"Wir machen was?" Vor mir standen meine Freunde mit teils entsetzten, teils schockierten Blicken.
Nachdem ich bei Alva war und mich danach bei Mr. Joplin für mein Fehlen entschuldigt hatte - Ich war zum Glück mit einer kleinen Strafarbeit davon gekommen - trommelte ich meine Freunde in der Pause unter dem Walnussbaum zusammen. Ich erzählte ihnen von den Ereignissen und dem Plan, eigene Ermittlungen anzustellen.
"Das ist viel zu gefährlich", rief George. "Missy hat den Verstand verloren", stimmte Martin mit ein. "Wenn hier ein Mörder ist, möchte ich mich nicht noch extra in seine Nähe begeben", flüsterte Frank. Dorothy blieb vor lauter Schreck stumm.
Beschwichtigend hob ich meine Hände vor die Brust. Ich wusste, sie würden mir nie sofort zustimmen. Jetzt war starke Überzeugungskraft notwendig. "Ganz ruhig, Freunde. Merkt ihr denn nicht, was für eine Chance das ist?" Ich starrte Martin so tief in die Augen, dass er sich nicht von meinem Blick los reißen konnte. "Das wäre doch mal ein Abenteuer voller Spannung. Du wolltest doch, genauso wie ich, auch schon immer Detektiv sein, Martin." Ich wandte mich an das Pärchen in unserem Kreis: "George! Wir brauchen dich. Du bist ein Genie, super ausdauernd und ohne dich wird das garantiert nichts. Und Dorothy. Ich weiß, du hasst es, so gegen die Regeln zu gehen, aber...", ich zog auch Frank in meinen Bann, "es ist für Alva. Wir müssen einfach etwas tun. Wenn wir das nicht machen, dann macht es niemand. Und wir sind es ihr schuldig. Wir sind doch ihre Freunde oder nicht? Jeder von uns würde doch auch dem anderen in so einer Lage helfen wollen?" Es funktionierte. Eigentlich mag ich es überhaupt nicht, so hinterhältig und manipulativ zu sein, aber in diesem Fall musste es sein. Es ging um Alva. Es ging um die Anwesenheit des tollsten, wunderschönsten, interessantesten Mädchens, das mir je begegnet ist. Ich blickte nacheinander in die Gesichter meiner Freunde und wie sie mit sich und ihren Gedanken kämpften. Martin gab als Erster auf: "Du hast recht. Irgendwie sind wir ihr das schuldig." Frank nickte: "Wir können sie jetzt nicht fallen lassen, sonst wird sie niemandem mehr vertrauen." "Ich mache nur mit, wenn ihr mir versprecht, dass ihr Dorothy nicht in Gefahr bringt", sagte George. Er rang sich ein Lächeln ab. Ich wusste, dass ich ihn noch nicht wirklich überzeugt hatte. "Ich werde mich in Gefahr bringen, wenn ich es will und wenn ich es muss! Freundschaften wirft man nicht weg. Ich verstehe dich Cathy." Dorothy funkelte George kurz etwas böse an, dann umarmte sie mich. Ihr Freund schaute sie verdutzt an, erwiderte aber nichts. Innerlich war ich ziemlich erleichtert. Wenigstens das hatte ich geschafft. "Also ist es beschlossene Sache, dass wir Alva da raus holen?" Alle nickten. "Sind wir jetzt ein richtiger DetektivKlub?", fragte Frank. "So wie in den Büchern." Ich zuckte mit den Schultern: "Ich glaube schon. Aber wir haben keinen Namen." "Wir haben ja noch nicht einmal irgendetwas ermittelt", lachte George. "Das wird schon. Ihr werdet sehen, wir finden den Schuldigen", sagte Dorothy und ihre Augen glänzten. Seltsam. Dabei fand sie Detektivgeschichten doch gar nicht so toll wie wir anderen."Wie lief es eigentlich gestern mit Isabelle", fragte meine Freundin Martin plötzlich. Er lächelte nervös und irgendwie auch peinlich berührt. "Martin hat versucht es ihr zu sagen. Er hat vorher über nichts anderes mehr nachgedacht", sprang George für ihn ein. "Ich bin pünktlich hier hin gekommen. Isabelle saß schon da. Ich hab mich neben sie gesetzt", fuhr Martin fort, "und versucht, mit ihr ins Gespräch zu kommen, aber sie hat kein Wort gesagt. Dann habe ich den Mut aufgebracht und es ihr direkt gesagt." Dorothy verdrehte die Augen: "Und? Hat sie geweint?" "N-Nein. Ich hab gesagt: 'Isabelle. Ich weiß, warum du mich hergebeten hast. Aber es tut mir wirklich leid. Ich kann deine Gefühle nicht erwidern.' Und sie ist einfach aufgestanden. Ich bin ihr dann hinterher gelaufen und sie hat sich umgedreht und-" "Isabelle hat ihm eine Ohrfeige gegeben", grinste George. Sprachlos schauten wir Martin an, der beschämt zu Boden sah. "Das hätte ich gar nicht erwartet", erwiderte ich lachend. Auch meine anderen Freunde lachten mit. Natürlich, Isabelle war sehr kräftig und fackelte nicht lange, wenn es um gewaltsame Auseinandersetzungen ging, aber dass sie Martin schlagen würde, hätte ich nicht von ihr gedacht. Denn normalerweise war sie zu ihren Freunden sehr lieb und tat ihnen nichts zuleide. Martin hingegen lachte nicht, sondern hielt sich eine Hand an die rechte Wange: "Es tut immer noch weh." "Isabelles Herz bestimmt auch", gab Dorothy zu bedenken.
Als es klingelte und ich gerade zurück zum Unterricht gehen wollte, packte mich jemand grob am Handgelenk und zog mich hinter die Sporthalle. Es ging so schnell, dass ich erst realisierte, wer es war, als ich schon mit dem Rücken gegen die Wand geschubst wurde. Es tat zum Glück nicht weh. "Wir müssen reden." "Frank!" Vor mir stand mein großer Freund und funkelte mich mit seinen stechend gelben Augen an. Ich erkannte leichten Zorn, aber größtenteils Sorge in seinem Gesicht. "Musste das so grob sein?", fragte ich wütend. "'Tschuldigung", murmelte er und lehnte sich neben mir gegen die Wand. Gemeinsam starrten wir in den Himmel und die Baumkronen der Eschen, die hier wuchsen. Sie waren kahl, aber hier und da erkannte man Austriebe neuer Blätter. Es war gar nicht mehr so kalt, wie noch zu Anfang der Woche. "Du musst vorsichtig sein." Er sagte es leise. Ruhig. Es war irritierend. "Was meinst du?" "Alva." Seine Stimme jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. "Ich weiß nicht was du meinst! Wenn-", fing ich an, doch er schüttelte den Kopf und winkte ab, sodass ich verstummte. "Ich weiß. Du musst es nicht sagen. Du riskierst viel und ich hoffe es lohnt sich. Sei nur vorsichtig. Ich..." Er schwieg. Lächelte. Aber er schaute mich nicht an, sondern den kalten Erdboden. Nach einigen Sekunden hob er den Kopf und ging davon. "Ich muss los. Matheprüfung", sagte er, während er sich ein letztes Mal umdrehte. Ich hätte mich wohl auch beeilen sollen, aber ich stand noch einige Minuten da und verarbeitete den Moment.
Er hatte mir einen Rat gegeben. Ich sollte vorsichtig sein in Bezug auf Alva. Was genau meinte er? Wir wussten doch alle, dass sie den Mord nicht begangen hatte. Aber was - plötzlich ergab es Sinn. Meine Stimme, die mir Dinge erzählte, meine Gefühle. Innerlich lachte ich mich aus. Wie konnte ich nur so dumm sein und die Zeichen ignorieren? Ich war eindeutig verliebt. Verliebt. Erst jetzt hatte ich es so richtig realisiert und ein warmes Kribbeln zog sich durch meinen Bauch. Mir wurde ein wenig schlecht, aber es war okay. Ich lächelte und lauschte dem Wind, der leise durch die Zweige pfiff. Irgendwo sang ein Vogel. Aber was meinte Frank damit?
Wenn ich genauer darüber nachdachte: Ja. Es war gefährlich. Alva war ein Mädchen! Ich war ein Mädchen. Es war die gleiche Situation wie bei Cater und Frank.
Aber mein Gefühl verriet mir: Da war noch mehr. Er wollte mich noch vor etwas anderem warnen.
Meine Freunde und ich wussten, dass Frank schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Aber wir kannten nichts genaues. Er redete nicht viel. Aber dieses Gespräch hatte mich näher an die Lösung dieses Rätsels gebracht. Anscheinend wurde Frank von einer früheren Liebe stark enttäuscht. Anders konnte ich es mir nicht erklären.Mit immer noch wirren Gedanken begab ich mich endlich zum Wissenschaftstrakt und einem schlecht gelaunten Mr. Carson, der mir die zweite Strafarbeit des Tages aufbrummte.
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Der Tanzbär // Abgeschlossen
Adventure"'Hast du Angst?', flüsterte sie. 'Du weißt, was dort ist und du weißt, was passieren könnte.' [...] Aber ich schüttelte den Kopf und gemeinsam drehten wir den Schlüssel im Schloss herum und lauschten dem leisen Klicken des Mechanismus, als die Tür...