Sechstes Kapitel

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Am nächsten Tag, wurde Ela von einem zaghaften Klopfen an der Tür geweckt. Zu erst hatte sie Angst, dass es Oliver sein könnte, doch bevor sie noch weiter denken konnte, ertönte Tris's Stimme. "Ich bins', Tris.", flüsterte sie und erleichtert öffnete Ela ihr die Tür. Leise kamm Tris rein und schloss die Tür hinter sich. Keiner der beiden sagte ein Wort.

Sie setztend sich schweigend auf Ela's Bett, bis Tris das Stille unterbrach. "Ich wollte nachsehen, wie es dir geht.", fing sie besorgt an. Ela lächelte. "Danke, das ist wirklich lieb von dir.", antwortete sie. "Und?", fragte Tris neugierig. Ela wusste zwar nicht wieso aber sie wollte nicht die Wahrheit sagen. Irgendeine Stimme in ihr, wahrscheinlich die Stimme ihrer Vernunft, brannte ihr ein, dass auch wenn Tris Oliver hasste, sie freiwillig hier war. Außerdem vertraute Oliver ihr, so dass sie sich um die neuen kümmerte. Ela ahnte, dass sie es ihm erzählen würde, denn auch wenn sie wirklich besorgt klang, war sie so etwas wie die Vermittlerin zwischen den Mädchen und Oliver. Das war ihr Job. 'Eine Art Spion', schoss es Ela unwillkürlich durch den Kopf.

Doch trotzdessen mochte sie Tris. Denn sie gab ihr Tipps, versuchte sie aufzuheitern und das schätzte Ela. "Es war schmerzhaft.. ein bisschen.", sagte sie, bemüht wirklich überzeugend zu klingen. "Tut's noch weh?", fragte Tris. "Gestern nacht hat's ziemlich gezogen.", begann Ela und hielt sich ihren Unterleib, "aber jetzt gehts.", sie lächelte gezwungen. "Es kann nicht schlimmer werden!", heiterte Tris sie auf. "Das erste Mal ist immer schlimm, aber du hattest noch Glück!", und sie grinste wissend.

"Was meinst du?", fragte Ela sie sichtlich verwirrt. "Du weißt schon: Dein Kunde!", erklärte sie, doch als sie Ela's fragenden Gesichtsausdruck sah, formte sich ihr Mund zu einem großen O. "Du weißt nicht wer das war?", fragte sie schockiert. "Nein? Sollte ich?", nun war Ela komplett aus dem Konzept. "Das war Kollegah man!", rief Tris laut und aufgeregt aus. "Dein erstes Mal war mit Kollegah, das ist doch irgendwie cool!"

Der Name Kollegah kam Ela bekannt vor, doch sie wusste nicht woher. Angestrengt versuchte sie herauszufinden, wann sie diesen Namen schon einmal gehört hatte. Es lag ihr auf der Zunge und plötzlich fiel es ihr wie ein Schuppen von den Augen. "Der Rapper!", hauchte sie überrascht. "Ja. natürlich der Rapper du verpeiltes Kind!", Tris schlug sich an die Stirn.

"Was hätt ich dafür gegeben dass er mein Kunde wär!", rief sie seufzend und ließ sich auf das Bett fallen. Plötzlich spürte Ela einen Stich, einen Druck in ihrer Bauchgegend, doch wie wusste nicht woher es kam. Sie wurde irgendwie sauer auf Tris, auf das was sie vorhin gesagt hatte. Sie ahnte langsam, warum sie so fühlte, aus Eifersucht, doch sofort verdrängte sie diesen Gedanken auf ihrem Verstand, denn sie kannte ihn doch kaum, da konnte sie doch nicht eifersüchtig sein.

"Hmmm-hmm.", brachte sie stattdessen zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. "Naja, kleine, ich muss jetzt auch los, ich seh dich heute Abend.", richtete sich Tris langsam auf und verließ geschwind das Zimmer. Ela beneidete Tris in diesem Moment, denn weil diese freiwillig und länger hier war, befürchtete keiner, dass sie weglaufen würde. Daher durfte sie auch raus und so eigentlich ein normales Leben führen. Bis Ela rausdurfte, musste sie schon etwas länger hier sein und 'verrtrauenswürdig' erscheinen. Ela musste über diese Ironie lachen.

Um sich die Zeit zu vertreiben, ordnete sie das ohnehin saubere Zimmer, nach dem sie geduscht hatte. Als sie nichts mehr zu tun hatte, zog sie eins ihrer Bücher unter ihrem Bett hervor und fing an zu lesen.

** Am Abend**

Ela sah sich im Spiegel an. Diesmal half ihr Tris nicht beim vorbereiten. Sie trug diesmal ein ärmelloses, weißes, enges Kleid, welches ihr wieder sehr kurz war. Es gab eine Garderobe auf jedem Stockwerk, wo man sich irgendetwas rausholte, und das war das beste was sie hätte ergattern können. Doch da es keine High-Heels in ihrer Größe gab, trug sie Ballerinas und war sehr dankbar dafür. Jeden Gedanken an Felix hatte sie konsequent verdrängt. Sie wollte nicht hoffen.

Sie sah auf die Uhr. 21 Uhr. Tief atmete sie ein. Heute war es wirklich soweit. Heute würde es passieren. Sie hatte aber eine Methode gefunden, ein wenig runterzukommen. Sie hatte beschlossen, nicht nachzudenken. Sie würde einfach kein einziges Gefühl zulassen, keine Angst, keinen Gedanken. Sie dachte einfach nur an sowas wie eine schwarze Wand. Mit einem emotionslosen, leeren Blick, ging sie langsam raus.

Unten angekommen, sah sie den noch leeren Club. Es war ja auch gerade mal neun. Einige der Mädchen hatten sowas wie Stammkunden, und wussten deshalb was auf sie zukam. Doch keiner ahnte, dass Ela noch Jungfrau war. Sie fragte sich, wer es wohl sein würde. Sie setzte sich diesmal an die Bar, denn dass hatte ihr Oliver aufgetragen. Er beobachtete sie kurz, um zu sehen ob sie seinen Anweisungen folgte und kümmerte sich dann um anderes.

Langsam aber sicher füllte sich der Club. Jedes Mal wenn jemand neues kam, konnte Ela sich es nicht verkneifen zur Tür zu blicken. Und jedes Mal spürte sie einen Stich im Herzen. Jedes Mal war sie auf's Neue enttäuscht, auch wenn sie nicht hoffen wollte. Und jedes Mal, schüttelte sie sich kurz und atmtete tief ein, um ihre Gedanken nicht zuzulassen. Es war nun bereits 22:30 Uhr und der Club war gefüllt. Da sie sich in die Ecke der Bar gesetzt hatte, und versuchte, sich möglichst unauffällig zu verhalten, bemerkte sie kaum einer, und keiner fragte sie.

Sie fing unwillkürlich an zu glauben, dass vielleicht heute doch nichts passieren würde, doch sie hatte sich zu früh gefreut. Sie kannte dieses Business nicht ganz, und wusste nicht, dass solche Party's erst um elf Uhr wirklich starteten. Ein ziemlich betrunkener, stinkender Typ setzte sich neben sie. Er schien um die vierzig Jahre alt zu sein und sie bemühte sich, nicht angewidert dreinzuschauen. "Hey, Baby.", sagte der schmierige Man und Ela lächelte bloß gespielt. "Was kosteste?", fragte er in einem ekelhaften Tonfall und sein Blick musterte ihren Körper, wobei er bei ihren Brüsten hängen blieb. "Ehm..", fing Ela an, weil sie nicht wusste, wie das lief. Sie hatte gar nicht daran gedacht, doch musste sie anscheinend auch gar nicht, denn sofort kam Oliver.

"Sind sie interessiert?", fragte er und der Typ sah ihn verwirrt an. "Ich bin der Manager.", bemerkte Oliver, die ungestellte Fragte beantwortend. "Achso..", der Mann schien vollkommen weg zu sein. "Naja, das ist Ela. Sie ist neu hier. Sie kostet ** Euro.", er nannte ein Summe die viel niedriger war als die von letzter Nacht. Dann blickte er mich lehrend an. "Von nun an, kannst du das selber erledigen.", flüsterte er leise und zwinkerte ihr zu. Ela wich angewidert zurück. "Das lohnt sich.", lächelte der Mann dreckig und stand auf, während er Ela erwartungsvoll ansah.

Ela zwang sich keine Emotionen zuzulassen und lächelte stattdessen gespielt, während sie auch aufstand. "Wo..", fing der Mann an. "Ich hab ein zimmmer.", erwiderte Ela, ihm sein Wort abschneidend und kühl. Sie ging langsam auf die grüne Tür zu. Eine letzten Blick riskierte sie und sah durch den Raum, sah aber keinen Felix. 'Das war klar.', sagte sie sich innerlich ziemlich bitter und wendete sich wieder der Tür.

Doch dann, entgegen aller Hoffnung, entgegen aller Erwartung, ertönte die Stimme, die sie den ganzen Tag hatte hören wollen. Ihr Herz machte einen Satz, ihr Atem stockte und eine Gänsehaut durchzog ihren Körper. Fast angsterfüllt, dass es unreal war, dass sie es sich eingebildet hatte, drehte sie sich um.

"Ela.", sagte er bloß, doch das reichte, um sie zum lächeln zu bringen.

Pure (Kollegah FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt