Das Frühlingsfest

34 7 0
                                    

Um euch die Ereignisse so genau wie möglich wiederzugeben, werde ich den Ablauf des Abends in zwei Teilen erzählen. Der erste Teil beinhaltet meine Sicht und wie ich das Fest überstanden habe. Der zweite und gleichzeitig wichtigste Teil... dazu kommen wir später.

Ich stolperte zwischen Büchern, Wäsche und meinen Zimmergenossinnen hin und her. Mein Kleid lag auf meinem Bett, etwas unordentlich gefaltet, aber das war ja egal. Lang würde es da nicht mehr liegen. "Ich bin schon so aufgeregt, wie die anderen so aussehen", rief Meredith. Sie trug ein niedliches Kleid in zartrosa, das mit Rosen aus Stoff geschmückt war. Ihre braunen Locken hatte sie mit einer goldenen Spange hochgesteckt und sie trug passenden Lippenstift. "Du bist doch nur scharf auf Connor, M", lachte Gwen, die auf ihrem Bett herumhüpfte. Sie war auch schon fast fertig. Gwenevire trug einen breiten, leuchtend grünen Rock und eine weiße Bluse. Es stand ihr ausgezeichnet. Ihre schwarzen Haare waren noch nass und die Lockenwickler ließen sie ziemlich lustig aussehen. "Könntest du bitte aufhören, so herumzuhüpfen? Du machst mich noch ganz verrückt", sagte ich hektisch. "Wo ist die verflixte Bürste?" "Hier!" Meredith fischte sie unter einem Kleidungsstück hervor und warf sie mir zu. Fast hätte ich sie nicht gefangen. "Sei mal ein bisschen entspannter, Cathy", rief Gwen. Sie sprang vom Bett und umarmte mich kurz. "Alles ist gut. Wir haben das Frühlingsfest schon zwei Mal überstanden, da wird uns das dritte Mal auch nichts passieren. Komm, ich helf dir in dein Kleid!" Ich seufzte. Sie hatte ja Recht, aber die letzten Male war ich nicht verliebt. Meine Freundin nahm das violette Stoffbündel und hielt es mir erst prüfend vor den Körper, ehe sie es mir gab. "Dorothy ist echt gut. Vielleicht sollte ich mit ihr mal einkaufen gehen", murmelte sie. Dann half Gwen mir, den Reißverschluss zu schließen. Es klopfte. "Ja? Oh. Dorothy!" Das rothaarige Mädchen kam mit einer kleinen Box in mein Zimmer. "Hallo. Störe ich?" "Überhaupt nicht", lächelte Gwen. Meredith deutete auf die Box: "Was ist da denn drin?" Dorothy schaute mich verlegen an: "Catherine bat mich, sie ein bisschen zurecht zu machen." Meredith machte große Augen: "Was? Also Catherine... Da können Gwen und ich dir auch genauso gut helfen. Ich bin enttäuscht!" "Naja... Ich finde Dorothy ist mit Schminke viel geschickter als wir beide", meinte Gwen. Übertrieben schockiert drehte sich Meredith zu Gwenevire: "Aber GWENNY!" Dann lachten beide laut los. Auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. "Also gut. Wir gehen dann schon mal", rief Meredith lachend. "Genau", stimmte Gwen zu, "macht ihr euer Ding. Vielleicht sehen wir uns später!" "Viel Spaß mit Connor", rief ich ihnen nach, dann fiel die Tür ins Schloss. "Komm her", sagte Dorothy. Sie hatte sich auf mein Bett gesetzt und die Box ausgekippt. Ich erkannte Lippenstift und ein Puder, Parfüm und andere kleine Behälter. Mir sagte das nicht viel. Aber ich tat, was sie mir befohlen hatte und setzte mich ihr gegenüber. "Ich mach nicht viel. Ein bisschen Puder und Rouge. Wenn du willst, auch die Augen und Lippen", sagte sie und deutete auf mehrere Dinge. Ich nickte: "Mach einfach irgendwas. Ich kenne mich ja eh nicht aus." Dorothy strahlte.

Ich muss sagen, dass ich mir recht gut gefiel, als ich in den Spiegel schaute. Dorothy hatte das super hinbekommen. "Danke." Ich umarmte sie. Das war das Mindeste, was ich tun konnte.
Meine Freundin hatte ihre obersten Haare mit einer weißen Schleife zurückgebunden, das restliche fiel in kräftigen Locken um ihren Kopf. Sie trug das hübsche Kleid, was wir am Vorabend des Mordes bestaunt hatten. Ein bisschen sehnsüchtig dachte ich an den Abend. Es war so perfekt gewesen. Und jetzt steckten wir mittendrin und kamen trotzdem nicht weiter. Schnell schüttelte ich mir die Gedanken ab. Dorothy hatte meinen Arm gepackt. "Wollen wir?" Ich nickte. Sie lächelte zurück.
Wir verließen das Zimmer. Auf dem Weg in den geschmückten Saal kamen uns andere Schüler entgegen. Sie lachten und hatten anscheinend viel Spaß. Jeder Schritt brachte mir mehr Unsicherheit. Ich war froh, dass Dorothy meinen Arm hielt.

Und dann waren wir da.

Es war sehr bunt, laut und voll.
Schüler und Lehrer drängten zum Büffettisch oder auf die Tanzfläche vor der improvisierten Bühne. Es dauerte eine Weile, bis ich mich an all die Stimmen und besonders das gedimmte Licht gewöhnt hatte. Dann versuchte ich, meine Freunde in der Masse ausfindig zu machen. Dorothy sah sie als erstes, rief George kurz zu und zog mich durch die Menschen. Da standen sie. Alle zusammen.

Der Tanzbär // AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt