Die Panik schnürte Nevids Kehle zu. ,,A-aber", stotterte er leise, ,,wohin soll ich denn gehen?" Tränen sammelten sich in seinen Augen und er versuchte, sie mit seiner Hand sofort wegzuwischen, er durfte jetzt nicht verzweifeln. Er musste ruhig bleiben, eine Lösung suchen. Er musste Maximilian umstimmen. ,,Dahin wo du her kommst", kam es bitter von diesem, der noch immer aufgebracht auf seiner Unterlippe herumkaute.
,,Ich kann nicht zurück", antwortete Nevid, als er an sein ehemaliges Zuhause und seine Eltern dachte, während er ein Schluchzen unterdrückte. All seine Hoffnungen schienen wie zerstört, er fühlte sich wie auf einem kleinen Boot in mitten des schäumenden, unruhigen Meeres. Und unaufhörlich drang Wasser durch ein immer größer werdendes Loch.
,,Nev, oder wie auch immer du heißt, verpiss dich endlich! Ich will dich hier nicht! Geh", brüllte der Blauhaarige und nun konnte Nevid sein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Das Boot war bis zur Hälfte unter Wasser, es schien keinen Ausweg zu geben. ,,O-okay", weinte Nevid, stand auf und lief mit verschleiertem Blick und über den Boden schlurfenden Füßen in den Flur. Maximilian folgte ihm.
Kurz vor der Türe drehte der Unsichtbare sich noch ein letztes Mal um und blickte in die grünbraunen Augen des Anderen. ,,Pass gut auf Lorik und Julianne auf", murmelte er und fuhr sich durch die weißblonden Haare, ,,und falls du mich doch noch suchen solltest, findest du mich immer um fünf im Mariposa. Letzter Tisch."
,,Es tut mir Leid", hörte er nun ein letztes Mal die ein wenig niedergeschlagene Stimme Maximilians, bevor er aus der Türe trat und sie leise hinter sich schloss.
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,,Scheiße, scheiße, scheiße!", schrie Nevidian. Bumm, Seine Faust traf den Baum. Bumm. Noch ein Mal. Mittlerweile bluteten seine Knöchel, doch er ignorierten den Schmerz und hämmerte weiterhin auf die große, kahle Eiche ein. Die Trauer war einer ungeheuren Wut gewichen. Einer Wut auf sich selbst. Wie hatte er nur annehmen können, dass Maximilian ihn weiterhin bei sich wohnen ließ? Wieso hatte er sich nur zu erkennen geben...
Bumm.
Was sollte er denn jetzt machen? Wohin sollte er sich begeben? Wo sollte er schlafen? Essen?
Bumm.
Er wollte nicht in ein Hotel. Sein Elternhaus war keine Option. Sich einen neuen Mitbewohner suchen? Nein, so etwas durfte nicht noch ein Mal geschehen.
Bumm.
Und wenn Maximilian es sich doch anders überlegen sollte?
-
Es war bereits der vierte Nachmittag in Folge, den Nevid nun bereits in dem warmen Café verbracht hatte und so langsam hatte er die Hoffnung aufgegeben, dass der Blauhaarige herkommen und mit ihm reden würde. Wieso sollte er auch? Nevid brachte ihm schließlich nichts, er hatte keinen Vorteil daran, einen Unsichtbaren bei sich daheim aufzunehmen.
Und obwohl Nevid dies verstand war da immer noch dieses kleine, winzige Fünkchen, das ihm befahl, jeden Nachmittag aufs neue in den Laden zu gehen, sich an den hintersten Tisch zu setzten und zu warten.
Das Leben zog an ihm vorüber wie ein Windhauch, der ihn streifte aber nicht mit sich riss. Er lebte nicht, er existierte. Und dies war eines der schlimmsten Gefühle, die Nevid je verspürt hatte.
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Na, was haltet ihr von Maximilians Reaktion? Ist sie übertrieben?
Ich geh heute Abend Nachtskifahren *-* ich freu mich schon so :3
Schönes Wochenende euch noch!
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So nah und doch so fern | Boyxboy
Romance,,Wirst du geliebt, wirst du gesehen" Es hatte keine Dämonenbeschwörung gegeben, Nevidian Cyrell hatte auch nicht den Teufel mit irgendwelchen obskuren Ritualen beschworen, es war kein Freitag der dreizehnte gewesen und soweit er wusste, hatten auch...