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Aus dem ,,kurz" wurden drei Stunden, in denen Nevid mit Kjell in der hintersten Ecke eines Cafés, abgeschirmt vor neugierigen Blicken, saß und mit dem Brünetten redete. Die fröhliche Maske, die dieser aufgesetzt hatte, verbarg jedoch -wie Nevid rasch feststellte- noch immer große Enttäuschung wegen der gescheiterten Beziehung. ,,Eigentlich hätten wir Janni auch zu dem Treffen einladen müssen, dann wäre sie nicht so glimpflich davongekommen", sagte der Unsichtbare nun, der jegliche Regung im Gesicht seines Gesprächspartners registrierte. Der Grauäugige zuckte jedoch nur mit der Schulter und meinte, dass es sonst für die Liebhaber der Schlampe nur noch schlimmer geworden wäre. ,,Ich habe mich noch ein Mal mit ihr getroffen und mit ihr Schluss gemacht, nachdem ich ihr ganz viele Beleidigungen an den Kopf geworfen hab", erzählte Kjell nun mit einem zufriedenen Grinsen, während Nevid sich nicht wirklich vorstellen konnte, dass der Mann auch nur einer Fliege etwas zu Leide tun könnte.

,,Und du, hast du eine Freundin?", fragte der Braunhaarige seinen nicht sichtbaren Gegenüber neugierig. Nevid seufzte und begann, seine Geschichte von Anfang an zu erzählen- einschließlich dem verpatzten Date mit Lorik, was ihm mittlerweile nicht mehr wirklich etwas ausmachte. Entsetzt zog Kjell seine Augenbrauen nach oben und empörte sich über die ,,homophobe Evolutionsbremse", wie er den Schwarzhaarigen bezeichnete. Nevid musste lachen und stellte erneut fest, dass er gerne öfter etwas mit dem ursprünglich aus Schweden stammenden Mann zu tun hätte. Ob es über die freundschaftlichen Gefühle hinaus ging, das wusste er noch nicht. Doch er war fest entschlossen, dies herauszufinden. Der Blick auf die Uhr ließ ihn jedoch zusammenzucken und machte ihm einen Strich durch die Rechnung: Es war kurz nach vier, Mille wartete sicherlich bereits daheim besorgt auf die Ankunft seines Mitbewohners!

,,Du, Kjell, ich muss los, sonst wundert sich Maximilian noch, wo ich bin", informierte er den in Gedanken versunkenen Brünetten, der mit dem Löffel durch seine bereits leere Kaffeetasse fuhr. ,,Oh ja, klar. Warte, ich zahl noch kurz und dann komm ich mit raus", antwortete der Angesprochene und rief per Handzeichen eine blonde Kellnerin herbei.

,,War schön, dich wiederzusehen", meinte Nevid, als die zwei aus dem Café in die volle Einkaufslounge traten. ,,Ja, find ich auch. Warte, ich geb dir meine Nummer, dann können wir uns Mal wieder treffen- also falls du magst", schlug Kjell vor , doch da hatte er bereits ein Stück Papier und eine Stift aus einer Tasche gezogen- wer hat sowas denn in seiner Jackentasche?!- und kritzelte mit gerade so noch lesbarer Schrift Zahlen auf das weiße Papier. Mit einem fröhlichen ,,Danke" nahm Nevid den Zettel entgegen und umarmte den kurzzeitig überraschten Kjell fest.

,,Ich hoffe du kommst schnell über Janni hinweg, du hast definitiv etwas besseres verdient", sagte er dem Brünetten mit leiser Stimme ins Ohr, woraufhin der Mann zu lächeln begann. ,,Jemand besseres? Jemanden wie dich?", fragte er dann mit den Augenbrauen wackelnd, woraufhin Nevid rot anlief. Er wusste nicht, was er darauf nun antworten sollte, weshalb er nur ,,äh" machte. Ein letztes Mal drückte Kjell den Unsichtbaren an sich- einige Menschen betrachteten den Mann, der da die Luft zu umarmen schien, bereits skeptisch. ,,Du bist süß", kommentierte der Grauäugige noch, zwinkerte und ließ einen hochgradig verwirrten Nevid zurück. Was war das denn bitte?!


So nah und doch so fern | BoyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt