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Es war kurz nach neun Uhr am nächsten Morgen, als Nevid so langsam begann, wieder aufzuwachen. Mit jeder Sekunde, die er näher an der Realität auftauchte, wurden die Farben seines Traumes blasser, die Geräusche unwirklicher und die Gefühle, die er zuvor noch empfunden hatte, nicht mehr echt. Noch im Halbschlaf fragte er sich, wieso er unter einer Decke lag, die so schwer und unbeweglich schien. Als er dann die Augen vorsichtig aufschlug und augenblicklich anfing zu gähnen, bemerkte er, dass die vermeintliche Decke eher menschlich als aus Stoff war... Er riss seine dunkelblauen Augen überrascht auf und analysierte die Situation, in der er sich befand: Zwar lag er noch immer in Milles Bett, doch schlief sein Mitbewohner mittlerweile nicht mehr neben- sonder auf ihm!

Der blaue Lockenkopf ruhte auf dem Oberkörper des Unsichtbaren und er hatte die Arme fest um seinen menschlichen Teddy geschlungen. Wenn Nevid sich recht entsann, so war er am Abend zuvor genau in der Position fest an Mille gekuschelt eingeschlafen... Unbewusst ließ der Unsichtbare eine Hand über den Haarschopf seines besten Freundes gleiten.

Er musste zugeben, dass es sich alles andere als schlecht anfühlte, so aufzuwachen- im Gegenteil: Nevid hatte sich lange nicht mehr so wohl und geborgen gefühlt. Der Duft des Vanilleduschgels hing im Raum und helles Licht drang durch die unverhängten Fenster und tauchte das Zimmer in eine angenehme Atmosphäre. Die Bücher, die sich an allen Wänden des Raumes auftürmten, vermittelten außerdem etwas geheimnisvolles und machten den Unsichtbaren neugierig.

,,Morgen", brummte es da auf ein Mal mit rauer Stimme an seiner Brust und das Herz Nevids hüpfte für einen Moment, hatte er doch nicht erwartet, dass sein bester Freund bereits wach war. ,,Hey", gab er leise zurück und fuhr mit seinem rechten Daumen sanft über die Schultern des anderen. ,,Weißt du wie merkwürdig es ist, mit Luft zu kuscheln?", lachte Maximilian leise auf, machte jedoch keine Anstalten, sich aus der festen Umarmung zu lösen. Nevid grinste und seufzte. ,,Ja, mir wäre es auch lieber, wenn man mich sehen könnte", murmelte er und konnte sich gerade so davon abhalten, wieder in die düstere Stimmung abzutauchen. Dafür war der Augenblick zu schön. Angenehmes Schweigen entstand, in dem beide Männer ihren Gedanken nachhingen. ,,Geht's dir ein bisschen besser?", hakte Nevid vorsichtig nach und hoffte, dass er den Blauhaarigen damit nicht zu schlechten Gedanken hinzog. Langsam blickte er nach unten und sah seinem besten Freund in das wie immer blasse Gesicht. Die Augenringe wirkten nicht mehr ganz so schlimm wie am Vortag und auch die Wangen hatten wieder etwas an Farbe erhalten- wenn auch nicht viel.

,,Ja, etwas. Aber darüber mag ich jetzt nicht nachdenken", antwortete der Blauhaarige nach einigem Zögern und verfestigte seinen Griff um den Oberkörper des Unsichtbaren, woraufhin eine leichte Gänsehaut die Arme Nevids überzog. ,,Ich könnte für immer hier liegen", schmunzelte dieser mehr zu sich selbst und schloss die dunkelblauen Augen wieder für einen kurzen Moment. ,,Das einzige was uns davon abhält ist, dass wir Lebewesen sind, die zum Überleben Essen und Trinken brauchen", erwiderte Mille lachend. Nevid verdrehte die Augen und stupste der auf ihm liegenden, im Moment brillenlosen Brillenschlange neckisch in die Seite. Kurz zuckte der Blauhaarige zusammen und haute Nevid mit einem gespielt verärgerten ,,Lass das, Idiot" auf den Oberarm- zumindest hatte er das geplant, doch schlussendlich traf seine flache Hand nur die weiche Matratze. Der Unsichtbare lachte belustigt auf: ,,Was hat das Bett dir denn getan? Oder hast du etwa Schwierigkeiten mit der Motorik?"" Sein bester Freund grunzte nur verärgert und senkte seinen Kopf dann auf den Oberkörper Nevids ab. ,,Als Kind wäre ich in jedem Versteckspiel unschlagbar gewesen", merkte der Unsichtbare an, bevor er sich langsam versuchte, aufzurichten. So bequem es auch war, so langsam schliefen ihm seine Beine ein und er konnte das Kribbeln nicht ertragen.

Missbilligend sah Mille auf und runzelte die Stirn, was in den Augen des Unsichtbaren einfach nur niedlich aussah, weshalb er seine Hand ausstreckte und wie in Trance über die Falte strich, die sich gebildet hatte.

,,Was wird das?", fragte Mille verwundert. Als wäre er geschlagen worden zuckte der Unsichtbare zurück und räusperte sich. Was hatte er da nur gerade getan?! Du bist ein sehr, sehr merkwürdiger Mensch, Nevid, sagte er sich selbst, widmete sich dann aber wieder dem Mann, der ihn weiterhin fest umklammert hielt, obwohl sie nun aufrecht im Bett saßen. ,,Du musst mich schon loslassen, wenn du Kaffee willst. Außerdem glaube ich nicht, dass ich der einzige bin, dem der Magen knurrt", argumentierte er und beobachtete Maximilian dabei, wie dieser abwägend den Kopf schief legte. Hätte er ihn zuvor noch als Koala beschreiben, so wirkte der Blauhaarige nun eher wie ein verwirrter Labrador. ,,Nö", sagte der Hundekoala dann schließlich frech und schmiegte sich wieder an seinen besten Freund, ,,aufstehen ist scheiße und du bist gemütlich" Der Unsichtbare schüttelte ein wenig genervt mit dem Kopf. Unter anderen Umständen hätte er dies als äußerst süß empfunden, doch da er wirklich Hunger hatte, konnte er daran im Moment nicht denken.

Kurzentschlossen hievte Nevid sich auf die Beine und trug den sich verwirrt umschauenden Mille wankenden Schrittes in die Küche. ,,Gott bist du schwer!", keuchte er schließlich als er den Student mit den Sommersprossen auf der kalten Küchenablage absetzte. ,,Blöder Spielverderber", gab dieser mürrisch von sich, gähnte und streckte sich, während Nevid die Kaffeemaschine bediente.

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Cute oder nicht cute?

Ich weiß, ich wiederhole mich, aber ich bin schon wieder so müde -.-!

Wie war euer Tag so?

So nah und doch so fern | BoyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt