Nun musterten sowohl der Unsichtbare als auch Nevid die Männer, die sich gegenseitig mit skeptischen Blicke betrachtet hatten und nun neugierig aufsahen, als der Blauhaarige vor ihnen zu stehen kam und sich räusperte. Dieser fühlt sich sichtlich unwohl und ohne, dass er ein Wort gesagt hatte, war sein Kopf bereits hochrot. Aufmunternd tätschelte Nevid ihm noch ein mal über die Schulter, nachdem er sich aus der Umarmung gelöst hatte und hoffte, dass Mille nun keinen Rückzieher mehr machte. Die zwei hatten beschlossen, dass Maximilian den Männern erst nur erklären würde, dass sie betrogen wurden und ihnen die Bilder zeigte. Sollten sie dem Student dann nicht glauben, so würde Nevid sich zu erkennen geben.
Es war wirklich ein Glückstreffer gewesen, dass die bemitleidenswerten Männer sich zu einem spontanen Treffen bereit erklärt hatten, obwohl Maximilian ihnen am Telefon nur gesagt hatte, dass es dringend war, um Julianne ging und sie sich um eins am hintersten Tisch im Mariposa treffen würden. Mit zitternden Fingern zog der Blauhaarige sich nun einen Stuhl heran und setzte sich, während Nevid daneben stehen blieb. ,,Wieso sind wir hier?", fragte einer mit eindeutig genervtem Unterton an Mille gewandt. Seine Arme waren verschränkt und seine Augen funkelten vor Desinteresse, im krassen Gegensatz zu dem brünetten Mann, daneben, der beinahe übermütig auf dem Stuhl herumrutschte und den Ankömmling mit einem strahlenden Lächeln bedachte. Wenn Nevid sich richtig erinnerte, so hieß er Kjell. Leicht verzweifelt blickte Mille nun in die Runde und zögerte kurz, bevor er tief Luft holte und zu sprechen begann. ,,Also... erst ein Mal danke, dass ihr alle so kurzfristig kommen konntet. Ich weiß, dass wir uns nicht kennen aber trotzdem wäre es toll wen ihr euch gleich nicht wie undankbare Vollidioten verhaltet, sondern mich erst aussprechen lasst. Mag sein, dass es schräg klingt, aber was ich euch sagen werde ist die Wahrheit, ich habe auch Beweise, falls es jemand nicht glaubt aber ich denke, ihr reicht euch gegenseitig als Beweis", begann er. Kurz schien es, als sei der alte Maximilian wieder an die Oberfläche gekommen. Um ehrlich zu sein hatte der Unsichtbare den alles beleidigenden Blauhaarigen vermisst. Der grimmig drei schauende Mann (Nevid war sich nicht mehr sicher wie er heiß. Antony? Antonio? Irgendetwas mit Anton war es gewesen) zog die Augenbrauen nach oben und hatte das erste Mal etwas mit seinem brünetten Sitznachbar gemeinsam. Die anderen zwei wirkten einfach nur verwirrt und musterten Maximilian mit einem Gesichtsausdruck, der auf ein Fragezeichen in der sonst wohl leeren Birne hinwies. Unangenehmes Schweigen trat ein, als Mille sich erneut räusperte. Sein Blick lag vor allem hasserfüllt auf dem Anton-Mensch, was Nevid im ersten Moment verwirrte, bevor ihm plötzlich ein Licht auf ging: Die Brillenschlange hatte erwähnt, dass Janni vor seinen Augen einen anderen Typ geküsst hatte. Wenn das Mal nicht besagter Mann war...
,,Ehm, also. Es ist so, dass ihr alle Janni kennt", murmelte Mille, ,,beziehungsweise nicht nur kennt, ihr seid alle mit ihr zusammen... sie betrügt jeden einzelnen von euch. Mich hat sie auch betrogen und... naja. Ich dachte, ihr solltet das wissen." Kurz herrschte Schweigen, bevor die Männer sich gegenseitig mit großen Augen ansahen. ,,D-das glaube ich nicht", sagte einer der beiden Fragezeichnmänner mit unverhohlener Angst, ,,du lügst doch! Janni würde mich niemals betrügen, wir sind seit einem Dreivierteljahr zusammen!" Auch der bisher fröhlich aussehende Kjell wirkte erst fassungslos, bevor er wütend seine Augen zusammen kniff. ,,Und ich seit genau einem Jahr", knurrte er und ließ seine Fingerknöchel klischeehaft kacken. ,,Wollt ihr mich verarschen?! Ich glaube euch kein Wort, Janni ist meine verdammte Freundin", mischte der Unfreundliche sich ein und würden Blicke töten, so wären alle anderen am Tisch sitzenden Männer augenblicklich leblos zusammengesackt. Er war aufgestanden und blickte drohend in alle Richtungen. Wortlos holte Maximilian die von Nevid gemachten Bilder aus seiner Jackentasche und verteilte sie auf dem Tisch, so dass man sie sehen konnte.
Die Männer taten dem Unsichtbaren Leid, wie sie da saßen und erfahren mussten, dass sie betrogen wurden- und nicht nur von einem. Doch sie hatten es verdient, die Wahrheit zu erfahren. Kraftlos ließ der zuvor noch stehende Mann sich auf seinen Stuhl sinken und blickte auf die Bilder vor sich.
,,Es tut mir wirklich Leid, ich meine ich weiß, wie ihr euch fühlt, schließlich hat Janni mich auch mit euch betrogen...", sagte Mille und kratzte sich nervös am Kopf. ,,Was eine verdammte Schlampe", knurrte der zweite der Fragezeichenmänner und erhob sich, ,,die kann mich Mal!" Dann verließ er grußlos mit stechendem Schritt das Café, ohne die anderen Männer auch nur mit einem weiteren Blick zu beachten. Wortlos folgte ihm auch der zweite Fragezeichenmann.
Da waren es nur noch zwei, dachte Nevid und seufzte leise. ,,Ich muss hier raus bevor ich anfange zu schreien", murmelte der Unfreundliche und richtete sich langsam zum Gehen auf, ,,ähm... danke oder so. Ich weiß ihr könnt nix dafür aber ich kann euch nicht leiden. Julianne gehört mir und wenn ich mir vorstelle, dass sie mit euch beiden gefickt hat... Ich sollte gehen."
Zurück blieb Kjell, der noch immer wie versteinert auf die Bilder sah. ,,Ich kann das nicht glauben", sagte er mit fester Stimme und blickte Maximilian ins Gesicht. Alle Fröhlichkeit war aus seinen Gesichtszügen gewichen und doch sah er den Blauhaarigen nicht wütend, sondern flehend an. ,,Bitte sag mir, dass das nur ein Scherz ist. Wo ist die versteckte Kamera? SAG MIR WO DIE KAMERA IST. DAS KANN NICHT SEIN. ICH LIEBE SIE DOCH!", wurde er lauter und tat Nevid immer mehr Leid, vor allem, als er in Tränen ausbrach und seinen Kopf auf die Arme legte. Unsicher, was er tun sollte, betrachtete Mille den verzweifelten Mann. ,,Und überhaupt, woher hast du die Bilder?", fragte Kjell, nachdem er sich wieder halbwegs beruhigt hatte, mit bebender Stimme, ,,ich bin mir sicher, dass da niemand war." Er deutete auf ein Bild, auf dem der Brünette seine Freundin küsste.
,,Ich habe die Bilder gemacht", antwortete Nevid nach kurzer Überlegung.
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So, jetzt wissen die Männer also Bescheid... Was meint ihr, wie Kjell auf Nevid reagieren wird?
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So nah und doch so fern | Boyxboy
Romance,,Wirst du geliebt, wirst du gesehen" Es hatte keine Dämonenbeschwörung gegeben, Nevidian Cyrell hatte auch nicht den Teufel mit irgendwelchen obskuren Ritualen beschworen, es war kein Freitag der dreizehnte gewesen und soweit er wusste, hatten auch...