Dreißigstes Kapitel

2.9K 76 19
                                    

Der schrille Wecker neben Felix' Bett weckte Ela unsanft auf. Laut stöhnte sie auf und erwartete eine Bewegung neben sich von Felix, der neben ihr lag. Oder besser gesagt liegen sollte. Als sie die Augen öffnete bemerkte sie, dass er nicht mehr da war, stattdessen lag ein Zettel auf dem Kissen.

"Musste früh ins Studio. Ich hol dich ab, dann gehen wir ins Boxstudio."

Seufzend richtete sie sich auf und begab sich in ihr Zimmer um sich anzuziehen. Langsam und lustlos stieg sie die Treppen runter, da sie heute einen dieser Tage hatte, wo sie kein Bock auf nichts hatte. Sie wollte sich eigentlich bloß einen Apfel schnappen doch auf dem Tisch stand ein Teller mit Pfannkuchen und Beeren bereit. Sie musste lächeln.

Auf einem Zettel stand noch: "Ich find meine besser." Schmunzelnd aß sie die wirklich köstlichen Pfannkuchen und machte sich dann auf den Weg. Wie immer nahm sie die Bahn und ging an dem Atelier von Simon vorbei, der noch nicht da war.

Alonso war natürlich schon da und bereits in Schürze dabei zu backen. Lächelnd begrüßte sie ihn und schnappte sich ihre Schürze um ebenfalls loszulegen. Diesmal gabs neu auf der Karte Kannelbullar (sowas wie schwedische Zimtschnecken) und Tårta Blåbär, was eine kaltservierte Blaubeertarte ist.

Langsam bekam sie es wirklich hin, das ganze fast so gut hinzubekommen wie Alonso, da er nebenbei auch ein sehr guter Lehrer war. Mit der Zeit füllte sich das Café auch und am Nachmittag kam auch Simon vorbei. Er setzte sich auf einen der Einzeltische.

"Was kann ich dir bringen?", fragte Ela und lächelte ihn an. "Ehm, hallo.", begrüßte er sie erstmal. "Was gibts denn heute besonderes?", fragte er unentschlossen. "Es gibt eine neue Blaubeertarte schwedischer Art. Die ist wirklich gut weil...", schlug sie ihm vor, doch mitten im Satz brach sie ab, wegen dem unbeabsichtigen Reim und Simon stimmte mit ein.

"Dann nehm ich doch die Blaubeertarte schwedischer Art.", zog er sie auf. "Man, das war nicht mit Absicht!", entgegnete sie und machte sich aber trotzdem lächelnd auf den Weg zur Theke um den Kuchen zu bringen. "Und einen Kaffee!", rief er ihr noch hinterher.

Als Ela ihm seine Bestellung brachte, war das Lokal bereits fast leer, da außer Simon und einer älteren Dame kein weiterer Kunde da war. Und diese Dame wollte auch schon bezahlen. Lächelnd brachte sie ihr die Rechnung. "Dankeschön, das war ein wirklich vorzüglicher Kuchen!", rief die Frau begeistert. "Freut mich dass es ihnen gefallen hat!", äußerte sich Ela und half ihr beim Aufstehen. "Sie sind so freundlich!", bedankte sie sich und Ela winkte bloß ab. "Das ist doch selbstverständlich!", rief sie.

Nachdem die Frau das Lokal endgütlig verlassen hatte, kam Alonso aus dem Hinterzimmer zur Theke. "Bella, es ist nichts mehr los. Für heute kannst du gehen!", erlaubte er ihr großzügig, in dem typischen italienischen Singsang, den sie so liebte. Obwohl Ela zunächst ablehnte, bestand Alonso drauf so, dass sie kurzerhand nachgab.

Zeitgleich mit ihr verließ auch Simon das Café. Ela sah auf die Uhr ihres Handy's. In einer Stunde wollte Felix sie abholen. Sie könnte hier auf ihn warten, nach hause gehen oder ins Studio. "Hey, sollen wir noch was machen, wenn du Lust hast?", holte die Stimme von Simon sie aus ihren Gedanken. Ela war wirklich geneigt ihm zuzusagen, doch sie entschied sich doch dagegen.

"Ne, also danke für das Angebot, aber ich glaube ich besuche meinen Freund auf der Arbeit.", erklärte sie ihm lächelnd. Sie wusste nicht wieso, aber sie hatte das Bedürfnis Simon klar zu machen, dass sie vergeben war. Zum ersten mal sagte sie, dass er 'ihr Freund' war und das hörte sich wirklich seltsam an. Aber auf eine gute Art und Weise. "Achso, ok.", erwiderte Simon, dessen Gesichtsausdruck auffällig zu überrascht und dann versucht normal überging.

Das mulmige Gefühl in ihrem Magen unterdrückend, das durch seine Reaktion erzeugt wurde, umarmte sie ihn kurz und verabschiedete sich so. Sein Gesichtsausdruck beunruhigte sie ein wenig. Es war nicht so, dass sie viel auf sich setzte, dass sie annahm er würde auf sie stehen, aber er war ihr bei ihrem Treffen oft unangenehm nahgekommen. Sie hatte es zwar ignoriert und die Annäherungen nicht wirklich auf diese Weise wahrgenommen, aber sein Blick, als sie Felix erwähnte hatte, ließ sie doch irgendwie glauben, dass vielleicht mehr dahinter steckte. Schnell schüttelte sie den Gedanken ab, denn da sie nun gesagt hatte, dass sie vergeben war, würde ihm klar sein, dass sie mit ihm nur befreundet sein wollte.

Pure (Kollegah FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt