Seine Hände zitterten und Nevid war kurz davor wegzurennen. Nervös fuhr er sich mit der rechten Hand durch die weichen, weißblonden Haare und suchte seine Umgebung ab. Seine Gedanken fuhren auf Hochtouren und ließen ihn die Kälte vergessen, die er in den Knochen spürte. Ein feiner Windhauch streifte ihn.
Bereits seit einer Viertelstunde stand er nun vor dem großen Gebäudekomplex und fror. Der metallene Geschmack in seinem Mund kam von der aufgebissenen Unterlippe, die Nevid malträtiert hatte und wenn Lorik nicht bald auftauchen würde...
Am Vorabend hatte Nevid noch kurz über Milles Handy mit ihm kommuniziert und sich für einen Film entschieden, dessen Titel und Inhalt Nevid bereits wieder vergessen hatte. Vermutlich würde er sich sowieso nicht auf diesem konzentrieren können, wenn der Schwarzhaarige neben ihm sitzen würde.
Doch worüber sollten die beiden eigentlich reden, bevor der Film abgespielt werden würde? Nevid fiel auf, dass er beinahe nichts über seinen Schwarm wusste. Weder über dessen Hobbys noch sonst irgendetwas. Sollte Nevid ihn auf Lara ansprechen? Oder sie lieber beiseite lassen? Je länger der Unsichtbare darüber grübelte, desto aufgeregter wurde er. Rasch blickte er auf die silberne Uhr an seinem Handgelenk. Zwanzig vor acht. Lorik war bereits zehn Minuten zu spät.
Was, wenn Lorik doch keine Lust hatte, sich mit Nevid zu treffen? Die Zweifel überkamen Nevid und erneut scannte er die Umgebung. Und da sah er ihn: Ein Mann mit schwarzen Haaren kam zielstrebig auf den Eingang zu, den Mund zu einem leichten Lächeln verzogen. Nevid konnte nicht anders, als ihn einfach anzustarren. Verdammt, sah er gut aus!
Ein paar Meter entfernt kam Lorik zum Stehen und blickte sich um, wohlwissend, dass er den Gesuchten sowieso nicht sehen konnte. ,,Nevidian?", hörte Nevid es leise fragen. Langsam löste er sich aus seiner Erstarrung und schritt auf ihn zu. Bei jedem Schritt wurde er langsamer, während sein Herz ihm aus der Brust zu springen schien. ,,J-ja", stotterte er schließlich, als er vor ihm stand.
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,,Sag Mal, stehst du eigentlich auf Lara?", rutschte es Nevid plötzlich heraus, als er bereits neben den Angesprochenen im Kinosaal saß. Für seine Frage könnte er sich ohrfeigen, hatte er sich doch vorgenommen, Rapunzel nicht mit einem Wort zu erwähnen. Um ehrlich zu sein wollte Nevid die Antwort gar nicht wissen.
Der Schwarzhaarige hob eine Augenbraue und sah nach rechts, wo er den Unsichtbaren vermutete. Mittlerweile wusste Nevid schon mehr über Lorik: In seiner Freizeit spielte er Fußball und traf sich mit Freunden, mit denen er des Öfteren auch feiern ging. Außerdem spielte er Gitarre, was ihn in Nevids Augen gleich attraktiver machte. Bis jetzt kam ihm Lorik allgemein sehr aufgeschlossen und fröhlich vor, so ganz anders als Mille. Doch auch Nevids Stimmung hatte sich deutlich gehoben und er erwischte sich andauernd dabei, wie er blöde durch die Gegend grinste.
,,L-lara?", fragte Lorik, während er sich filmreif an seiner Cola verschluckte, ,,ähm, nein. Wieso?" Obwohl Nevid erkannte, dass dessen Gesichtsfarbe ein wenig rot geworden war und er aussah, als wäre er ertappt worden, machte sich die Hoffnung in ihm breit: Wenn Lorik nicht auf Lara stand, so hatte er ja vielleicht noch eine Chance bei ihm? ,,Ach, nur so...", antwortete er. Bevor er noch weiter fragen konnte, wurde allerdings das Licht gedimmt und die Vorhänge vor der riesigen Leinwand zogen sich zur Seite. Der Film begann.
Nevid hatte wirklich versucht sich auf das zu konzentrieren, was da auf der Wand ablief, doch er konnte nicht anders, als andauernd zu seinem Sitznachbar zu sehen. Er liebte es, wie sich Loriks Gesicht verzog und wenn er bei einer lustigen Stelle anfing zu schmunzeln. Er liebte, wie sich die Grübchen bildeten und er liebte, wie die dunkelbraunen Augen zu glitzern begannen. Das Geschehen in dem Gesicht des Schwarzhaarigen war so viel spannender als das Geschehen in dem langweiligen Film.
Vorsichtig schob Nevid zitternd seine linke Hand zu Loriks rechter, zuckte jedoch kurz vor der Berührung zurück. In ihm kribbelte es und die Stimmen in seinem Kopf schrien ihn an, sich endlich zu trauen. Tief atmete er ein. Dann wagte er es erneut und diesmal zog er es auch durch. Seine Hand fühlte sich an, als hätte sie einen leichten Stromschlag erhalten. Die Hand des Anderen war rau und trocken, und dennoch gefiel Nevid das Gefühl seiner Hand an Loriks.
Dann jedoch zog Lorik seine Hand weg. Nevid derweil erstarrte. Augenblicklich fühlte es sich kalt an und das kribbelnde Gefühl in seinem Inneren wurde schmerzhaft. Ja, diese Geste war eindeutig, wenn der Unsichtbare auch noch so oft versuchte, es zu verdrängen. Verdammte Scheiße!
Der Weißblonde konnte nicht verhindern, dass ihn das Gefühl einer Leere übermannte, die er kannte. Es war das gleiche Gefühl wie damals, als er herausgefunden hatte, dass Janni ihn betrogen hatte. Er wollte das nicht wahrhaben und doch wurde es ihm schmerzlich bewusst.
Das Licht ging wieder an. Die ersten Kinobesucher streckten sich und erhoben sich gähnend aus ihren Sitzen, während Nevid zu keiner Regung fähig sitzen blieb. Lorik drehte sich zu ihm und als er zu reden begann, klang seine Stimme eisig. ,,Was sollte das? Das sollte ein ganz normaler Kinobesuch sein, kein verdammtes Date", fuhr er ihn an, seine dunkelbraunen Augen wirkten nicht mehr weich und lieb sondern bedrohlich. Nevid räusperte sich und starrte hoffnungslos auf das dunkle Parkett.
,,L-Lorik. Ich habe mich... in dich verliebt", stammelte er und blickte ängstlich in das Gesicht des Schwarzhaarigen, das sich zu einer ungläubigen Fratze verzogen hatte. ,,Du hast was?!", zischte Lorik, ,,hast du dir mich Mal angeschaut? Ich bin viel zu gut für eine Schwuchtel wie dich!"
Nun war es an Nevid, den anderen ungläubig anzusehen. Seit wann war Lorik denn so, so... Ihm fiel kein Wort dafür ein. Klar, er hatte vermutet, dass Lorik nichts von ihm wollte aber er musste doch nicht gleich so verletzend werden!
,,Du ekelst mich an."
Und mit diesen Worten stolzierte Lorik aus dem Raum, ließ einen am Boden zerstörten Nevid zurück, der mit den Tränen kämpfte. Wie hatte er sich nur so in dem Mann täuschen können?
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Mal ein etwas längeres Kapitel *grinst stolz*
Na, was haltet ihr von dem ,,Date"? Ich denke manche von euch werden sich jetzt freuen xD
Habt ihr eigentlich irgendwelche Verbesserungsvorschläge/-wünsche?
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So nah und doch so fern | Boyxboy
Romance,,Wirst du geliebt, wirst du gesehen" Es hatte keine Dämonenbeschwörung gegeben, Nevidian Cyrell hatte auch nicht den Teufel mit irgendwelchen obskuren Ritualen beschworen, es war kein Freitag der dreizehnte gewesen und soweit er wusste, hatten auch...