Wie es begann

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Es war Herbst.
In den Wirrungen des Krieges wurden sie gezwungen, das Haus zu verlassen. Sie zogen zu ihren Verwandten in ein abgelegenes Herrenhaus auf dem Land.
Die großen Hallen und Säle waren ihnen nicht fremd; Ihr altes Heim hatte genauso ausgesehen. Schnell lebten sie sich ein und schlossen Freundschaften im nahegelegenen Dorf.

Es war Nachmittag.
Die Familie beschloss die Familie Dover zum Tee zu besuchen, mit der sie sich in diesen schweren Zeiten angefreundet hatte.

Das kleine Mädchen, es musste mittlerweile schon an die sechs oder sieben Jahre zählen, wurde von der Mutter zurecht gemacht.
"Das tut weh", sagte es, als die Mutter ihre Haare kämmte und zu Zöpfen flochte. Diese lachte daraufhin nur. Es war ein herzliches Lachen. Und ihre blauen Augen funkelten. "So schmerzhaft ist das doch nicht, Liebes", sagte sie, "schau, bei mir tut es auch nicht weh!" Zum Beweis fuhr sie den Kamm durch ihre ebenfalls blonden Haare und verzog keine Miene. Staunend schaute die Tochter ihr zu und saß nun still, als der Kamm ihr Haar berührte.

"Fiona!", schallte die Stimme des Vaters durch das Haus und die Mutter setzte noch schnelle, letzte Handgriffe an, ehe sie das Kind vom Hocker hob und mit ihr hinunter ging.

Das kleine Mädchen trug ein hübsches, dunkelbraunes Kleid, das ihr die Tante genäht hatte und dazu Stiefel, die ihr etwas zu groß waren, aber doch mit Fell gefüttert und warm hielten. Der Vater bestand außerdem auf einen dicken, grünen Schal, den er so eng wickelte, dass sie das Gefühl hatte, zu ersticken und ihn heimlich mit einer Hand lockerte, als der Vater nicht hin sah.

Sie fuhren mit einer alten Droschke, die dem Gutsbesitzer vor dem Krieg gute Dienste erwiesen hatte. Nun musste er dienen. Der Vater war, zur Freude aller, von diesem Aufruf verschont geblieben, da er durch eine alte Verletzung nicht mehr richtig gehen konnte und auf einen Stock angewiesen war.

Es war traumhaftes Wetter, die Sonne ließ endlich wieder ihre Strahlen auf den Feldern nieder und das Laub der Bäume badete darin und leuchtete in warmen Farben. Das kleine Mädchen konnte sich nicht satt sehen an all der Pracht und somit war sie ziemlich enttäuscht, als die Wege breiter wurden und sie auf den Kieselweg des gepflegten Anwesens fuhren.

Die Familie Dover führte einige Angestellte in ihrem Haus und so wurden Mutter, Vater und Tochter von einer netten Magd ins Haus geleitet, wo sie sich "im Salon niederlassen und auf die Herrinnen warten sollen".

Mrs. Dover und ihre Tochter, Henrietta, kamen wenige Minuten später in den Salon und begrüßten die Familie mit einem anständigen Gruß.
Man erkundigte sich nach Neuigkeiten, betreffend Mr. Dover und unter Tränen wurde ein Brief herum gereicht, der dessen Ableben auf dem Schlachtfeld bezeugte.
Das kleine Mädchen schaute die gut fünf Jahre ältere Henrietta an, die bedrückt auf dem Stuhl saß und in ihren Tee anstarrte. "Möchtest du mitkommen? Spielen?", fragte sie. Henrietta lächelte dankbar und sie entschuldigten sich bei den, in Erinnerungen schwelgenden, Erwachsenen.

Sie durchstreiften die endlosen Flure des Hauses und suchten nach Geheimnissen. Und es sah fast so aus, als würden sie bis zum frühen Abend nicht fündig werden. Mittlerweile waren Gewitterwolken aufgezogen, es regnete in Strömen und nach heftigem Bitten und Flehen Mrs. Dovers und Henriettas wurde eingewilligt, die Nacht im Hause der Witwe zu verbringen.
Gästezimmer gab es genug.

Es war Nacht.
Das kleine Mädchen lag da und dachte an den vergangenen Tag. Sie hatten etwas entdeckt. In der Küche unter einem Schrank. Dort lag etwas kleines, längliches. Doch bevor die Kinder es hatten herausnehmen können, so kam ein Dienstmädchen daher und schickte sie fort.

Der Tanzbär // AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt