Entsetzt blickte Ela auf den Brief. Schwer atmend und mit klopfendem Herzen, löste sie das Tesaband vorsichtig von der Tür und nahm den Brief an sich. Er fühlte sich schwer an, aber dies lag nur daran, dass sie ihm so viel Bedeutung zumaß.
Langsam, wie im Trance, schloss sie die Tür auf und trat hinein. All ihre Bewegungen erfolgten beinahe mechanisch. "Oh Gott, Oh Gott.", hauchte sie ungläubig, doch nahm ihre Worte nicht wirklich ahr. "Er hat mich gefunden. Er hat mich gefunden..", flüsterte sie immer wieder und Tränen rannen ihr über das Gesicht.
Mit einem letzten "Er hat mich gefunden", brach sie endgültig in laute Schluchzer und Tränen aus. Sie setzte sich auf die altrosa Couch und zog ihre Beine an sich. Die Erinnerung an die Nacht, in der sie vergewaltigt wurde, erschien wieder vor ihren Augen.
Ihr leerer, an die Decke gerichteter Blick. Sein heißer, schwerer, ekelhafter Atem an ihrer Halsbeuge, während er keuchend seinen Körper auf und ab bewegte. Der unsägliche, der unbeschreiblich schmerzhafte Druck in ihrem Unterleib. Die ganze Szene verschwamm, da ihr eine Träne nach der anderen aus den Augen quoll.
Ängstlich und zitternd starrte sie den Brief in ihren Händen an. Er war cremeweiß. Vorsichtig traute sie sich langsam daran, ihn zu öffnen. Ihre zu stark zitternden Hände erschwerten diesen Prozess erheblich, doch am Ende hielt sie ein gefaltetes Blatt Papier zwischen den Fingern.
Zögernd entfaltete sie das Stück Papier, so dass eine fast blanke Seite zum Vorschein kam. Die Worte, die sie darauf vorfand, versetzten sie in eine sonderbare Art von schrecken. Wie konnten an sich so positiver Worte, so bedrohlich, so bedrückend, so unglaublich brutal klingen?
"Hab dich vermisst. Vielleicht schaue ich demnächst vorbei."
Diese in Schreibschrift sorgfältig hingeschrieben Worte, starrte sie flach atmend an. Eine Träne nach der anderen verließ ihr Gesicht und tropfte auf den Brief. "Er wird kommen. Er hat mich gefunden.", hauchte sie.
Bevor sie in ihren Schluchzern weiter untergehen konnte, riss das Klingeln ihres Handy's sie aus ihrem vollkommen erstarrten, leeren Verstand. Sie war zu keinem Gedanken fähig.
Als sie das laute Klingeln und das durchdringende Vibrieren ihres Handy's wahrnahm, schrak auf. Sie blickte auf das blinkende Display. KC. Schnell versuchte sie sich zusammenzureißen. Mit einer Hand wischte sie die Tränen weg, was nur dazu führte, dass sie die salzige Essenz ihrer Tränen auf ihren ganzen Wangen verteilte. Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen mit ihrer Zunge und atmete mehrmals tief ein und aus, um ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen.
"Hallo?", kam ihre Stimme heiser und krächzend hervor, so dass sie sich räusperte um ihren Hals zu klären. "Ej, Felix ist grad noch im Studio", fing KC sofort an, ohne sich mit unnötigem Smalltalk aufzuhalten, "Er kommt ein bisschen später, also hol ich dich ab, ok? Bin in fünfzehn Minuten da.", informierte er sie.
Ela's Augen weiteten sich. Das Essen hatte sich vollkommen vergessen oder eher verdrängt. "Hm Hm.", bejahte sie. "Was?", fragte KC, da er ihre Stimme kaum hörte. "Ja, bis in 15 Minuten, danke.", widerholte Ela. "Ok, bis gleich.", und mit diesen Worten legte er auf.
Schnell richtete sich Ela auf und ging ins Badezimmer. Sie betrachtete ihr Spiegelbild und bemerkte, dass sie nicht so miserabel aussah, wie sie sich fühlte. Schnell wusch sie ihr Gesicht mit kaltem Wasser um die roten Flecken, die sich immer bildeten wenn sie weinte, wegzubekommen.
Sie zog einen High-Waisted-Skaterrock an und stopfte ein T-Shirt mit Starwars Aufdruck rein. Kurz kämmte sie noch ihre Haare und zog einen feinen Strich Eyeliner über ihren Augen und betrachtete sich erneut im Spiegel. Man sah nun gar nicht mehr, dass sie geweint hatte.Sie atmete tief ein.
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Pure (Kollegah FF)
FanfictionEla war immer das süße, unschuldige und kluge Mädchen gewesen, das jeder irgendwie mochte. Doch so trafen Felix und Ela nicht aufeinander. Sie traf ihn an ihrem Tiefpunkt, wo alles hoffnungslos, alles zwecklos und so unglaublich auswegslos schien. I...