Neuntes Kapitel

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Nach ungefähr 20 Minuten Fahrt die sie in einvernehmlichen Schweigen verbrachten, kamen sie endlich in seiner Gegend an. Ela sah überrascht aus dem Fenster und bewunderte die ordentlich aneinander gereihten Villen, mit ihren außerordentlich gepflegten Gärten.

"Hier wohnst du?", rutschte es ihr aus. Er lachte bei ihrem überraschten Tonfall laut auf. "Wieso so überrascht?", fragte er amüsiert. "Ehm..." "Komm, du kannst ruhig die Wahrheit sagen.", forderte er sie im scherzenden Tonfall auf.

"Du siehst nicht wirklich aus wie jemand der in so einer Gegend wohnt.", gab sie schließlich zu. "Wo hättest du denn erwartet wo ich wohne?", fragte er interessiert und immer noch grinsend. "Etwas mehr... ghettohaftes.", erwiderte sie und meinte es auch ernst. Felix schüttelte lachend den Kopf. Sie merkte, dass sie den Klang seines Lachens mochte und sah zaghaft in seine Richtung. Er sah auf die Straße, und seine Hände umklammerten das Lenkrad.

Ihr Blick blieb an seinen Armen hängen, die sehr muskulös waren, und beobachtete jede Bewegung, die zu deren Anspannung oder Entspannung führten. Irgendwas an diesem Muskelspiel schien sie zu faszinieren.

Und dies stellte auch er fest, als er ihren Blick bemerkte. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch sie musterte ihn so gespannt, dass er nicht anders konnte. Er räusperte sich und sein Wunsch, dass sie errötete erfüllte sich. Als ihr das Blut in die Wangen schoss, fand er, das rot noch niemandem besser gestanden hat. Plötzlich wurde sie noch roter. Unabsichtlich hatte er seine Gedanken laut ausgesprochen und auch wenn sie verlegen wurde, musste sie lächeln, weil es ihm auch unangenehm zu sein schien, dass er seine Gedanken preisgegeben hatte.

Endlich parkte er vor einer weißen, großen Villa und stieg aus. Ela öffnete ihre Tür und stieg ebenfalls aus. Felix holte ihren Koffer hervor und winkte bloß mit der Hand ab, als sie diesen tragen wollte. Er ging vor und sie folgte ihm, aber langsam, weil sie zu sehr damit beschäftigt war sich umzusehen. Durch eine Einganspforte hindurch gegangen, folgten sie einem Kiespfad der zur Haustür führte. Rechts und Links von diesem Weg war der Garten, der ein wenig verkümmert wirkte.

Nur eine einzige Tulpe war zwischen all dem Unkraut auszumachen. Ela's Blick blieb an dieser hängen. Irgendwas an diesem Bild machte sie traurig. "Ja, ich komme kaum dazu mich um den Garten zu kümmern.", holte er sie aus ihren Gedanken zurück und sie nickte dennoch ein wenig Geistesabwesend.

Erst als sie sah, dass er an der Haustür gelehnt stand und sie beobachtete ging sie schneller und erreichte ebenfalls die Tür. Er machte eine Handbewegung, die ihr einzutreten bedeutete. "My Lady. Ihr Heim.", sagte er, doch mit seiner rauen Stimme klang es nicht wirklich vornehm, was sie zum Lachen brachte. "Ich danke ihnen, werter Herr.", entgegnete sie und trat ein. Sie fand sich selbst in einem großen Salon wieder und blickte sich um. Sie wollte nicht wie ein armes Mädchen wirken, deswegen unterdrückte sie ein Wow. Es sah wunderschön aus, und war auch schön eingerichtet.

"Also geradeaus ist das Wohnzimmer, hier rechts die Küche.", fing er an und fürhte sie durch das Erdgeschoss. Dann ging er die Treppen hoch. Vier Türen befanden sich hier. "Hier ein Badezimmer, das ist mein Zimmer", er deutete auf eine der Türen. "Und hier bleibst du, wenn's dir gefällt.", sagte er und zeigte ihr das Zimmer neben seinem.

Es war komplett möbiliert. "Ich kann auch auf der Couch schlafen!", versuchte sie es doch er sah sie bloß ermahnend an. "Spinn bitte nicht rum! Das Zimmer steht doch eh leer!",sagte er, so dass sie sich geschlagen gab. Oben gab es noch zwei weitere Zimmer, ein Spiel Zimmer, mit einem Billard-Tisch usw. und ein Fernsehzimmer, wo er einen Beamer, eine riesen Soundanlage und einen riesen Fernseher hatte.

"Hast du was gegeseen?", fragte er. "Ich hab keinen Hunger.", sagte sie ein wenig zu schnell. Er sah sie an. "Du wohnst jetzt hier! Ich möchte echt nicht, dass du dich immer wieder verstellst!", sagte er. "Ich..", fing sie an, doch sah seinen Blick. "Ich hab nicht gefrühstückt.", gab sie schließlich zu. "Na also.", sagte Felix und beide gingen in die Küche. "Magst du Pfannkuchen?", fragte er sie und sie nickte. Bei dem Gedanken an Pancakes, lief ihr das Wasser im Mund zusammen. "Ich mache die Weltbesten Pancakes!", verkündete er feierlich.

"Glaub ich nicht!", erwiderte sie und er sah sie fragend an. "ICH mache die Weltbesten Pancakes." "Das glaub ich nicht.", gab er selbstsicher zurück, doch Ela hatte auch guten Grund, sich sicher zusein. Sie lachte, wie man über einen Witz lacht. "Du glaubst mir nicht?" "Oh, doch. Klaaar, sicher machst du die besten Pancakes. Wenn dich das glücklich macht.", neckte sie ihn und fragte sich, warum sie plötzlich so offen war. Wahrscheinlich lag das daran, dass die bedrückende Stimmung der vier Wände ihres Zimmers im 'The Lick It' sie nicht mehr hemmten.

Sie fühlte sich frei. Als wär ihr Herz verkrampft gewesen und jetzt konnte es endlich frei schlagen. Als wäre ihr eine schwere Last weggenommen worden. Felix war ebenso überrascht, doch es gefiel ihm. "Machst du dich lustig über mich?", fragte er gespielt drohend und ging langsam auf sie zu. "Hmm..", überlegte sie. "Wie wärs mit nem Wettbewerb?", fragte er nun weiter und blieb vor ihr stehen. "Von mir aus.", gab sie zurück und nahm die Herausforderung an.

"Ok, heute ich, morgen du.", sagte er und sie nickte bloß. Langsam beugte sich Felix ein wenig vor. Ihre Gesicher trennten jetzt keine zwei Fingerbreiten. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut. "Und sie werden dir noch Schlimmeres antun." schoss es ihr durch den Kopf und sie zuckte zusammen. Er sah sie überrascht und verwirrt an. "Was ist los mit dir?", fragte er und beobachtete sie genau.

Er ahnte, dass irgendetwas nicht mit ihr stimmte. "Nichts. Alles ok, ich glaub nur dass ich zu müde bin... Ich konnte gestern nicht so gut schlafen.", sie versuchte zu lächeln, doch das Wort gestern schwebte gerade in der Luft. Gestern. Ihr Atem ging flacher. Das bemerkte er natürlich, da sie sich immernoch gegenüber standen. Er runzelte die Stirn. "Du lügst.", sagte er bloß. Sie sah ihm nicht in die Augen udn schüttelte den Kopf. "Nein, tu ich nicht." Er legte seinen Daumen unter ihr Kinn und hob es an, damit sie ihm in die Augen sah. "Ist was passiert?", fragte er nun sichtlich besorgt, und der scherzhafte Unterton mit dem sie gerade noch rivaliert hatten war komplett verschwunden.

"Nein.", Ela schüttelte bestimmt den Kopf. "Ich bin müde, das wars." Schnell stellte sie sich auf die Zehenspitzen und umschloss langsam und sorgfältig mit ihren Lippen seine Unterlippe. Sie küsste ihn sanft und auch wenn er zunächst argwöhnisch gewesen war, redete er sich ein, das nichts war und erwiderte ihren Kuss.

Er zog sie näher an sich, und bemerkte nicht ihre leichte verkampfte Haltung. Lansam löste sie sich von ihm und stellte sich wieder auf die Füße. "Ist es Ok, wenn ich ein Bad nehme und dann mich schlafen lege?", fragte sie und er nickte ein wenig benommen, von dem intensiven Kuss. Sie stellte irgendwas mit ihm an, und er wusste nicht was.

Er sah ihr hinterher wie sie die Treppen raufging und ihm gefiel es. Ihm gefiel dass sie hier war. Er drehte sich gerade wieder zur Küche um, als sein Handy klingelt. "Hallo?", ging er ran. Farid rief ihn an und wollte vorbeikommen. Felix fiel erst jetzt ein, dass er nicht wusste wie er das seinen Freunden erklären sollte. "Eh, Bruder, heute ist schlecht. Lass mal morgen treffen?", schlug er vor doch Farid hatte wohl was wichtiges mit ihm zu bereden, deswegen berabredeten sie sich für den Abend. Sein Leben außerhalb von Ela hatte er komplett ausgeblendet, und jetzt wo sie hier war, fiel ihm auf, wäre es nur eine Frage von Zeit wann sie erfahren würde, dass er Rapper war. Doch irgendwie würde er schon alles hinkriegen, da war er sich sicher.

Ela schlief stundenlang, und als sie dann ihre Augen öffnete, bemerkte dass es nicht bloß ein Traum war. Sie war wirklich frei. Doch sie konnte sich nicht wirklich freuen. Sie ging langsam die Treppen runter, sich den Schlaf aus den Aufen reibend. "Felix?", fragte sie doch erhielt keine Antwort. Verwundert ging sie in die Küche und sah einen Zettel. 'Hey, musste dringend was erledigen. Warte nicht auf mich. Essen ist auf dem Herd.'

Ela drehte sich zum Herd um und lächelte. Er hatte ihr extra Suppe und Reis gekocht. Doch sie spürte wie sich bei den Gedanken an Essen ihr Magen umdrehte, deswegen ließ sie es unberührt liegen. Sie ging weiter in Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. Da sie nach dem Duschen ihre Jogginghose und eine enges Top angezogen hatte, weil es warm war, machte sie es sich gemütlich und schaltete den Fernseher an.

Doch sie wurde unterbrochen, als plötzlich die Türklingel ertönte.

Pure (Kollegah FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt