige Konversation ja nicht unterbrechen, aber... wo ist der Bus?« er warf mor einen fragenden Blick zu.

Ich ließ vor Schreck meinen Rucksack fallen und drehte mich zu Mace, der neben mir stand. »Ich hab da ein ganz mieses Gefühl Sparks.«

»Ja, ich auch Capwell.«

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»E perché si può fare un'eccezione? Voglio dire, cosa dovremmo fare adesso? Deve essere possibile in qualche modo... no? Cazzo.« ich beendete den Anruf, da mich der Italiener am anderen Ende der Leitung eh nur anschrie, dass es nichts gäbe was er tun könnte um uns einen Bus zu organisieren.
(Und Sie können keine Ausnahme machen? Ich meine was sollen wir jetzt machen? Irgendwas müssen Sie doch tun können... nein? Scheiße.)

»Und was wenn wir einfach da hin laufen?«, wollte Mace wissen und hielt mir seinen Kaffeebecher vor die Nase, von dem ich dankend einen Schluck nahm. Doch danach lachte ich lustlos auf. »Das Weingut ist gute fünfzig Kilometer von hier entfernt Mace. Viel Spaß beim Laufen mein Schatz«, sagte ich.

»Bleibt uns was anderes übrig?«, ich lehnte mich erschöpft gegen ihn, pausenlos durch ein Handy angeschrien zu werden und dabei auch noch ruhig und freundlich bleiben zu müssen war anstrengender als ich dachte. »Aber warte mal kurz... hast du mich grade eben Schatz genannt?«

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