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Eine Stunde war vergangen, seit die Mail abgeschickt worden war, und noch hatte sich nichts getan. Aufgeregt saß der Unsichtbare jedoch weiterhin vor dem aufgeklappten Laptop und schreckte bei jedem noch so kleinen Geräusch auf. Seine Finger klopften einen unbestimmten Rhythmus auf den Holztisch. Seine Gedanken wirbelten ihm durch den Kopf und schienen keine Ruhe zu finden. Was, wenn Mille jetzt erst recht sauer war? Wenn er behaupten würde, die Bilder wären unecht? Wenn er Nevid jetzt wirklich abgrundtief hassen würde und nie wieder etwas mit ihm zu tun haben wollte? Die Angst schnürte dem Weißblonden die Kehle zu. Er konnte Maximilian nicht auch noch verlieren, das wäre zu viel.

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Sein Genick schmerzte als er drei Stunden später vorsichtig seinen Kopf von der Tischplatte hob. Alles tat ihm weh und Nevid verfluchte sich selbst dafür, dass er um fünf Uhr abends eingeschlafen war, zudem auch noch auf dem Tisch! Sanft drehte er seinen Kopf nach links und rechts nur um festzustellen, dass er einen ganz steifen Nacken hatte. Er seufzte, dann streckte er seinen linken Arm aus um mit dem Zeigefinger den Bildschirm zu betätigen.

Angespannt wartete er, bis das Mail-Programm sich geöffnet hatte und war umso enttäuschter als er feststellte, dass keine neue Nachricht eingegangen war. So sehr er sich auch versuchte davon zu überzeugen, dass der Blauhaarige seine Mail einfach noch nicht gelesen hatte, es klappte nicht. Denn er wusste, dass Mille abends immer vor dem Laptop saß und komische Sachen eintippte, ihm würde eine eingegangene Nachricht aufgefallen sein. Kurzzeitig wägte er ab, rasch zu Maximilian zu gehen und nach dem rechten zu sehen, doch er verwarf den Gedanken. Das würde die Situation nur unnötig strapazieren. Wenn Maximilian ihn brauchen würde, würde er sich schon melden.

Und was, wenn er dich nicht braucht? Wenn du ihm egal bist?, fragte eine gehässige innere Stimme ihn. Er versuchte, sie auszublenden. Ja, zum Anfang hin hatte Maximilian ihn sicherlich nur benutzen wollen, aber Nevid konnte sich einfach nicht vorstellen, dass das die ganze Zeit so geblieben war. Der Student hatte ihn auch als einen Freund gesehen, da war er sich sicher.

Doch all das Grübeln brachte Nevid nicht weiter, die Wahrheit würde er nur herausfinden, indem er Maximilian fragen würde. Ein leises ,,Pling" riss den Unsichtbaren aus seinen Gedanken. Mit geweiteten Augen sah er das schwarze Gerät vor sich an, als sei es ein Alien oder ein merkwürdiger Gegenstand, den er noch nie gesehen hat. Augenblicklich setzte die Nervosität wieder ein als er mit zittrigen Fingern auf die Maus zusteuerte. Wenn nun irgendeine Spam-Nachricht eingetroffen war, würde Nevid schreien.

Jedoch schien er Glück zu haben, denn auf dem Bildschirm erkannte er betrefflose, ungelesene Nachricht von maximilianabanny@offline.de. Er öffnete sie. Dort standen nur vier Wörter.

Können wir uns treffen?

Innerlich jubelnd machte Nevid sich nicht die Mühe, eine Mail als Antwort zu verfassen sondern sprang augenblicklich auf, schnappte sich seine Winterjacke, zog die Schuhe an und rannte aus der Wohnung, wobei er fast über eine im Weg liegende Tasche gestolpert wäre. Sein Herz pochte unnormal laut und die Nervosität und Aufregung hatte alle Müdigkeit aus Nevids Körper vertrieben. Er fühlte sich, als er habe er sieben Tassen Kaffee hintereinander getrunken. Erst als er keuchend vor dem Haus Maximilians stand kamen ihm Zweifel. Vielleicht wollte der Blauhaarige ihn ja nur treffen, um die Freundschaft zu kündigen, ihn anzuschreien oder weitere Hasstiraden von sich zu geben. Nevid wurde die Kälte bewusst, die ihn langsam aber sicher angriff. Ein letztes Mal atmete er tief ein, bevor er die Treppen zu Milles Wohnung nach oben stieg. Das Blut rauschte ihm in den Ohren und er könnte sich selbst ohrfeigen, wieso wusste er nicht so genau.

Als jedoch niemand auf das Klingeln der Türe reagierte wurde Nevid bewusst, dass er vielleicht doch eine Mail als Antwort hätte verfassen sollen... Er war schon dabei, sein Handy aus der Jackentasche zu nehmen und dem Blauhaarigen eine Nachricht auf Whatsapp zu schreiben, als die Türe aufgerissen wurde. Nevid stockte der Atem, während er Mille ins Gesicht sah.
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So nah und doch so fern | BoyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt