Dreizehntes Kapitel

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Felix der sich gerade aufgerichtet hatte, bewegte sich zur Tür, doch Ela kam ihm zuvor. Sie versperrte ihm den Weg. "Ne-Nein.", stotterte sie. "Ela, geh aus dem Weg.", knurrte Felix zwischen zusammengebissenen Zähnen. Er wollte links an ihr vorbei, doch sie wich ebenfalls zur gleichen Seite.

"Ela.", sagte er flüsternd, mit einem bedrohlichen Unterton der seine Stimme begleitete. Er streckte seinen Arm aus und schob sie sanft, um sie nicht zu verletzen, aber dennoch bestimmt zur Seite. Er kam aber nur zwei Schritte weiter. Ela holte ihn erneut ein. Sie legte ihm die Hand auf die Brust und versuchte ihn somit auf zuhalten, natürlich bewirkte sie damit nichts, dafür war sie zu schwach und er zu stark, aber er blieb stehen.

Er sah ihr an dass sie was sagen wollte, aber nicht die Worte fand, deswegen wartete er. Sie atmete tief ein. Eine Träne rann ihr Gesicht runter und zärtlich wischte er sie weg, aber seine Körper war weiter hin angespannt. "Wenn du jetzt gehst, dann.. dann...", ihre ohnehin schon schwache Stimme brach ab.

Felix sah sie aufmerksam an. "Dann was?"; fragte er ernst. Ela's Gesicht verzog sich wieder und ihr rannen erneut Tränen. Sie hasste sich im Moment dafür, vor jemandem zu weinen, doch es lag außer ihrem Machtbereich. "Er wird es- es wieder tun, o-oder seine Freunde. Sie werden es wieder tun.", ihr Atem ging flacher bei der Vorstellung dass das passieren könnte.

"Keiner,", zischte er kalt, "Keiner tut dir irgendwas, solange ich da bin." Ela wirkte nicht überzeugt. Felix hob ihr Gesicht an. "Ela, hörst du mich? Keiner, rührt dich an!", sagte er laut und deutlich. "Was wenn du mal nicht da bist?", rief sie in den Raum. Die Wörter verließen ihren Mund bevor sie darüber nachdachte.

"Du bist nicht immer da, und das kann ich auch nicht von dir verlangen. Es ist pas-passiert, es ist vorbei, ich möchte es... Ich möchte es vergessen.", sie atmete aus, schniefte ein wenig und wischte sich die Tränen fort. "Wenn du glaubst dass ich hier nichts tuend sitzen kann, dann irrst du dich!", versicherte er ihr und machte Anstalten zu gehen.

"Bitte.", flüsterte Ela zwischen all ihren Tränen, die drohten sie zu ertränken. Er blieb stehen. Sie sprach zu seinem Rücken und atmete tief ein, denn in die folgende Bitte steckte sie ihr ganzes Herzblut rein, ihr ganzes Vertrauen, sie würde ihm somit gestehen, wieviel er ihr bedeutete. Sie wollte nicht schwach wirken, aber jetzt, in ihrem weinenden und am Boden zerstörten Zustand, wusste sie, dass sie nichts dagegen tun konnte.

Sie war niemals das starke Mädchen gewesen, aber sie hatte sich auch nie jemandem so ausgeliefert, so getraut. "Bitte, geh nicht. Wenn dir was passiert, dann hab ich niemanden mehr.", flüsterte sie kaum hörbar, aber mit einer herzerschütternden Inbrunst. Sie hatte sich nocht nie verletzbarer gefühlt und das bemerkte er.

Er drehte sich langsam um, und fasste einen Entschluss. "Komm her.", murmelte er und schloss sie in ihre Arme. Plötzlich schwand ihr der Boden unter den Füßen und er trug sie auf ihr Bett. Er legte sich vorsichtig neben sie und sie weinte. Sie weinte den ganzen Schmerz, der sich all die Jahre angestaut hatte von der Seele, Dinge die zwar niemand wusste, aber die sich angesammelt hatten.

Sie schluchzte und spürte wie sein Shirt unter ihrem klammernden Griff und ihrem Gesicht nass wurde, doch weder ihn noch sie interessierte es. Ela hatte sich nun ganz verausgabt. Sie wusste nun, dass sie sich ihm vollkommen und ganz, mit allem was sie war, preisgegeben hatte. Er hatte nun so eine starke Macht über sie, und er war sich dessen auch bewusst, dass es ihr schier den Verstand raubte.

Es war nahezu lächerlich, dass ein Fremder, einem so vertraut wird. Doch sind es nicht immer die Fremden, denen man traut? Jeder fängt als Fremder an, der Sinn, das Ziel ist es kein Fremder zu bleiben. Und Felix war ihr kein Fremder mehr, denn er hatte sie an ihrem tiefsten Punkt erlebt. Er wusste was sie verletzen konnte, jetzt würde man sehen, ob er sich dieses Vertrauen als würdig erwies.

"Du hast mich gerettet.", hauchte sie bevor ihre schweren, erschöpften Lider zufielen. Sie bekam nicht mit, wie Felix seinen Kopf schüttelte. "Nein, du hast mich gerettet.", flüsterte er so leise, dass nur er es hören konnte.

** nach einigen Stunden **

Ela's schweren Lider öffneten sich kurz, und schlossen sich kurz darauf wieder. Sie gähnte und ihre Lider flatterten bis sie sich benommen aufsetzte. Sie benötigte einige Momente um sich wieder an alles zu erinnern. Sie schaute nach draußen, es war dunkel, also nahm sie an dass es vier oder fünf Uhr war.

Plötzlich bemerkte sie, dass Felix's Platz, wo er lag leer war. Schnurtracks, das schlimmste befürchtend, stand sie auf. "Felix?", rief sie. Doch keine Antwort kam. Sein Zimmer war leer und als sie die Treppen runterging, sah sie dass er auch nicht da war. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. "Felix?"", rief sie immer wieder, doch sie wusste es bereits. Er war weg.

Sie ging zur Haustür und wollte ihm folgen, wahrscheinlich, nein ziemlich sicher, war er bei Oliver. "Nein, nein, nein.", murmelte sie immer wieder, als sie bemerkte, dass er die Tür abgeschlossen hatte. Hektisch rüttelte sie daran, doch vergeblich. Sie rannte in die Küche, da es dort eine weitere Tür gab, doch sie war ebenfalls verriegelt. "Nein!", rief sie verzweifelt auf.

Ihr fiel das Handy ein, dass er ihr gegeben hatte. Schnell lief sie hoch und entsperrte den Bildschirm. Als sie auf Kontakte drückte, war die einzige eingespeicherte Nummer seine. Schnell wählte sie die Nummer. Aus der Ferne hörte sie ein Telefon klingeln. Sie ahnte es bereits als sie dem Geräusch folgte. Sein Handy lag in seinem Zimmer. Er hatte es nicht mitgenommen.

Ohne an seine Privatsphäre zu denken, denn das war ihr gerade egal, entsperrte sie sein Handy und ging auf Kontakte. Sie wählte Majoe's Nummer, doch die Mailbox ging ran, auch als sie KC anrief, verhielt es sich genauso. Laut stöhnte sie auf. Es gab nichts für sie zu tun, außer zu warten.

Sie wusste dass sie sich nicht ablenken können würde, denn dazu war sie viel zu aufgeregt, aufgebracht und besorgt. Sie malte sich die schlimmsten Szenarien aus. Was wenn er verletzt wird? Oder schlimmer noch, stirbt? Was wenn er zwar heil zurückkam, aber Oliver seine Drohungen verwirklicht? Was wenn er stirbt und Oliver seine Drohungen in die Tat umsetzte?

Wie immer wenn sie sich beruhigen wollte, setzte sie sich hin, zog die Beine an und schlang so die Arme um ihren zusammengekauerten Körper. Ihren Kopf legte sie auf ihre Knie und wartete. Sie wusste nicht wie lange sie so da saß, es hätten Stunden sein können, aber genauso gut auch zehn Minuten. Ihr Zeitgefühl ließ sie im Stich.

Aber nicht ihre Ohren, denn sie hörte, wie sich ein Schlüssel im Türschloss umdrehte und die Tür aufgedrückt wurde. Schnell stand sie auf und ging zu Tür. Als sie die Person die hereinkam sah, weiteten sich ihre Augen und ihr Mund blieb offen stehen.

Pure (Kollegah FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt