Achtzehntes Kapitel

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Felix sah sie an. Er wusste nicht was er sagen sollte, doch er wusste die Wahrheit. Er wollte sie natürlich nicht anlügen, aber sie sah so verletzlich, so ängstlich da, und fürchtete seine Antwort, so dass er es nicht übers Herz bringen konnte, wollte. "Ela.", sagte er stadtdessen leise, doch für Ela war das eine Antwort genug.

Sie lächelte und versuchte ihren verletzten Gesichtsausdruck zu verbergen. Sie kam sich selber ziemlich dumm vor, so zu fühlen, doch sie konnte nichts dagegen tun. Das Herz hörte bekanntlich nicht auf die Stimme der Vernunft. Felix blickte sie aufmerksam an, studierte jede ihrer Gesichtszüge, Bewegungen.

"Ich bin ziemlich müde.", sagte Ela leise. Felix wollte schon etwas einwenden, doch sie ließ ihn verstummen, indem sie ihre Lippen vereinte. Ganz sanft und zärtlich nahm sie seine Oberlippe zwischen ihre, wofür sie auf die Zehenspitzen gehen musste. Doch der Kuss währte nur kurz, denn Ela löste sich langsam von ihm und mit einem letzten Blick in seine Augen, ging sie die Treppen rauf und ließ ihn im Flur stehen.

In ihrem Zimmer, ließ sie sich erschöpft auf ihr Bett fallen. Schnell zog sie sich um und verkroch sich unter die kuschelige Decke. SIe versuchte vergeblich ihre Gedanken zu klären und an nichts zu denken, aber wie so oft lag das nicht in ihrem Machtbereich. Deswegen entschied sie sich um und wollte alle Gedanken zulassen um sie ein für alle Mal zu ordnen, sortieren und verdrängen.

Die verwirrenden Gefühle an diesem Tag, strömten sie wie eine erdrückende Welle fast um. Sie war eifersüchtig, auch wenn es ihr nicht gefiel und sie sich dumm dabei vorkam. Aber da war noch etwas. Es war die Angst.

Die Angst davor, dass sie nicht gut genug war. Dass er das Interesse an ihr verlor, wenn er bemerkte, dass sie nicht bereit für mehr als nur küssen war. Die Angst davor, dass selbst wenn sie es tat, nicht so 'gut' war, wie die davor. Die Angst, dass er bemerkte, was für ein Fehler es war sie bei sich aufzunehmen. Sie fürchtete sich davor, dass er sie irgendwann satt hatte, aber nichts sagen konnte.

Denn sie wusste, dass dieser Tag kommen würde. Sie war beschädigt. Ein emotionales Wrack, was sich verzweifelt versucht zusammenzureißen, was vergeblich versucht die zersprungen Teile seiner selbst zusammenzukleben. Sie hatte die Erinnerung an die eine Nacht zwar in den letzten Tagen mit erstaunlichem Erfolg verdrängt, doch mit einem Mal strömten die Erinnerungen herein.

Der Schmerz, der ihr Herz verkampfen ließ, der ihr Herz langsamer schlagen ließ, überwältigte sie mit einer ungalublichen Wucht. Ein Schluchzen entfuhr ihr, als ihr einfiel wie Oliver sie angefasstehatte. Wo er sie geküsst hatte. Schnell schloss sie ihre Hand um ihren Mund, um weitere Geräusche zu vermeiden, die Felix' Aufmerksamkeit wecken würden.

Unter der Decke wurde es Ela zu heiß. Schnell stieg sie aus dem Bett, doch da sie nicht rauskonnte, ging sie zum Fenster und blickte auf die leere Einfahrt. Es schien so trostlos, wie sie selbst. Sie brauchte gerade die Aussicht einer lauten, belebten Straße, mit vielen fahrenden Autos und einem Geräuschpegel, der ihre Gedanken vertrieb. Doch da gab es nichts dergleichen.

Sie fühlte sich dreckig. Die Tränen rannen ihr über die Wangen und es fühlte sich so an, als würde ihre Haut, unter diesen Tränenspuren, unter Dreck und Staub sichtbar. Sie versuchte sich zu beruhigen in dem sie tief ein und ausatmete, doch diesmal half es nicht. Es klang bloß verzweifelter, trauriger.

Felix, der nun in ihrem Türrahmen stand verlor fast den Verstand. Er wusste nicht was er tun sollte. Vielleicht wollte sie alleine sein, aber er wollte nicht, dass sie alleine war. Ihr herzzertrümmernden, kaum hörbaren Schluchzer erschütterten seine Gefühlswelt. Er wollte ihr helfen, wusste aber nicht wie. Er wusste aber, dass solche Wunden, nicht von einem Tag auf den anderen heilten. Auch wenn sie unbeschwert gewirkt hatte, verbarg sie ihre Narben, ihren Schmerz permanent. Und es zerfraß sie innerlich, was sie aber nicht ahnte.

Pure (Kollegah FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt